Vergebung! Brauchen wir Strafen?

Ich weiß nicht - so kommt mir dein Verhalten nicht rüber,
es wirkt auf mich eher wie ein trotziges " Ich gegen den Rest der Welt" Verhalten.
Tja, wenn das so ist, dann hat es vielleicht mit dir zu tun. Ich stehe zu mir, das mag vielleicht so scheinen. Und am Anfang wurde ich hier ja auch so betitelt, weswegen ich einige hier auf Ignor-Liste gesetzt habe.
 
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@martina weigt

Der kleine Häwelmann kann nicht einschlafen. Seine Mutter im großen Bett daneben rollt ihn noch in seinem Rollenbettchen ein wenig im Halbschlaf hin und her, aber dann schläft sie fest ein. Der kleine Häwelmann ist aber immer noch munter. Der Mond schaut durch das Fenster und sieht, wie er sich aus seinem Nachthemd ein Segel gebaut hat und mit seinem Rollenbett im Zimmer umherrollt.

Als er drei Mal die Reise gemacht hatte, guckte der Mond ihm plötzlich ins Gesicht. „Junge“, sagte er, „hast du noch nicht genug?“
„Nein“, schrie Häwelmann, „mehr, mehr! Mach mir die Tür auf! Ich will durch die Stadt fahren; alle Menschen sollen mich fahren sehen.“
„Das kann ich nicht“, sagte der gute Mond; aber er ließ einen langen Strahl durch das Schlüsselloch fallen; und darauf fuhr der kleine Häwelmann zum Hause hinaus.
In der Stadt schlafen aber alle und das ist ihm zu langweilig. Darum will er in den Wald zu den Tieren. Im Wald schlafen aber die Tiere auch, außer Hinze, einem kleinen Kater, der von Ast zu Ast springt und „illuminiert“, das heißt mit seinen funkelnden Augen die Sterne imitiert. Doch Häwelmann ist es auch hier langweilig, und er ruft wieder „mehr, mehr!“

Der kleine Häwelmann fährt schließlich bis zum Ende der Welt und mitten in die Sterne am Himmel hinein, so dass etliche vom Himmel fallen; dem Mond rollt er frech über die Nase. Das ärgert den Mond so sehr, dass er sein Licht auslöscht und nun auch die Sterne schlafen gehen. Häwelmann fährt weiter umher, bis schließlich die Sonne aufgeht und ihn ins Meer wirft.

Jetzt darf das Kind, dem das Märchen erzählt wurde, fragen:

Und dann?
Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!
 
Vielen Dank für diesen MEGA Beitrag und deinen Mut, Zokora! :umarmen: ...

Ich habe mich ja schon oft gefragt, wieso Menschen dazu neigen, diese esoterischen Umkehrkonzepte überhaupt anzunehmen. Was es ihnen bringt, wie sie in diesen Konzepten Befreiung (?) oder Befriedung erfahren können? Deinen Beitrag jetzt zu lesen war sehr aufschlussreich und gibt mir einige Ideen dazu.




Vielleicht sind diese Konzepte tatsächlich für jene "Klientel" ansprechend, die in ihrer natürlichen Wehrhaftigkeit, sofern sie sich überhaupt eingestellt hatte, vom Umfeld nicht getragen sondern noch zusätzlich "mitverantwortlich" gemacht wurden. Die also zu dem, was ihnen widerfuhr nun noch eingeloggt bekamen, dass der Missbrauch folgerichtig ist, weil sie eben so wären, wie sie wären. Nun kommen esoterische Konzepte und holen sie genau da ab, wo sie stehen, weil sie es in Resignation verinnerlicht haben. Plötzlich macht diese Verantwortung Sinn, weil sie an einen Ausweg gekoppelt ist: Übernimmst du die Verantwortung, löst sich der gesammelte Driss wie von selbst auf. Und da diese Rechnung aber nicht aufgeht, beginnt nun der Missionierungszwang in der Umwelt. Die Umwelt und der Leidensgenosse muss das verstehen, damit das Leck an tatsächlicher Heilung wieder von außen gestopft wird. Sowie die Verantwortung dafür von außen kommt, muss der Ausgleich auch wieder von außen kommen. Es ist merkwürdigerweise das totale in die Macht gehen, durch totale Fremdbestimmung. Eine völlige Umkehrung. Weil keine Bestätigung stattfand, werden fremde Inhalte adaptiert und begeben sich von an in eine Bestätigungssucht im Missionierungszwang. Hm, ist noch alles unausgegoren, aber das zu erforschen könnte interesssant und aufschlussreich sein.


