Hallo Nitai
Ich denke, die Veden spiegeln den Geist der Zeit wieder, in der sie entstanden. Zu jener Zeit war man tief religiös verwurzelt, ohne dieses auch nur einmal zu hinterfragen, was leider heute auch noch sehr oft anzutreffen ist. Genau so kritiklos übernahm man man Begriffe wie feinstoffliche Ebene, Prana, Kundalini und die Vorstellungen von Chakren. Auch diese Vorstellungen werden heute immer noch von sehr vielen als Realität angesehen. Vorstellungen von feinstofflichen Ebenen, von Prana, Kundalini und Chakren sollte man allenfalls symbolisch verstehen. Man benutze sie, weil man die biologischen Vorgänge nicht verstand, die sich bei spirituellen Fortschritten ereignen.
Du schreibst, der vedische Klang, manifestiert sich auf der feinstofflichen Ebene im Wurzelchakra und versorgt den ganzen Körper mit Prana. Auch diese Vorstellung darf man nur sinnbildlich verstehen. Es gibt nämlich real betrachtet weder einen feinstofflichen Körper, noch ein Wurzelchakra und auch kein Prana. Und wenn jemand mittels der Klangschwingung eines Mantras das Prana bzw. besser gesagt die Kundalini erweckt, so findet real betrachtet eine Meditation statt, bei der ich mitteln Konzentration und Atemtechnik Einfluss auf mein Gehirn nehme, welches daraufhin Botenstoffe produziert, die Einfluss auf den Körper nehmen. Es finden also in Wirklichkeit keine feinstofflichen Prozesse statt, sondern physiologische Vorgänge auf biologischer Ebene. Oder mit anderen Worten ausgedrückt, die Mantren selber haben Null Wirkung. Die heilende Wirkung wird allein durch das erzeugen einer meditativen Stimmung und durch das Beeinflussen der Atmung erzeugt.
Wenn Du sagst, das der vedische Klang rein spirituell ist und sein Ursprung die höchste Persönlichkeit Gottes ist, so übernimmst Du ungefragt den Begriff Gott und ordnest ihn gewissermassen als den Ursprung allen Seins ein, so wie alle Religionen es immer getan haben. Geht man aber streng logisch vor, so müssen wir uns eingestehen, dass sich Gott vollkommen unserer Vorstellung entzieht. Darum halte ich jede Interpretation über Gott für falsch. Darum müssen wir den Ursprung allen Seins offen lassen. Wir kennen ihn nicht und verstehen ihn nicht. Jede religiöse Interpretation entspringt einem Wunschdenken bzw. unserer Angst.
Mir scheint, auch deine Meinung zur Bhagavat Gita ist vollkommen unkritisch. Ich kann damit nicht viel anfangen. Auch deine Vorstellungen vom Chanten, vom Verlassen des Körpers und von spirituellen Planeten deuten eher darauf hin, dass dich genau so wie es sehr viele Hinduisten zu allen Zeiten gemacht haben, in einer Traumwelt eingrichtet hast. Ich bin davon überzeugt, dass diese spirituellen Planeten allenfalls in der Phantasie bestehen und dass unser Ziel darin bestehen sollte, hier auf der Erde glücklich zu werden. Alles andere ist Wunschdenken bzw. Flucht vor der Realität. Ein Leben nach dem Tod gibt es nicht. Und wenn doch, so ist es mir egal. Ich träume nicht von der Reinkarnation, sondern von der Wiedergeburt im jetzigen Leben. Und nur so sollte man die Reinkarnation verstehen, nämlich als das Entfalten unseres ganzen menschlichen Potentials im jetzigen Leben.
Alles Liebe. Gerrit