Eva Herman hatte vor ca. einer Woche ihre Interpretation der Loveparade-Katastrophe unter dem Titel:
Sex- und Drogenorgie Loveparade: Zahlreiche Tote bei Sodom und Gomorrha in Duisburg der Öffentlichkeit
vorgestellt. Highlights aus ihrem Essay:
Das ohrenbetäubende, stereotype Rave-Gehämmere, das nicht mehr im Geringsten etwas mit dem einstmaligen Begriff von Musik zu tun hat, zerschmettert ihnen über zahllose Stunden Trommelfelle und Nervenkostüme. Doch das scheint den 1,4 Millionen Partygästen nichts auszumachen. Sie wussten, was sie erwartet, haben sich freiwillig dazu entschieden, hierher zu kommen. Viele Mädchen haben den Busen blank gezogen, manche sind fast völlig nackt. Sie wiegen sich in ekstatischer Verzückung im ohrenbetäubenden Lärm, Begriffe wie Sittlichkeit oder Anstand haben sich in den abgrundtiefen Bassschlägen ins Nichts aufgelöst.
(...)
Man muss nicht ausgesprochen prüde sein, um sich hier nach kurzer Zeit mit Grausen abzuwenden. Riesige dunkle Wolken der Enthemmung und Entfesselung treiben über dem Geschehen, die jungen Menschen wirken, als hätten sie jegliche Selbstkontrolle abgegeben, ekstatisch und wie im Sog folgen sie dem finsteren Meister der sichtbaren Verführung. (...)
Wer sich betrunken und mit Drogen vollgedröhnt die Kleider vom Leib reißt, wer die letzten Anstandsrnormen feiernd und tanzend einstürzen lässt, und wer dafür auch noch von den Trägern der Gesellschaft unterstützt wird, der ist nicht weit vom Abgrund entfernt. Die Achtundsechziger haben ganze Arbeit geleistet! (...)
Eventuell haben hier ja auch ganz andere Mächte mit eingegriffen, um dem schamlosen Treiben endlich ein Ende zu setzen. Was das angeht, kann man nur erleichtert aufatmen! Grauenhaft allerdings, dass es erst zu einem solchen Unglück kommen musste.
Das volle Werk ist hier zu begutachten:
http://info.kopp-verlag.de/hintergr...-tote-bei-sodom-und-gomorrha-in-duisburg.html
Nun ist in der Öffentlichkeit die Reaktion darauf eher belustigt gewesen, als daß man §130 (Volksverhetzung) damit in Verbindung bringen wollte, also eher als eine typische "Eigenart" von Eva Herman - die Manifestation aller Blondinenwitze - gewertet worden. Es konnte auch noch kreuz.net, eine fundamentalistische Seite, die Eva Hermann kurz nach Erscheinen ihres Essays unter der Überschrift "Vernichtender Schlag gegen satanische Alkohol- und Sexorgie" gefeiert hatte und weiter hetzte, unter der Abteilung "Ulk" verbucht werden.
http://www.kreuz.net/article.11590.html
Neu ist aber jetzt, daß hochrangige Amtsträger der katholischen Kirche offenbar in die Fußstapfen von Eva Herman treten wollen. Weihbischof Andreas Lahn veröffentlichte in seiner Kolumne auf kath.net, die eigentlich Fundamentalismus-unverdächtig ist, einen Artikel über die Loveparade unter der Überschrift "Love-Parade, Sünde und die Strafe Gottes".
Auszüge aus des Bischofs Überlegungen:
Und doch, das Ereignis und die Diskussion über es geben Anlass weiterzudenken! Das Mitleid mit den Opfern ist eine Sache, eine andere die Feststellung: Love Parade und Teilnahme an ihnen sind, abgesehen von ihrem abstoßenden Erscheinungsbild, objektiv eine Art Aufstand gegen die Schöpfung und gegen die Ordnung Gottes, sind Sünde und Einladung zur Sünde!
(...)
Was aber die Loveparade betrifft und den Gedanken, das Unglück mit Strafe Gottes in Verbindung zu bringen, empfindet man als empörend, weil und wenn man denkt: Sünde? Wer? Wir doch nicht, wir amüsieren uns, wie wir wollen! Gott soll sich unterstehen, einen solchen Gott gibt es nicht!
Mit anderen Worten: Man weigert sich anzuerkennen, dass die Loveparade, abgesehen von ihrem krankhaften Erscheinungsbild, auch mit Sünde zu tun haben könnte und darum, folgerichtig, auch mit dem richtenden und strafenden Gott! (...)
Dann folgt eine Zitatenorgie aus dem Alten Testament, mittels der der Bischof nachweist, daß es sich bei Strafaktionen von oben keineswegs um Racheakte, sondern um Liebesakte handelt.
Wenn Gott straft tut er dies mit der Absicht, den Menschen zurückzuholen, Gott straft aus Liebe!
Dann findet der Bischof, der sich auf diese Weise in eine religiöse Interpretationswut hineingesteigert hat, zur Loveparade zurück:
Zurück nach Duisburg: Die Menschen, die an der Loveparade teilgenommen haben, stehen wie alle Menschen vor Gott, Gott wird sie richten nach ihren Taten wie uns alle, Er richtet sie, nicht andere Menschen! An uns ist es für sie zu beten und für uns: Herr, erbarme Dich unser!
http://www.kath.net/detail.php?id=27660
Ich frage mich, wozu das dient?
Ist der Bischof tatsächlich von der geistesgestörten Vorstellung, hier habe ein göttliches Strafgericht stattgefunden, überzeugt, oder ist er in Wirklichkeit ein schlauer Zersetzer, dem die Massenaustritte aus der Kirche nach den Mißbrauchsskandalen und dem Skandal um den Prügelbischof Mixa noch nicht ausreichen und daher noch einen draufsetzt, um den Untergangsprozess der Kirchen zu beschleunigen?
Fragen über Fragen tun sich da auf.
