Sozialneid in Deutschland

  • Ersteller Ersteller ThePassenger
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Ja aber du isst es nicht trocken, also hast mindestens Magarine oder so drauf, ein Obdachloser kann durch Flaschensammeln nicht auch noch Wurst sich dazu kaufen und ich hatte das BilligBrot mal getestet und fand es ungeniessbar.

Bitte?
Zehn Pfandflaschen ergeben zwischen 1, 50 und 2,50 Euro Pfandgeld.
Ein Brötchen beim Billigbäcker kostet 19 Cent, Wurst gibt es schon, abgepackt für 99 Cent.
Bleibt also noch was übrig für ne Limo. Margarine bei Aldi 75 Cent.
Und die Obdachlosen sammeln sicher mehr als zehn Flaschen am Tag. Hinzu kommt noch das Geld, das sie sich erbetteln.
Sie haben auch Anspruch auf ein Tagesgeld von 12 - 13 Euro.
http://www.berber-info.de/ratgeber/1268-anspruch-auf-tagesgeld

Gruß

Luca
 
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Es gibt in jeder Stadt Obdachlosenunterkünfte, die obdachlose Menschen nachts aufsuchen können. Oft wollen sie das nicht und bleiben lieber in der Kälte. Warum? Weil sie sich oft gegenseitig beklauen, in diesen Sammelunterkünften.
Ich finds ehrenwert, dass du Obdachlose mit in deine Wohnung mitnimmst, zum übernachten, dazu gehört Mut. Ich hätte Angst, wildfremde Menschen bei mir schlafen zu lassen. Sei bitte vorsichtig und nicht zu vertrauensselig. Selbstloses handeln soll ja emotionsgesteuert sein und oft nicht rational nachzuvollziehen.

Ich hab auch oft Obdachlose bei mir schlafen lassen, geklaut hat nie einer was, die waren froh, wenn sie mal in Sicherheit schlafen und duschen und warmes Essen hatten.

Ja leider wird in den Unterkünften geklaut, ein anderes Problem ist auch , daß in den meisten keine Tier erlaubt sind und für viele Obdachlose ist ein Hund die einzige Bezugsperson, die ihnen geblieben ist, da hängt das ganze Herz daran, alles, was an Ressourcen da ist, geht in die Versorgung des Hundes, wenn sie den nicht mitnehmen können, dann frieren sie lieber draußen, die Bindung ist oft so eng, daß kein Blatt mehr dazwischen passt und sie eine Nacht Trennung nicht aushalten.
 
Ich war Obdachlos und Pfand sammeln... Ich kenne das. Offensichtlich wird das von Bundesland zu Bundesland anders gehandhabt. Nun, ich habe mich selbst in diese Situation gebracht und bin da selbst wieder raus gekommen. Jeder macht halt seine Erfahrungen.

Wo hast Du so viel Pfand bekommen? Hier in Wien bringt jeder die eigenen Flaschen zurück, da lässt kaum jemand eine Pfandflasche irgendwo stehen. Bei den 15.000 Obdachlosen, die es in Wien gibt, wäre es unmöglich, jeden Tag eine oder sogar zwei Flaschen für jeden zu finden. Da könnte ein Obdachloser sich vielleicht zweimal die Woche eine trockene Semmel leisten, von Obdachlosenunterkünften ganz zu schweigen.
 
Wo hast Du so viel Pfand bekommen? Hier in Wien bringt jeder die eigenen Flaschen zurück, da lässt kaum jemand eine Pfandflasche irgendwo stehen. Bei den 15.000 Obdachlosen, die es in Wien gibt, wäre es unmöglich, jeden Tag eine oder sogar zwei Flaschen für jeden zu finden. Da könnte ein Obdachloser sich vielleicht zweimal die Woche eine trockene Semmel leisten, von Obdachlosenunterkünften ganz zu schweigen.

in 10, 11, 21, 22 Bezirk vielleicht...
ich kenne es anders, aus dem 1ten, und in den Westbezirken sehe ich mitunter Männer (meistens), die mit einem Einkaufswagen bei Sammelstellen vorbeifahren. Ich lasse meine sämtlichen Pfandflaschen extra daneben stehen. Leben kann man sicher nicht davon, aber es ist eine Beschäftigung (Struktur) und eine Einkunft.
 
