Sorry, aber zum Thema "spirituelles Gehen" habe ich gestern`ne besondere Erfahrung gemacht:
Endlich wieder Sonntag, meine Füße wissen es, sie brennen bereits in den nun zu engen und abschneidenden Isolatoren namens Schuhe.
masochistisch nannte die alte Dame mich, ne Mischung aus Erstaunen und Reflexion, klar, vielleicht eine der Frauen, die immer kalte Füße haben.
Muss gleich an die dicken Wollsocken, bunt geringelt, denken, die ich mal einer solchen Frau geschenkt habe, der Erwartung wegen, auf die erotischen Wellen in meinem Bauch und bei der Erinnerung der in die Höhe gehaltenen bewollten Füße muss ich mich konzentrieren, nicht darin verloren zu gehen. Aber es ist das Sehen der Hände, das mir in solchen Momenten auch bewusst wird- über das Sehen der Füße und was es mit mir macht, will ich schreiben.
Barfüßig einige hundert Meter durch Gestrüpp, über Stock und Stein gelaufen, endlich am Waldrand hinausgetreten, in die Sonne blickend ohne Brille, mit den Tränen blinzelnd, das Licht tanzen lassen, dem feuchte kalte Gras, das mir als Polster dient, dankend, gottveliebt die neue Wahrnehmung begrüßen.
Der erwarungsvolle, schmachtende Blick der Pferde, gepfercht in der Koppel, die jeden Klee schon lange nicht mehr unbemerkt hervorbringen konnte, auf die Kleewiese unmittelbar hinter`m stromführenden Gefängniszaun- dieser Blick lässt mich niederknien um mit beiden Händen das begehrte Grün zu reißen, diffus spüre ich den Appetit der Tiere und dankbar, fast zärtlich empfangen sie von mir diese Gesten.
Die Sonne hat es tatsächlich schon geschafft, die kleinen Wasserlaken, die sich in den Senken der ausgefahrenen Traktorspuren sammeln konnten, so zu erwärmen, dass der Schlamm darin, der einen Weg durch meine Zehen gefunden hat, mich an eine Salbung der Füße denken lässt. Der kleine Eichenbusch, noch kein Baum, der so kindisch krampfhaft seine verdorrten Blätter, gleich einem Spielzeug nicht hergeben will und es versteht, mit ihnen Melodien zu spielen, bekommt so meine Aufmerksamkeit, als hätte mich ein Freund angesprochen.
Der Busch und seine Blätter.
Am See angekommen, bin allein mit Gott, die Füße reichen nicht bis ins Wasser, fasziniert von der Färbung der Vergänglichkeit sehe ich, wie traurig und widerwillig der Baum am anderen Ufer sein blätter dem Wind und See preis gibt. Jedes Blatt gebärdet sich anders, als sei es frei gelassen und dürfte endlich im Wind frei tanzen um seine Kreise auf der Oberfläche des Wassers scheinbar frei in Hingabe zu ziehen. Frei kurz vor dem Verfall, nochmal aufbegehren als Individuum, endlich das Ego ausleben zu dürfen. UND MIT IHNEN STIRBT DER BAUM
Was ist er schon ohne Blätter, selbst sein Stamm nur dafür gebraucht, die Blätter ins Licht zu bringen, wo jedes einzelne Blatt mitbestimmt, in welche Richtung der Baum wachsen muss.
Seine Sensoren, sein Ausdruck und dessen Schönheit, seine Reaktoren, seine Energie, seine Intelligenz seine Bewusstheit, sein Leben, die in Vielzahl individuell das tun, wozu sie bestimmt sind, tun müssen, weil sie verbunden sind mit dem Bau, aber frei untereinander lebt jedes Blatt sein scheinbares Ego aus, einen Egoismus dessen Grenzen fest abgesteckt sind um letztlich dem Ganzen dienlich zu sein.
Ich kann grad machen, was ich will, lebe mich aus, tanze und bin frei- hat mich der Baum frei gegeben, braucht er mich nicht mehr, wird der Wind bald machen mit mir, was er will und wie lange werde ich mich auf mich selbst gestellt über Wasser halten können
jetzt, wo ich wieder Ego sein muss ...
-ein tiefes Lächeln mit feuchten Augen....