Verschwörungstheorie, Verschwörungsmythos - ein Kampfbegriff?

Das wäre für mich der Punkt: den kleinsten gemeinsamen Nenner suchen (müssen halt beide "Parteien" wollen)......
Das ist m. E. genau nicht der Punkt.
Man kann nämlich auch ganz gut miteinander auskommen, ohne Gemeinsamkeiten zu teilen. Es braucht keine gemeinsame Basis, im Gegenteil - sowas macht einen anderen ja letztlich bloß uninteressanter - unsere Unterschiede bieten doch erst das große Potenzial zwischenmenschlicher Interaktion.
Die Suche nach Selbstbestätigung steht dem im Wege.

Das Gute an Theorien ist: sie haben, wenn richtig behandelt, keinen Einfluss auf das tatsächliche Leben.
Sobald sie einen Einfluss auszuüben beginnen, das Denken etc. kontrollieren, hat man sich bereits in zu hohem Grad mit ihnen identifiziert. Da beginnt die Selbsttäuschung, die mit fortdauernder Bestätigung genährt werden will.

Übrigens nicht nur ein Thema im politischen Rahmen, auch im religiösen.
 
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Wenn ich diese Definitionen nun zusammenführe, bedeutet der Begriff "Verschwörungstheorie", dass mehrere Menschen gemeinsam zu einer Erkenntnis gekommen sind, die sie zum Schaden Dritter einsetzen werden.
Wobei ich es etwas ändern würde:
Eine Verschwörungstheorie ist eine Annahme, dass sich eine Gruppe von Menschen zusammengefunden hat, um anderen zu schaden.

_____________

Interessanterweise fällt mir dazu gerade ein, wie Hitler den Einmarsch in Polen begründet hat: Er hat eine Geschichte erfunden (Quelle).

Aber man muss auch gar nicht so weit zurück gehen: Unser Einstieg in den Kosovo-Krieg 1998 ist völkerrechtlich auch nicht okay gewesen.
 
Das ist m. E. genau nicht der Punkt.
Man kann nämlich auch ganz gut miteinander auskommen, ohne Gemeinsamkeiten zu teilen. Es braucht keine gemeinsame Basis, im Gegenteil - sowas macht einen anderen ja letztlich bloß uninteressanter - unsere Unterschiede bieten doch erst das große Potenzial zwischenmenschlicher Interaktion.
Die Suche nach Selbstbestätigung steht dem im Wege.

Das Gute an Theorien ist: sie haben, wenn richtig behandelt, keinen Einfluss auf das tatsächliche Leben.
Sobald sie einen Einfluss auszuüben beginnen, das Denken etc. kontrollieren, hat man sich bereits in zu hohem Grad mit ihnen identifiziert. Da beginnt die Selbsttäuschung, die mit fortdauernder Bestätigung genährt werden will.

Übrigens nicht nur ein Thema im politischen Rahmen, auch im religiösen.
Guter Einwurf, nur überlege ich mir gerade, ob man jede solcher Theorien gänzlich aus dem eigenen Leben heraushalten kann.

Hier mal ein frei erfundenes, aber nicht unrealistisches Beispiel:
Stell Dir vor, Dein Nachbar, dem die Wohnung unter Dir gehört, zieht aus und vermietet die Wohnung einer großen und leider etwas lauten Flüchtlingsfamilie.
Und Du selber gehörst der Gruppe an, die findet, dass die Flüchtlinge "geholt" wurden, damit die "deutsche Rasse" sich mit den Flüchtlingen vermischt (Beispiel für eine VT!).
Und dann kommt Deine Freundin Dich besuchen, die regelmäßig vom Thema Flüchtlinge ablenkt, damit Ihr nicht streitet.
Ich glaube nicht, dass das Thema unter diesen speziellen Umständen gänzlich vermieden werden kann.
Oder? :D
 
Guter Einwurf, nur überlege ich mir gerade, ob man jede solcher Theorien gänzlich aus dem eigenen Leben heraushalten kann.