Ich muss sagen, ich hatte da einfach unglaubliches Glück in dieser Angelegenheit mit meinem Umfeld und Erziehungsberechtigten. Im Kinderheim, wenn der Täter zu Besuch kam, haben sie sofort gemerkt- ohne dass ich auch nur ein Wort hätte dazu sagen können, geschweige denn brauchen, was Sache ist und mich "diskret" geschützt, in dem sie mir meine Ablehnungsgesten zugestanden. Ich wurde auch nicht gefragt, musste nichts erklären... . Gefühlt standen sie einfach bedingungslos hinter mir und verhielten sich ihm gegenüber neutral.


In meiner einen Familie zeigte ich das selbe Verhalten. Hier wurde ich zwar gefragt, aber ich war auch älter. Ich erzählte meinem Vater davon und auch hier gab es GSD keine Konfrontation oder sonstige Klärungsversuche, dem wäre ich einfach nicht gewachsen gewesen. Aber hinter meinem Verhalten standen sie alle, ohne Wenn und Aber, ohne irgendeine Infragestellung. Zusätzlich aber verhielten sie sich nun gar nicht neutral ihm gegenüber sondern zeigten "deutlich Kante" und sich von seinen schnöden Bemühungen völlig unbeeindruckt. Ich wurde vor Berührungen und Anbiederungen entschieden geschützt. Mit der Konsequenz, dass er endlich fernblieb.

In meiner anderen Familie, da wiederum war ich bereits deutlich älter... lebte ich meine Verachtung ihm gegenüber deutlich und offen aus. Und meiner Mutter erzählte ich wieso. Sie schwieg dazu einfach nur, aber ließ mich sichtlich amüsiert "jeden noch so entsetzlichen Schnodderscheiß" ihm gegenüber hinausposaunen. Und selbst mein Stiefvater machte mit. Wenn er es also wagte, wieder einmal zu Besuch zu erscheinen, hat er jedesmal seine "kleine Hölle" serviert bekommen und reiste völlig bedröppelt davon. Als es überhand zu nehmen drohte, sagte meine Mutter nur: Es reicht! Und mit diesem Signal hörte ich auch sofort auf. Sie nahm einen familieninternen Vorwand, um ihm "Hausverbot" zu erteilen. Irgendwann erlaubte ich mir den Spaß, nachdem er nun nicht mehr kam, ihn anzurufen, ihm reinen Wein einzuschenken und unter Hasstiraden Schmerzensgeld von ihm zu verlangen... :ROFLMAO:

Da war ich so 17/18 Jahre alt. Letztlich begegnete ich ihm damals mit meiner Tochter, sie war vielleicht 4 Jahre alt oder so... in einer Bäckerrei/Cafe. Wir umarmten uns kurz, hielten einen kurzen Schnack. Und da war nix mehr. Kurz noch stieg ein Bild in mir hoch mit seinem Lümmel sonst wo, wo er nicht hingehört. Aber, da war einfach nix mehr. Frieden!

Ich bin einfach unendlich dankbar - in dieser einen Angelegenheit- dass ich hier auf soviel Toleranz, Verständnis und Sensibilität vornehmlich durch meine Familien stieß. Und einfach getragen wurde, so wie ich war und so wie ich es brauchte!!!

Yogurettes Statement habe ich mir als Signatur "geklaut" (ich hoffe, es ist in Ordnung, @Yogurette)!


Yogurette:
Kinder wissen ganz genau, ob jemand zu ihnen ungerecht ist
und tröten das auch laut hinaus. Die scheißen auf Hoppopo.

Wie wahr, wie wahr!
Awww:kiss4:

Ich mag es jetzt aber nicht komplett verteufeln. Ich habe viele Erfahrungen in dieser Zeit gemacht, spiritueller Art, die ich nicht missen möchte und nach dem ich die von der TE demonstrierten Umkehrkonzepte loslassen konnte, habe ich auch viel gelernt. Es sind ja auch hier herausgesuchte Aspekte größerer Prinzipien, die einfach uminterpretiert wurden, damit sie auf das eigene Schicksal und die eigenen Wünsche passen.

Ich habe selbst viele Leben rückerfahren und während ich in den Konzepten feststeckte, von falsch verstandenem Karma, Lernaufgaben, Schuld und Sühne, fand ich natürlich in allen Gründe für meinen Schmerz und meine Schuld. Es ist ein Teufelskreis der Selbstbestätigung, der, wenn man will, nie ein Ende hat. Andere von diesen Konzepten überzeugen zu wollen, diente auch nicht nur der Bestätigung, sondern auch "deren Rettung, unser aller Rettung", weil man sich irgendwann eingeredet hat/ ich mir irgendwann eingeredet habe, dies sei der Grund gewesen, um an diesen Punkt zu kommen, um alle Fähigkeiten und alle nötigen Informationen und Erfahrungen zu haben, die zur Rettung führen und damit auch der Sühne dienen. Ganz schön arrogant und überheblich, wenn man drüber nachdenkt, aber man sucht eben krampfhaft nach einem Sinn.

