Was es aber nicht sagt, und was aber das wirklich Interessante und Wichtige wäre ist, wie ich mit den Aufwallungen fertig werde, die sich auf dem Weg einstellen. Wie halte ich die Angst aus? Die Leere? Die Verzweiflung? Die Rückschläge? Besonders, wenn das Urvertrauen sowieso schon fundamental erschüttert ist. Wenn sich das Gefühl einstellt, dass die Seele eine weitere Enttäuschung nichtmehr verkraftet. Wenn der Glaube daran, dass alles gut wird nichtmehr zieht.
Denn genau das ist Verlust des Urvertrauens - alleinsein im Nichts. Haltlos.
Gibt es dafür auch ein hübsches mit Worten gemaltes Bild?
Was du beschreibst, ist genau das Kernproblem. Angst, Leere, Enttäuschung, und dieses Urvertrauen ist in dieser Wirklichkeit nicht existent. Wie auch? Wird doch alles so erlebt, dass jede Art von Vertrauen ständig erschüttert, zu Fall gebracht wird, also man aus Selbstschutz Vertrauen gar nicht trauen kann, darf. Deshalb schrieb ich weiter vorne, der Zustand ist für jemanden, der vom eigenen (Ur-)Vertrauen ausgeht, kaum nachvollziehbar, ist wie eine völlig anderer Parallelrealität, die eben auch hier, im selben Umfeld existiert.
Als Bild wäre das Schwarz in schwarz in schwarz, du selbst mittendrin.
Als eigene Empfindung: Alles ist dein Feind. Sogar du selbst.
Lange hält jemand so etwas nicht aus. Es gibt Wege, damit umzugehen, viel lässt sich effektiv verdängen, auch zumindest für eine gewisse Zeit medikamentös oder durch Genussmittel dämpfen, man kann ein wenig Struktur, etwas Halt reinbekommen, was alles am Leben hält.
Aber, wenn sich nicht zumindest irgendeine Tür (durch die Hilfe anderer) öffnet, denn derjenige hat kaum die Kraft, selbst eine zu öffnen, dann steht am Ende die Sinnlosigkeit, die eigene Ohnmacht, Hilflosigkeit.
Und die hat für den Betroffenen dann manchmal wirklich nur eine Tür, einen Ausweg, den aus dem Leben.
Niemand begeht Selbstmord aus Spaß. Es ist der letzte Ausweg. Weil, wenn nichts mehr Sinn macht. Und das Leben selbst nur mehr, zu schmerzhaft ist.
Manchmal kommt Hilfe, ist jemand da, der hilft, helfen möchte. Nur, ob derjenige, diejenigen durchkommen, ob die Hilfe aus der "anderen Perspektive" auch als solche wahrgenommen, und viel mehr angenommen werden kann, ist oft ein mühsamer, auch mit Rückschlägen behafteter Bereich. Steht doch die Angst als Wächter davor, und zuerst muss jede Menge Misstrauen abgebaut werden, bevor jemand eine helfende Hand auch erkennen und zögerlich annehmen kann. Vielen, die zunächst helfen wollen, geht dabei die eigene Puste aus. Das kann ein Kraftakt sein, der viel Liebe, Energie kostet, aufbraucht.
Ist, wird der Helfer doch auch zum Spiegel all des Schlechten, Bösen, Bedrohlichen der Welt. Und manchmal kann noch was eigenartiges geschehen: Der Helfende lässt sich "anstecken". Kippt genau in den Zustand, aus dem er das Gegenüber rausholen wollte. Und hängt dann selbst mit drin. In der eigenen Ohnmacht. Gerade wenn viel Empathie, viel Liebe mit im Spiel ist. Muss nicht sein, kann aber. Leid ist manchmal wie ein Virus. Es ist ansteckend, wenn es nicht ganz verarbeitet wird. Geht in Resonanz mit dem eigenen Leid, das wir alle in uns tragen.
Maria45 hat generell schon recht, was das Bild mit dem Meer betrifft. Aber, manchmal ist der Weg zum Meer viel zu lang. Den kann so jemand nicht (mehr) gehen. Und auch mit Hilfe mag das nicht immer gelingen.
Und dann kann manchmal etwas Seltsames geschehen: Auf irgendeine Weise kommt das Meer zu dir. Wie, warum, kann ich auch nicht sagen. Ich weiß nur, dass es manchmal geschieht, möglich ist. Aus den dunklen Woklen kommt ein kleiner Lichtstrahl, in welcher Form auch immer. Der neue Hoffnung, neues Vertrauen gibt, geben kann. So es angenommen werden kann. Was auch nicht immer so problemlos möglich ist.
Damit ist die Sache noch lange nicht aus der Welt. Dann beginnt eigentlich erst die Arbeit heraus. Aber, es ist zumindest ein kleines wenig an Basis da. Für manchen, der in einer solchen Situation hängt, mag es sich als ein "Und wenn mich schon niemand mag, nicht einmal ich selbst, so liebt Gott mich doch" darstellen, für andere in anderer Form. Ein anderer verliebt sich vielleicht absurderweise an genau einem solchen Tiefpunkt, und erlebt im positiven Fall die Erwiderung seiner Empfindungen. Wenn das allerdings schiefgeht, fällt derjenige noch tiefer, so das möglich ist. Wichtig scheint irgendein neuer, möglichst wenig angstbelasteteter Bezugspunkt zum, ins Leben zu sein. Etwas, das demjenigen eine Aufgabe, und zugleich Halt gibt.
Letzlich ist alles möglich, viel kann hilfreich sein, und vieles, das hilfreich scheint, kann ins Gegenteil führen. Dieser ganze Bereich ist also eine ziemliche Gratwanderung für alle Beteiligten.
Ich bin kein Experte für sowas, reflektiere auch nur ein wenig über das, was ich wahrnehme, mit mir oder anderen in dieser Hinsicht erlebt habe. Deshalb habe ich leider auch nicht wirklich eine Lösung anzubieten.
Als Helfer bin ich an so etwas gescheitert. Stand völlig an, war am Ende meiner Weisheit, musste aufgeben. Schmerzvolle Erfahrung. Als Betroffener, nun ja, ich schreibe hier, bin also noch da. Hätte auch anders verlaufen können.
____
Die völlige Polarität, reines Urvertrauen, reine Urangst, sind allerdings eher selten. Zumeist erlebt jemand eine Mischform, die auch durchaus zwischen den Polen schwanken kann. Als Resultat entsteht eher diese indifferente, schwammige innere Unzufriedenheit, man spürt, merkt, dass was nicht stimmt, es belastet aber nicht genügend, um sich damit eingehender zu befassen, also reichen ein paar Bier, ein paar Tabletten, ein paar positive Gedanken, um einem das Gefühl zu suggerieren, es wäre schon ok so.
Daraus wird dann das, das wir für normal halten.