Hier mal ein frei erfundenes, aber nicht unrealistisches Beispiel:
Stell Dir vor, Dein Nachbar, dem die Wohnung unter Dir gehört, zieht aus und vermietet die Wohnung einer großen und leider etwas lauten Flüchtlingsfamilie.
Und Du selber gehörst der Gruppe an, die findet, dass die Flüchtlinge "geholt" wurden, damit die "deutsche Rasse" sich mit den Flüchtlingen vermischt (Beispiel für eine VT!).
Und dann kommt Deine Freundin Dich besuchen, die regelmäßig vom Thema Flüchtlinge ablenkt, damit Ihr nicht streitet.
Ich glaube nicht, dass das Thema unter diesen speziellen Umständen gänzlich vermieden werden kann.
Oder? :D
Das Problem, das ich ansprach, bezieht sich hauptsächlich auf die Identität des Theoretikers.
Ich unterscheide hauptsächlich zwei Arten von Theorien, wertneutrale und identitätsgefärbte.

1. - Eine vormals neutrale Theorie wird zur Täuschung, wenn sie mit einer (von der Ganzheit getrennten) Identität verbunden wird.
Wenn ich eine Meinung (= "mein") kundtue, bietet das deshalb so großes Konfliktpotential, weil ich nicht mehr bloß eine Theorie äußere, sondern sie wie eine Fahne hisse und sie als mein Territorium zeichne. Solch ein Territorium ist Eigentum meiner Identität. Prompt sind nur noch jene dort willkommen, die der Theorie nicht abgeneigt sind; mit der ursprünglichen Theorie hat das aber nichts mehr zu tun, nur noch mit mir selbst.
Eine gefärbte Brille über der Theorie.

2. - Nun ist es natürlich oft der Fall, dass eine Theorie bereits nach der Eingrenzung durch ein solches territoriales Denken entwickelt wird. Sie kann nichts anderes mehr sein als ein Produkt jener Identität - um die sich alles dreht - abhängig von ihren Werten und somit von sich aus nicht neutral.
Eine Theorie innerhalb der gefärbten Brille.

Dein Beispiel fällt unter Punkt 2.
Meine Identität hierbei ist die deutsche Rasse, mein Territorium Deutschland. Meine Theorie ist, dass jemand mein Territorium erobern will (trojanisches Pferd).
Für mich also ein kompliziertes Bild, aber nur aufgrund meiner Involviertheit. Es ist für mich nicht zu ignorieren, denn ich sorge mich schließlich für mein Territorium, will es verteidigen und die meinen schützen.

Hätte ich mich jedoch gar von vornherein nicht mit der deutschen Rasse identifiziert und Deutschland nicht zu meinem Territorium gemacht, hätte ich überhaupt kein Problem.

Diese Prüfung sollte der selbstkritische Geist nämlich unbedingt anstellen: Wenn ich weder "klein x" noch "klein y" (Person, Identität in einem System) wäre und weder zu "groß X" noch "groß Y" (Fraktion, übergeordnete Identität und Territorium) gehörte, wäre es dann ein Problem?
Nur wenn die Theorie dieser Prüfung standhalten und somit wertneutral ist, lohnt es sich, sie weiterzuverfolgen.

Was die Freundin angeht, so müsste ich - bei Beibehaltung meiner Identität - sie in eine zweite Identität und ein zweites Territorium packen, sonst funktioniert es einfach nicht, es würde ständig Streit oder ein Tanz auf Eierschalen geben. Dann würde ich allerdings schizophren handeln und der Teufelskreis würde nur noch größer werden.
 
@Wellenspiel
Das ist klasse analysiert!

Ich befürchte nur, dass vielen ihre Meinung, ihre Identität und ihr Territorium einfach zu wichtig ist, als dass sie sich - zugunsten einer objektiveren Anschauung - davon verabschieden wollten.
Ich erlebe immer wieder, dass es einigen nur schwer möglich ist, eine andere Perspektive einzunehmen. Leider.
 
@Wellenspiel
Das ist klasse analysiert!

