Absolut korrekt. Das war einer der Punkte, die ich vorhin schon an der Argumentation bemängelt habe. Deine Baum-Wurzel-Metapher finde ich hierfür sehr passend.
Dieser Behauptung kann ich nicht ganz zustimmen. Ich glaube, dass ein "Ich-Bewusstsein" graduiert ist, es ist nicht entweder da oder nicht da, sondern es ist in verschiedenen Entwicklungsstadien vorhanden. Ich gehe sogar so weit, dass ich sage, dass manche Menschen mehr "Ich-Bewusstsein" besitzen als andere. Meiner Meinung nach beginnt diese Entwicklung mit der Fähigkeit, die Zukunft und die Vergangenheit als etwas von der Gegenwart getrenntes wahrzunehmen. Sprich: Pläne für die Zukunft zu schmieden. Bei einigen Affen ist diese Fähigkeit vorhanden.
Ja, was vorhanden sein muß ist ohne Frage die Fähigkeit, innerhalb von Zeit zu agieren. Dafür ist es dem Menschen möglich, sich zu erinnern. Man unterscheidet da Langzeit- und Arbeitsgedächtnis. Ein Arbeitsgedächtnis steht den Affen und einigen anderen Arten in einer geringen Form zur Verfügung. Gerade dieses prägt dann aber das Verhalten der höheren Art aus, die der Affe darstellt. Der Mensch hat vollkommen andere Funktionen bezüglich seiner Erinnerungs- und Planungsfähigkeit - soweit man es weiß, soweit ich weiß.
Tiere haben sicherlich eine Form der Erinnerung. Aber auch diese ist für mich eher als instinktiv einzustufen, also als unbeeinflusst von einem Ich und von den Sinnen gesteuert. Sie riechen sich und erkennen sich so untereinander wieder. Oder als mehr optisch-visuell entwickelte Wesen sehen sie sich und erkennen sich wieder. Dabei nehmen sie aber je nach Entwicklung der Sinnesorgane und deren Verknüpfung mit einem Nervensystem nicht wahr, ob sie jetzt sich selbst oder ein anderes Tier sehen. Sie erkennen quasi nur "Ich", aber: das ist eben nicht "Ichbewußtsein", sondern es ist Artbewußtsein. Es hat nicht den Charakterzug des Individuellen wie beim Menschen mit seinem Ich, der selber entscheidet, wann er pinkelt oder scheißt, bis es ihm versagt.
"Bewußte Kontrolle" - ich denke so kann man die kognitive Funktion am ehesten benennen, die den Menschen vom sonstigen irdischen Leben unterscheidet. (Im günstigen Falle.)
Jetzt könnte man, oberflächlich betrachtet sagen, Eichhörnchen hätten diese Fähigkeit auch, weil sie ja Nüsse verstecken, um was zu Naschen zu haben später. Aber ob diese Aktivität auf die bewusste Fähigkeit, zu planen zurückzuführen ist, oder ob es "angeboren" ist, so wie ein Instinkt, kann man nicht sagen.
Doch, kann man. Ist empirisch erwiesen, wie Du sagen würdest. Und zwar entwickelt jedes einzelne Eichhörnchen diese Fähigkeit und dieses Verhalten, selbst eines, das man als Mensch mit der Hand aufzieht. Es lernt also das Verhalten nicht und daher ist ihm dieses Verhalten mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht auf der kognitiven Ebene abrufbar. Es kann also nicht planen: "oh, es ist Herbst. Ich muß mit Nüssesammeln anfangen". Sondern sein gesamter Körper und sein gesamte Sein ist auf das Nüssesammeln im Herbst abgestimmt. So ein Eichhörnchen hat eben kein Arbeitsamt, das ihm eine Tätigkeit zuweist, es formt sich noch selbst. Wo es sinnvolle Arbeit sieht, packt es an. (Oder war das das Mainzelmännchen?)
Genauso kann man nicht sagen, dass ein Tier, das etwas meidet, weil es gelernt hat, dass es negative Auswirkungen hat (ein elektrischer Draht meinetwegen) dafür nicht zwangsläufig die Fähigkeit besitzen muss, bewusst in die Vergangenheit zu blicken. Natürlich kann mans nicht wissen - wir können die Viecherl nicht fragen.
Wir wissen aber, daß Viecherl konditionierbar sind und haben daher den Stromzaun erst erfunden. Wären sie lernfähig, dann hätten sie den Stromzaun erfunden und nicht wir. Genau um diesen evolutiven Unterschied geht es.
Daß Menschen ebenfalls konditionierbar sind heißt nicht, daß auch Tiere lernfähig sind wie die Menschen. Das ist nun unlogisch von Dir. Bzw. Logik falsch angewendet.
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Vielmehr ist es meines Wissens so, daß Lernen das Vermögen der Phantasie benötigt. Denn dieselbe beinhaltet unser Vorstellungsvermögen, unser bildhaftes Denkvermögen und unsere tiefen Verknüpfungen im Bewußtsein, die in der Kindheit gelegt wurden durch all die Geschichten und so weiter.
Erst dieser Raum der Kommunikation, die wir mit Individuen führen ermöglicht es dem menschlichen Nervensystem, sich mit der Umgebung als ein Ich-Bewußtsein zu verschalten. Kommunizieren wir mit Kindern nicht menschlich, sondern sind wir Roboter, dann entwickeln sich Kinder nicht gut und sterben schlimmstenfalls früh. Das wurde ja bereits vor Jahrhunderten bewiesen - ein alter Hut also.
"Wir" sind also fähig, mit Wissen gefüttert zu werden, auf es zurück zu greifen und es neu zu verknüpfen. Und wir sind dabei - teilweise ungünstigerweise ! - nicht auf Erfahrung oder irgendeine Form der körperlichen Verwirklichung in Form eines Versuchs oder einer validen Forschung angewiesen, sondern wir können einfach so unsere Gedanken verknüpfen in einem individuellen Denken uns so uns, unserem Ich, einen Ausdruck geben. Vollkommen egal, was für ein Schmarrn es ist, den wir ausspucken: wir können es. Manche Denken zwar eher nicht, sondern spucken nur aus, aber das ist halt so.
Das Tier dagegen kann das nicht. Und, falls Du das denken solltest: bloß weil es Menschen gibt, die in ewiger Wiederkehr das Ewiggleiche Wiederkäuen, sind wir keine Kühe und daher auch keine Affen und keine Bienen. All dies dient nur dem Vergleich, man ist es nicht selber.