Spirituelles Gehen

Werbung:
Viel mehr als die heute gut besuchte Wallfahrtskirche weit hinter mir berührt mich dieser Weg vor mir ... ich lausche auf das Rascheln der trockenen Blätter vom letzten Herbst. An der Oberfläche knirschen sie prasselnd unter meinem Schritt, aber wenn ich weiter mein Gewicht darauf verlagere, wird das Geräusch zischend und verliert sich in einem dumpfen Knarren, während ich die Weichheit des tiefen Laubpolsters wahrnehme ...

Die Sonne strahlt vom Waldrand herein und läßt die Buchen grau aufleuchten. Ich habe einen alten Hohlweg gefunden - oder nein, er hat mich zwischen die Bäume gezogen - der mich durch die Stämme leitet, die ihn links und rechts säumen. Dünne, jugendliche Stämme ... und dazwischen ehrwürdige hochgewachsene massive Bäume voller Narben.

Ein Summen begleitet mich - viele Insekten hat die Sonnenwärme belebt nach dem langen Schweigen des Winters. Blaumeisen trillern laut, um gleich wieder zu verstummen und mit weichem Material im Schnabel zu irgendeinem verborgenen Nistplatz zu fliegen.

Singdrosseln jubilieren einen positiven Wetterbericht herbei, Spechte jagen einander schimpfend um die Bäume, ein Mäusebussard läßt sich den Hang hinunterfallen und gleitet ohne Hast im warmen Wind davon ...


Tanzend hochwirbelndes Laub zeichnet eine kleine Windhose in die benachbarte Wiese ... der Vorfrühling ist da ...

LG cerambyx

Zwischen dem Tanzenden,sich hochwirbelten Laub,sieht man kleine
Feuersalamander,noch ganz verschlafen,von der Winterruh um sich
schauen,doch die ersten Sonnenstrahlen,wecken sanft...
Weiter hinten,sich gerade ein Erdmännchen aus seiner tiefen Erdhöhle
ausbuddelt,man meint es wären Äste,die sich so zart berühren,doch
hier spielt der Faune seinen Streich...grummelnd vor Freude darüber
jeden Baum anschubst,als wollte er sagen..kommt,wacht endlich auf..
Ja,die Natur aus dem Winterschlaf erwacht,mit ihr aber auch alle
Natur und Elementarwesen...
Die Nachtigall hat längst mit ihrem herrlichen Gesang,den Frühling verkündet...ihre Töne so vielseitig,so hoch,selbst das Universum hat
den Ruf gehört..es ist die Königin der Nacht...doch ab Mai singt sie auch am Tag...freuen wir uns darauf...
 
Wenn die Herbstnebel einerseits die bunte Landschaft geheimnisvoll verhüllen - und die Tage um Samhain andererseits alte, unbestimmte Erinnerungen wach werden lassen - wer kann da schon einfach durch die Landschaft wandern ohne seinen Gedanken die Zügel zu lösen?

Während die Füße den Wiesenweg zwischen abgeernteten Feldern in regelmäßig gesetze Schritte teilen, fliegt das Denken in die Weite, trifft noch vor den Augen auf graue Büsche, herbstleuchtende Bäume und schattenhafte Umrisse von aus grauem Licht hervorbrechenden Wäldern ...

Die sichtbare Welt ist klein ... und endlos weit ist die unsichtbare Welt ... in diesen Momenten ... und wie ist es mit der Geborgenheit? Fühlt man sich geborgen im kleinen, sichtbaren Reich? Oder bedroht durch das große Unsichtbare?


Jeder fühlt wohl den Herbstnebel auf seine Art ...
 
Auch wenn der Herbstnebel gewöhnungsbedürftig war , besonders in Klagenfurt , da es durch dem See sehr nebelig ist , und es mir anders erscheint , als an anderen Orten, fühle ich mich inzwischen mit diesem , für mich eher mystischem Hintergrund, sehr geborgen .
Zeit zum abschließen, Zeit nachzudenken, Zeit um Ruhe zu finden ,Zeit der Entspannung, etc.; .....

GLG Asaliah :umarmen:
 
Sorry, aber zum Thema "spirituelles Gehen" habe ich gestern`ne besondere Erfahrung gemacht:

Endlich wieder Sonntag, meine Füße wissen es, sie brennen bereits in den nun zu engen und abschneidenden Isolatoren namens Schuhe.
masochistisch nannte die alte Dame mich, ne Mischung aus Erstaunen und Reflexion, klar, vielleicht eine der Frauen, die immer kalte Füße haben.
Muss gleich an die dicken Wollsocken, bunt geringelt, denken, die ich mal einer solchen Frau geschenkt habe, der Erwartung wegen, auf die erotischen Wellen in meinem Bauch und bei der Erinnerung der in die Höhe gehaltenen bewollten Füße muss ich mich konzentrieren, nicht darin verloren zu gehen. Aber es ist das Sehen der Hände, das mir in solchen Momenten auch bewusst wird- über das Sehen der Füße und was es mit mir macht, will ich schreiben.
Barfüßig einige hundert Meter durch Gestrüpp, über Stock und Stein gelaufen, endlich am Waldrand hinausgetreten, in die Sonne blickend ohne Brille, mit den Tränen blinzelnd, das Licht tanzen lassen, dem feuchte kalte Gras, das mir als Polster dient, dankend, gottveliebt die neue Wahrnehmung begrüßen.
Der erwarungsvolle, schmachtende Blick der Pferde, gepfercht in der Koppel, die jeden Klee schon lange nicht mehr unbemerkt hervorbringen konnte, auf die Kleewiese unmittelbar hinter`m stromführenden Gefängniszaun- dieser Blick lässt mich niederknien um mit beiden Händen das begehrte Grün zu reißen, diffus spüre ich den Appetit der Tiere und dankbar, fast zärtlich empfangen sie von mir diese Gesten.
Die Sonne hat es tatsächlich schon geschafft, die kleinen Wasserlaken, die sich in den Senken der ausgefahrenen Traktorspuren sammeln konnten, so zu erwärmen, dass der Schlamm darin, der einen Weg durch meine Zehen gefunden hat, mich an eine Salbung der Füße denken lässt. Der kleine Eichenbusch, noch kein Baum, der so kindisch krampfhaft seine verdorrten Blätter, gleich einem Spielzeug nicht hergeben will und es versteht, mit ihnen Melodien zu spielen, bekommt so meine Aufmerksamkeit, als hätte mich ein Freund angesprochen.
Der Busch und seine Blätter.
Am See angekommen, bin allein mit Gott, die Füße reichen nicht bis ins Wasser, fasziniert von der Färbung der Vergänglichkeit sehe ich, wie traurig und widerwillig der Baum am anderen Ufer sein blätter dem Wind und See preis gibt. Jedes Blatt gebärdet sich anders, als sei es frei gelassen und dürfte endlich im Wind frei tanzen um seine Kreise auf der Oberfläche des Wassers scheinbar frei in Hingabe zu ziehen. Frei kurz vor dem Verfall, nochmal aufbegehren als Individuum, endlich das Ego ausleben zu dürfen. UND MIT IHNEN STIRBT DER BAUM
Was ist er schon ohne Blätter, selbst sein Stamm nur dafür gebraucht, die Blätter ins Licht zu bringen, wo jedes einzelne Blatt mitbestimmt, in welche Richtung der Baum wachsen muss.
Seine Sensoren, sein Ausdruck und dessen Schönheit, seine Reaktoren, seine Energie, seine Intelligenz seine Bewusstheit, sein Leben, die in Vielzahl individuell das tun, wozu sie bestimmt sind, tun müssen, weil sie verbunden sind mit dem Bau, aber frei untereinander lebt jedes Blatt sein scheinbares Ego aus, einen Egoismus dessen Grenzen fest abgesteckt sind um letztlich dem Ganzen dienlich zu sein.
Ich kann grad machen, was ich will, lebe mich aus, tanze und bin frei- hat mich der Baum frei gegeben, braucht er mich nicht mehr, wird der Wind bald machen mit mir, was er will und wie lange werde ich mich auf mich selbst gestellt über Wasser halten können … jetzt, wo ich wieder Ego sein muss ...

-ein tiefes Lächeln mit feuchten Augen....
 
Servus, Jazumleben!

Sorry, aber zum Thema "spirituelles Gehen" habe ich gestern`ne besondere Erfahrung gemacht:
..

Ich sehe keinen Grund für Dein "Sorry"!
ich seh das anders, nämlich: Danke für diesen Beitrag!

… jetzt, wo ich wieder Ego sein muss ...
....

... ja, manche sind zum Ego-Sein geboren, manche DÜRFEN oder SOLLEN Ego-Sein ... das bedingt die von der Natur erwünschte Vielfalt des Lebendigen ...

... ein tiefes Lächeln mit feuchten Augen....

Ich wünschte mir mehr Menschen mit ebendiesem!

Ansonsten wortlose Grüße
cerambyx
 
Nicht immer ist "Schönwetter" im Gebirge. Zwar kann man auch "Schlechtwetter" genießen, wenn es sich um Regen oder Kälte oder Schnee handelt - es ist nur ein Sache der Einstellung - und der richtigen Kleidung. Aber wie so ganz anders ist es bei drohendem Gewitter!

Ich meine nicht solche Gewitter, wo man sich die Nase plattdrückt am Fensterglas und die grellen Blitze bewundert, die aufzuckend vom Himmel niederfahren und alles blendendhell kurz auflauchten lassen. Ich meine auch nicht jene Gewitter, wo man im warmen Zimmer sitzend die lauten Donner zwar hört, aber sie nur benutzt, um zählend die Sekunden zwischen Blitz und Donner in Entfernungen umzurechnen ....

Ich meine jene Gewitter, wo man draußen ist, irgendwo mutterseelenallein .... jene Gewitter, die sich ankündigen mit seltsam flimmernder Luft, die sanftes elektrisches Prasseln auf Kleidung und Metallteilen hervorrufen, die ein seltsames Ziehen auf der Kopfhaut hervorrufen und die Haare knisternd aufstellen ....

Ein solches war im Anzug ....

Wie Alarmleuchten blenden die Lärchen im Abendlicht der Sonne und warnen vor den dunklen Gewitterwolken im Hintergrund; Wind kommt auf und wirbelt warme und kalte Luft über die erschauernde Haut ... es ist Zeit, die Beine in die Hand zu nehmen ..... der Bergrücken mit seinen Kanten und Graten wird jetzt ein gefährlicher Ort ... plötzlich weiß tief im Inneren, das Leben ist in Gefahr! Der Puls will sich beschleunigen, der Atem wird von alleine schneller, Wärme durchströmt die Glieder und bereitet den Körper vor auf die kommende Wegstrecke, die rasch durchmessen sein will ...

Eilig, doch nicht allzu eilig beginnt der Weg zur noch weiten Unterkunft ...


... aber wozu auch allzugroße Eile? Der Blitz wäre ohnehin noch schneller ....

Ein manchmal eiliger
cerambyx
 
Werbung:
Wunderschöne Bilder & sehr ausgereifte Texte.
Ich habe den Thread gaaaanz langsam gelesen, so hatte ich länger etwas davon.
Vielen Dank fürs Einstellen.
 
Zurück
Oben