Ich befürchte nur, dass vielen ihre Meinung, ihre Identität und ihr Territorium einfach zu wichtig ist, als dass sie sich - zugunsten einer objektiveren Anschauung - davon verabschieden wollten.
Ich erlebe immer wieder, dass es einigen nur schwer möglich ist, eine andere Perspektive einzunehmen. Leider.
Natürlich, das ist der Punkt.
Das "Übel" ist, es wird zu schnell Position bezogen; meist lange bevor die Perspektiven überblickt werden können - und danach ist es auch nicht mehr möglich, sie so einfach zu ändern. Die Grenzen der getätigten Identifikation sind dann der Tellerrand. Das fängt mit frühen Kindheitserlebnissen und der Erziehung an. Schon früh soll das Kind ein Konzept für seine Zukunft haben.
So eine Identität ist ja eine fundamentale Entscheidung, eine Basis, und solange die gilt, müssen ihr die Inhalte unseres Erlebens untergeordnet werden. Alles andere wäre ein Verrat der eigenen mehr oder weniger zurechtgelegten Werte.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Noch mal den Eingangsbeitrag zum direkt Nachlesen:



Das Problem ist leider auch, dass es da manchmal fließende Übergänge gibt, zwischen dem, was jetzt ganz sachlich eine Theorie ist (die Bezeichnung VT finde ich übrigens sachlich genug) oder bereits in den Märchenbereich eingeordnet gehört.


Hmm, hier könnte man die einen Skeptiker mit diesen Skeptikern verwechseln, und das würden sich letztere bestimmt verbitten. :whistle:
Letztere sind in ihren Überzeugungen zwar auch ziemlich verbohrt und unzugänglich (sodass einer der Mitbegründer, Edgar Wunder, dort nach ein paar Jahren wieder ausgestiegen ist oder ausgestiegen wurde), aber trotzdem, denn beide stehen sich in ihren Überzeugungen genau gegenüber.

Aber zurück zu den fließenden Übergängen ...
Beispiel: WTC-Anschlag im Sept. 2001.
Es wird ja behauptet, dass nicht die Flugzeuge die Zwillingstürme (WTC1 und WTC2) zum Einsturz brachten, sondern eine gezielte Sprengung.

Zuerst fand ich diese Vorstellung absurd.
Die USA hat so viel Mist in der Welt gebaut, dass es ohnehin schon zig Racheakte in ihrem Land gegeben hatte (Liste der Terroranschläge in den USA).
Dann habe ich verschiedene Berichte verfolgt, in denen auch Bauingenieure und Architekten zu Wort kamen, die den offiziellen Bericht zu den Terroranschlägen kritiserten, obwohl es bereits die Meldung durch eine von ZDF und BBC gemeinsam produzierte Dokumentation zum WTC 7 gab: "Offiziell ist das letzte große Rätsel des 11. September nun gelöst.".

In der Zwischenzeit haben sich Bauexperten intensiv mit dem Einsturz der drei WTC-Gebäude 1, 2 und 7 auseinandergesetzt und mitgeteilt, dass die Einstürze der Zwillingstürme (WTC1 und 2) durch das Kerosin und Aluminium erklärbar sei, aber nicht das Einstürzen von dem niedrigeren WTC7, das zudem etwas abseits stand (siehe Beitrag bei Heise).

Nun, sowas ist natürlich spannend.
Ob es so ausgeht wie das mit dem falsch berechneten Flugvorgang der Hummel?
Kann ja sein, dass auch beim Einsturz des WTC7 irgendeine Variable übersehen wurde.

Ähnlich geht es mir bei vielen Berichten, die als Verschwörungsmythen abgetan werden, mich aber doch sehr stutzig werden lassen.
Übrigens, die Sache mit den UFOs gehört auch dazu.
Sooooo viele Piloten, Fluglotsen, Militärs und Menschen am Boden können mit übereinstimmenden Aussagen sollen allesamt Märchenerzähler sein??? Hmmmm ...

Tja ... das Leben ist spannend ... :)
Besonders, wenn man weder arbeitslos ist noch am Hungertuch nagen muss ...

Yepp, das ist der Punkt - alles, egal ob VT oder ZDF u. a. ... sie können alle zumindest teilweise (oder eben auch ganz) richtig sein.
 
Das Problem, das ich ansprach, bezieht sich hauptsächlich auf die Identität des Theoretikers.
Ich unterscheide hauptsächlich zwei Arten von Theorien, wertneutrale und identitätsgefärbte.

