What the fuck? - (...)
Diese "ES KÖNNTE ABER AUCH GANZ ANDERS SEIN!!!1"-Mentalität ist wissenschaftlich gesehen uninteressant. Ockhams Rasiermesser. Natürlich können zauberhafte Elfen in fremden Dimensionen für Atombindungen verantwortlich sein, und in Wirklichkeit sind die Bindungskräfte, die wir messen können, nur Begleiterscheinungen der Aktivität der zauberhaften Elfen, die wir aufgrund unserer Kurzsichtigkeit falsch interpretieren, und nicht für die Bindung ursächlich.
Solange ich aber die Existenz einer derartigen zauberhaften Elfe nicht empirisch beweisen (durch eine Messung) oder aber logisch ausschließend nachvollziehbar beweisen kann, ist so eine Theorie uninteressant. Wir sind hier nicht in der Kirche, wo die Antwort auf jede Frage "Gott wars" ist.
Herrlich, danke, habe sehr gelacht. Elfen als atomarer Kitt(sch). Herrlich.
Was mir nicht hirngängig ist, das ist der Rabe, von dem die Rede wahr. Er benötigt ja kein Ich-Bewußtsein, um etwas von sich zu entfernen, das er im Spiegel sieht. Im Gegenteil muß er nur erkennen, daß er sich selber sieht. Um das zu erkennen benötigt er Bewußtsein, aber kein Ich-Bewußtsein. Ich bezweifele, daß er z.B. wahrnimmt "oh, ich habe da ja etwas an meinem Federkleid" und daher seinen Putzprozeß beginnt. Er wird nur sich selber sehen und dann "automatisch" handeln, ohne daß ein Ich an dieser Handlung beteiligt ist.
Lernen ist ja nicht von einem Ich abhängig. Auch ein Baum lernt, um ein Hindernis herum zu wachsen, durch Versuch und Irrtum. Ohne neuronale Strukturen wird er das aber weniger bewußt tun können als z.B. ein Tier, das einem Hindernis ausweicht und bemerkt: hier geht's nicht vorbei. Aber das Tier wird ja nicht bemerken: "oh, da komme ich nicht durch. Gehe ich also andersherum". Genau das wäre ja aber erst ein "Ich-Bewußtsein".
Bei den Bienen wiederum, bei Insekten überhaupt, ist das Schwarmverhalten sehr ausgeprägt. Raben dagegen haben individualistische Züge - meinen wir. Tatsächlich stellt sich das Verhalten des Raben bei genauerer Betrachtung aber auch als artabhängig, als Artverhalten dar und nicht als eine Individualhandlung, die ein Ich-Bewußtsein "beweisen" würde. Individualverhalten kann ja nur dann stattfinden, wenn individuelle Lösungsstrukturen für Probleme erarbeitet werden können. Dafür benötigt es eine höhere Intelligenz, als Insekten es zur Verfügung haben und auch bei Tieren werden wir stets sehen, daß wir Artverhalten zwar in einer reichen Varianz sehen, daß aber Individualverhalten nicht stattfindet. Also kann man auch von einem Ich-Bewußtsein nicht sprechen, sondern eher von sich divers entwickelnder Natur.
Der Mensch mit seinem Ich-Bewußtsein stellt da ja nun eine große Ausnahme dar. Wir haben zwar auch Schwarmverhalten wie das Insekt und Artverhalten wie das höherentwickelte Tier, aber unser Individualverhalten ist gänzlich unterschiedlich zu dem Verhalten anderer Arten. Nehmen wir nur das Gesundheitsverhalten, das ja zu einem Teil auch ein Individualverhalten ist. Das ist so divers, und teilweise zur Arterhaltung völlig ungeeignet, führt im Gegensatz sogar zum Tod. Ein unintelligentes Tier würde sich so niemals verhalten, aber der Mensch ist eben zu "höherem" geboren und ist daher im Rahmen des Individualverhaltens auch in der Lage, sich umzubringen. Als Volk oder als Sekte schafft er es auch kollektiv.
Ich-Bewußtsein scheint mir also von der Entwicklung der Gehirnstrukturen in Organismen nicht zu trennen. Es stellt die Wahrnehmung eines Ichs fest, identifiziert Dus und entwickelt ein Selbst, das sich vom Unselbst differenziert oder vom Selbst des Anderen. In allen diesen Teilen, also im Ich, in den Dus und in den Selbsten kann ein komplexes Gehirn Wahrnehmungen materiell über die Sinneskanäle oder auch empathisch wahrnehmen. Dem Tier dagegen steht eben nur die "Urform" der Empathie, der Instinkt zur Verfügung. Und auch wir Menschen verwenden unseren Instinkt dann, wenn das Ich keine Rolle spielt. Sondern dann folgen wir z.B. unserer Nase oder anderen Sinnesorganen, handeln zum Beispiel "nach Geschmack" oder "auf Hörensagen". Dieses instinktive Verhalten ist aber eben noch mit einem minderen Niveau von Bewußtheit über das Vorhandensein eines Ich-Bewußtseins in sich selbst ausgestattet. Es läuft auf der Ebene der Bedürfniserfüllung ein Prozeß, der im Grunde noch gar nicht von Bewußtheit zeugt.
Genauso ist das übrigens mit Verschwörungstheorien und oft eben auch mit esoterischen Erklärungen naturwissenschaftlicher Zusammenhänge. Ich finde das verständlich, daß man das Bedürfnis hat zu verstehen. Aber man sollte dabei bereits bewiesene Tatsachen nicht außer Acht lassen, das wäre ja dumm.
lg