Ich war jetzt nicht Sektenhaft unterwegs, auch wenn es sich so anhören mag. Es hatte auch keine großen Kreise gezogen, ich spreche hier von einer handvoll Menschen, die sich gegenseitig in ihrem Irrglauben bestärkten und wieder ein paar, die sich den Quatsch enthusiastisch anhörten. Aber so beginnt es ja immer. Und es gab Pläne es auszuweiten, mit Büchern, Websites, etc. Was aber nicht zu Stande kam, da ich mir all dieser Lügen bewusst wurde, durch ein einschneidendes Erlebnis, was nur das Fass zum Überlaufen brachte. Denn tief in mir war ich doch schon länger skeptisch. Aber es ist dann auch wiederum schwer, wenn man sich voll eingebracht hat und glaubt einen Weg, Sinn und Ordnung gefunden zu haben, dies auch wieder aufzugeben.

Danach brauchte ich erst mal Abstand zu allem und musste mich wieder neuorientieren, reflektieren, Handlungsstrategien entwickeln und anders irgendwie weiter machen. In dieser Zeit ist dann auch viel aufgebrochen. Und das wiederum war wirklich heilsam. Viele spirituelle Erfahrungen kann ich heute auch ohne höheren Sinn einfach stehen lassen, auch ohne die Suche nach Erklärungen dafür, ich lasse es einfach offen.

Aber auch bei mir wird es nicht heilbare Aspekte geben, mit denen ich immer zu kämpfen haben werde. Und das ist auch in Ordnung, jeder hat mit irgendwas zu kämpfen. Dennoch ist meine Aufmerksamkeit heute mehr auf das jetzt und die Zukunft gerichtet, als zu jenem Zeitpunkt, als es nur um vergangene Erlebnisse ging, egal ob meine eigenen und vermeintliche frühere Existenzen.

Vielleicht wäre ich da hängen geblieben, hatte es in all dem Dunst meiner Kindheit nicht doch Lichtmomente gegeben. Denn meine Mutter, selbst hilflos, ohnmächtig und der Resignation unterlegen, hat mir dennoch immer gezeigt was bedingungslose Liebe bedeutet und mich ermutigt, früh meine eigenen Wege zu gehen und zu hinterfragen. So schlugen zwar seit jeher immer zwei Herzen in meiner Brust, das der Schuld, Verzweiflung, Suche nach Erlösung und das der Skepsis und Beobachtung. Und lange war ersteres stärker, aber das zweite hat weiter gearbeitet und irgendwann gewonnen.

Man muss eben einfach immer weiter machen und sich selbst und seine Annahmen selbst hinterfragen. Und zu glauben, an was auch immer, ist nie das Problem, sondern die Intensität und deren Auswirkungen für sich selbst und seine Mitmenschen.
 
Natürlich können wir Gedanken anderer aufnehmen, nur die Wertung ob es böse oder dunkel ist, treffen wir selber.
Durch unsere Erziehung, etc. sind wir in falsche Glaubensmuster geraten. Alleine schon das hören von Nachrichten und bestimmte Dinge, triggert das Unterbewusstsein und dann, wenn das Gefühl von Angst aufkommt, dann ist es schon geschehen. Denkst du, dass man das alles so einfach von heute auf morgen ablegen kann?

Denke mal darüber nach, wieviel du neu bewertest und wieviel aus deinen bisherigen Leben war. Der Mensch ist einfach unwissend in dieser Hinsicht. Er glaubt, das ist seine Wertung. Ist es aber nicht, die meisten stecken schon lange in uns, die uns vorgegeben wurden.
 
Tja, wenn das so ist, dann hat es vielleicht mit dir zu tun. Ich stehe zu mir, das mag vielleicht so scheinen. Und am Anfang wurde ich hier ja auch so betitelt, weswegen ich einige hier auf Ignor-Liste gesetzt habe.

:X3: Ich wußte doch, daß noch was fehlte. Und da isse auch schon,
die ultimative "ich watsch dich locker aus der Hüfte ab" Retoure.
Und dann nochmal der herbe "ich hab euch eh auf Igno"-Verweis.
uiuiui, die volle Packung.
 