1. - Eine vormals neutrale Theorie wird zur Täuschung, wenn sie mit einer (von der Ganzheit getrennten) Identität verbunden wird.
Wenn ich eine Meinung (= "mein") kundtue, bietet das deshalb so großes Konfliktpotential, weil ich nicht mehr bloß eine Theorie äußere, sondern sie wie eine Fahne hisse und sie als mein Territorium zeichne. Solch ein Territorium ist Eigentum meiner Identität. Prompt sind nur noch jene dort willkommen, die der Theorie nicht abgeneigt sind; mit der ursprünglichen Theorie hat das aber nichts mehr zu tun, nur noch mit mir selbst.
Eine gefärbte Brille über der Theorie.

2. - Nun ist es natürlich oft der Fall, dass eine Theorie bereits nach der Eingrenzung durch ein solches territoriales Denken entwickelt wird. Sie kann nichts anderes mehr sein als ein Produkt jener Identität - um die sich alles dreht - abhängig von ihren Werten und somit von sich aus nicht neutral.
Eine Theorie innerhalb der gefärbten Brille.

Dein Beispiel fällt unter Punkt 2.
Meine Identität hierbei ist die deutsche Rasse, mein Territorium Deutschland. Meine Theorie ist, dass jemand mein Territorium erobern will (trojanisches Pferd).
Für mich also ein kompliziertes Bild, aber nur aufgrund meiner Involviertheit. Es ist für mich nicht zu ignorieren, denn ich sorge mich schließlich für mein Territorium, will es verteidigen und die meinen schützen.

Hätte ich mich jedoch gar von vornherein nicht mit der deutschen Rasse identifiziert und Deutschland nicht zu meinem Territorium gemacht, hätte ich überhaupt kein Problem.

Diese Prüfung sollte der selbstkritische Geist nämlich unbedingt anstellen: Wenn ich weder "klein x" noch "klein y" (Person, Identität in einem System) wäre und weder zu "groß X" noch "groß Y" (Fraktion, übergeordnete Identität und Territorium) gehörte, wäre es dann ein Problem?
Nur wenn die Theorie dieser Prüfung standhalten und somit wertneutral ist, lohnt es sich, sie weiterzuverfolgen.

Was die Freundin angeht, so müsste ich - bei Beibehaltung meiner Identität - sie in eine zweite Identität und ein zweites Territorium packen, sonst funktioniert es einfach nicht, es würde ständig Streit oder ein Tanz auf Eierschalen geben. Dann würde ich allerdings schizophren handeln und der Teufelskreis würde nur noch größer werden.

So ticken aber die wenigsten Menschen - also muss man sie auf andere Weise erreichen.
Und wenn die gefühlsmässige Identifitkation das Problem ist, muss man schauen, ob man da ansetzen kann. Sonst erreicht man die Menschen nicht.

Die eigene Art und Weise mit den Dingen umzugehen ist eine Sache - wenn man mit Menschen redet (und wirklich Kommunikatiion mit ihnen möchte, nicht einfach nur einen "Vortrag" halten), muss man von ihnen ausgehen.

Das hier fand ich ausgezeichnet - da werden sehr gute Fragen gestellt, auf die man erst mal kommen muss....
 
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Guido Grandt, ein Journalist, schrieb ein Buch über die grösste Geheimorganisation der Welt. Er recherchierte sehr seriös und gewissenhaft, und zog nur gesicherte Quellen zu Rate. Er nahm auch direkten Kontakt zu den Oberen dieser Grosslogen auf. Wichtig war es ihm, keinen Verschwörungstheorien aufzusitzen. Es war dabei sein bewusstes Ziel, kein Verschwörungs-, sondern ein Enthüllungs- und Aufklärungsbuch zu schreiben. Es ging ihm nicht um Fiktionen, sondern um Fakten. Er benutzte zum Schreiben seines Buches keine Quellen sogenannter Verschwörungsliteratur.

Was er bald feststellen musste, dass er überwacht wurde. Unter anderem kam er zur Erkenntnis: Viele Verschwörungstheorien kämen der Wahrheit oft ziemlich nahe. Meistens werden auch Leute als Verschwörungstheoretiker abgestempelt, die der Wahrheit über gewisse Dinge auf die Spur gekommen sind. Da ist es dann ein Leichtes für die Eliten und die von der Politik gleichgeschalteten Medien, diejenigen Aufklärer als Verschwörungstheoretiker hinzustellen, um sie unglaubwürdig zu machen. Das erlebten und erleben wir ja auch gerade in der Corona Krise.

Guido Grandt: Schwarzbuch Freimaurerei.
 
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