Gut, bevor ich dazu was sage, der Vollständigkeit halber noch eine Zusatzfrage: Welche deiner Ängste hat dazu geführt, daß du vergewaltigt wurdest? Du schriebst ja:
Ja ok, ich komm' wohl nicht drumrum, es zu erzählen. Also- ich war 18, er 27. Ich hatte ihn zufällig irgendwo kennengelernt und mich in ihn verliebt. Tatsächlich wollte ich von ihm geliebt werden, bewusst war mir beides nicht- weder mein Verliebtsein noch mein Wunsch, von ihm geliebt zu werden. Er tauchte oft in meiner Stammkneipe auf, wo ich mich mit meiner Clique traf. Er sprach ständig und immer von Sex, aber auf eine merkwürdig verklemmte Art und Weise. Ich war jung, unerfahren, aber keine Jungfrau mehr. Er flirtete nicht mit mir, lief mir aber immer hinterher.
Was ich denn sonst so mache, wenn ich nicht in der Keipe wäre, wollte er wissen. Ich erzählte es ihm- und dann tauchte er auch dort auf. Er lud mich zum Essen ein- und dann, verhängnisvollerweise, zur Rockpalastnacht. Das könnten wir doch bei ihm in der Wohnung zusammen anschauen. Ich hab' erst gezögert, aber dann zugesagt. Er hatte eine Flasche Whiskey besorgt, die er zügig austrank- und dann sagte er: zieh' dich aus. Dann wurde es hässlich.
Ich hatte nur zwei Gedanken: 1. Ich werde nicht schwanger werden, da ich einen Tag vor meiner Periode war. Und 2. Ich werde hier lebend rauskommen, denn der Alkohol ist sein Alibi. Ich bin danach nach Hause, duschen. Meine Gedanken rasten- Anzeige? Wer glaubt mir das? Jeder wird sagen: selber Schuld, was treibste dich Nachts mit so'm Kerl rum, noch dazu in seiner Wohnung. Und tatsächlich hab' ich wie jede andere Frau wohl auch mir die Schuld gegeben. Warum bin ich da auch hingegangen?
Ja- warum wohl? Weil ich verknallt war in den Typen. Ich konnte ihm dieses Gefühl nicht offenbaren, weil ich Angst hatte, zurückgewiesen zu werden. Denn das Sex keine Liebe ist, das wusste ich schon immer. Verliebt war der Typ nämlich nicht in mich, unterschwellig spürte ich das genau. Ich hatte aber die irrationale Hoffnung, ihn verliebt machen zu können, deshalb hab' ich ihm sehr wohl zweideutige Signale geschickt. Das ist nicht ungewöhnlich, hätte ich ihn vor Gericht gezerrt, hätte er wohl genau das gesagt. Und es wäre die Wahrheit gewesen.
Tatsächlich ist sexueller Missbrauch und Vergewaltigung am schwierigsten zu durchschauen für das Opfer, hier in dem thread geht's ja nun gerade darum. Ich möchte hier aber nochmal betonen, dass es für mich um jegliche Täter/Opfer Rollen geht, nicht nur um diese. Ich hab' zuerst eine andere Opferrolle von mir durchschaut, diese hier war ein Nebenprodukt davon, wie viele andere auch.