:X3: Ich wußte doch, daß noch was fehlte. Und da isse auch schon,
die ultimative "ich watsch dich locker aus der Hüfte ab" Retoure.
Und dann nochmal der herbe "ich hab euch eh auf Igno"-Verweis.
uiuiui, die volle Packung.
Steht auf jeden Fall im herben Wiederspruch zu "ich nehme alle an, ich liebe alle, ich vergebe allen".
 
Ich bin sehr froh für jedes Kind, das in einem Kinderheim wohlwollende und liebevolle Unterstützung erhielt und erhält.
Wir haben diesbezüglich schon in einem anderen Thread uns mal ausgetauscht.

Bei mir war die Sache leider sehr viel bedrückender.
Wie eh bereits bekannt ist, hat mich mein Stiefvater mit 10 Jahren geschwängert, worauf ich dann in ein staatliches Kinderheim kam, in dem sehr viel Gewalt und Unterdrückung herrschte.
Diese 8 Jahre waren ein ziemlicher Alptraum, weil ich da natürlich eine Verknüpfung herstellte, dass ich für etwas bestraft werde, wofür ich nichts konnte.
Ich kann mich an meinen ersten Schultag in der neuen Schule erinnern, wo mich der Direktor gleich mal vorsichtshalber in die letzte Reihe gesetzt hatte, damit ich die anderen Kinder nicht "verderben" kann.
Und so ging das die ganzen Jahre weiter. Ständig bekam ich von der Heimleitung vermittelt, ich könne mich nur mit guten Noten davor retten, in ein Erziehungsheim für Schwererziehbare zu kommen, sollte ich nicht "brav" sein.
Ich könnte darüber wirklich ein ganzes Buch schreiben, sodass ich heute mit Fug und Recht sagen kann, der "Missbrauch" war noch bei weitem das kleinere Übel im Vergleich zu der physischen und psychischen Gewalt, der ich dann vom "Staat" ausgesetzt war.
Natürlich kann ich heute hergehen und sagen, diese gewalttätigen Erzieherinnen waren auch nur arme Opfer, die selber nie Liebe erfahren hatten und diese Gewalt nur weitergegeben haben.
Aber jede von ihnen hätte auch die Wahl gehabt, es nicht zu tun genau so wie ich die Wahl hatte, es bei meinen Kindern besser zu machen, um diesen Kreislauf zu durchbrechen.

Alles verstehen heißt nämlich nicht, alles verzeihen.

Ich verstehe zwar, dass mein Stiefvater vielleicht an mir Gefallen fand, aber ich verzeihe ihm nicht, dass er grobes Unrecht an mir beging.

Ich verstehe zwar, dass der Mörder meines Mannes in Geldnot war, weil er in Casinos alles verprasste.
Ich verzeihe ihm aber nicht, dass er deswegen aus Habgier meinen Mann umgebracht hat, eiskalt und gezielt geplant.

Abschließend möchte ich zu meiner Missbrauchsgeschichte noch sagen, dass sie insofern für mich dennoch sehr versöhnlich endete, weil die beiden Kinder, die daraus entstanden ich heute keinesfalls mehr missen möchte und ich sie von ganzen Herzen liebe und dass ich für die schlimmen Jahre im Kinderheim eine Entschädigung vom Staat bekam und heute eine Gewaltopferrente erhalte.

Aaaalter Vadder... das mit deinem Mann wusste ich ja, aber das davor war mir noch nicht bekannt.... da kann ich irgendwie einfach nur einmal richtig schwer seufzen ... unfassbar.
 
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Aaaalter Vadder... das mit deinem Mann wusste ich ja, aber das davor war mir noch nicht bekannt.... da kann ich irgendwie einfach nur einmal richtig schwer seufzen ... unfassbar.
Ja, das ist erschütternd und daran, an diesen Realitäten scheitert jedes dieser widerlichen esoterischen Konzepte! Immer wieder, gnadenlos. Und das ist gut so! Immerhin! Denn es verhindert die Weitergabe dieser kranken Muster, sie können endlich einmal durchbrochen werden. Und darin erkenne ich zumindest einen tieferen Sinn! Was einen so umtreibt ist nämlich die große Frage nachdem warum und wieso. Darauf gibt es kaum eine Antwort, zumindest nicht, wenn man in der Vergangenheit und selbst zuweilen in der Gegenwart sucht. Sie liegt dann in der Zukunft, diese Antwort, wenn man Nerv, Mut und Kraft in dieser Einsamkeit beieinander hält und sich der Realität stellt. Mit einem Versprechen: Nie wieder! Und dieses "nie wieder" gilt auch für Verdrehung, Verleugnung und Verleumdung. Deswegen scheitern diese Konzepte, alles Unechte so grandios. Und wie gesagt, das ist gut so!
 
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