Wo hast Du so viel Pfand bekommen? Hier in Wien bringt jeder die eigenen Flaschen zurück, da lässt kaum jemand eine Pfandflasche irgendwo stehen. Bei den 15.000 Obdachlosen, die es in Wien gibt, wäre es unmöglich, jeden Tag eine oder sogar zwei Flaschen für jeden zu finden. Da könnte ein Obdachloser sich vielleicht zweimal die Woche eine trockene Semmel leisten, von Obdachlosenunterkünften ganz zu schweigen.

Zu dem Thema habe ich eine interessante Geschichte:

Irgendwann Anfang 2019 war ich einkaufen und wollte danach auch noch Flaschen wegbringen, wobei ich letzteres wirklich ungerne mache. Als ich die Rolltreppe in dem Center wo ich einkaufe runterkam sah ich einen alten Mann der gerade in einen Mülleimer guckte. Ich fragte ihn ob er Flaschen sammelt und erklärte, dass ich erstens viele habe zweitens nur 200 m entfernt wohne und drittens mich freuen würde wenn er die nimmt (habe irgendeinen Grund erfunden... "muss verreisen, keine Zeit" oder so). Ich gab ihm dann meine Flaschen, vom Wert her etwas über 10 Euro würde ich sagen.

Einige Monate später kam nahezu exakt dasselbe noch mal vor (lediglich anderer Ort an dem ich ihn sah) und dann noch mal. Und dann haben wir das zu einer Art Deal gemacht und Handynummern ausgetauscht. Ab Oktober 2019 kam er dann alle zwei Wochen und holte meine Flaschen ab, was wirklich Win-Win war. Für ihn etwas mehr Geld und mir fehlt es nicht und ich bin froh wenn die weg sind.

Wir haben uns natürlich auch unterhalten. Er ist 86 Jahre alt, lief zu jener Zeit um die 8 km pro Tag und hat im Monat so ungefähr 100 bis 150 Euro mit Flaschen dazu verdient.

Dann, eigentlich waren wir für Mitte Januar 2020 "verabredet" (er meldet sich oder umgekehrt), aber er kam nicht und rief nicht an. Umgekehrt habe ich ihn nicht erreicht, wobei das immer schwer war weil sein Handy nicht gut funktionierte (Ich musste ihm mehrfach erklären wie man einen Fehler umgeht - das ging nur mit Lautsprecher und noch irgendwas). Jedenfalls war ich dann irgendwann davon überzeugt das ihm was passiert sein muss, er vielleicht nicht mehr lebt.


Anfang Februar sah ich ihn dann auf einmal wieder in jenem Einkaufs-Center, er wollte selbst gerade einkaufen. Ich sprach ihn an und er schien total schuldbewusst, erklärte mir das er ja kommen wollte, aber dass er einen Herzinfarkt hatte und Wochen in Krankenhaus und dann Reha war. Dort war er zudem noch gefallen und hat sich am Knie verletzt. Es ging ihm richtig schlecht. Zudem funktionierte sein Handy wieder nicht.

Um das abzukürzen: Unseren Deal haben wir dann geändert. Seitdem bringe ich die Flaschen für ihn weg und bringe ihm dann den Zettel vorbei (er wohnt auch sehr nahe). War nicht so gedacht und alle die mich kennen, und daher wissen wie sehr ich Flaschen wegbringen hasse, lachen :D Habe ihm auch ein neues Senioren-Handy geschenkt, denn in jener Nacht als er den Herzfinarkt hatte konnte er nicht mal selbst telefonisch um Hilfe rufen. Er hat sich auf seinen Balkon geschleppt , dort um Hilfe gerufen und jemand anders hat dann den Notarzt verständigt.

Seine Situation ist übrigens in etwa so: Er wohnt in einer sehr kleinen aber perfekt aufgeräumten Wohnung und bekommt Hartz4. Er würde auch ohne Flaschen klar kommen vermute ich, aber 100-150 Euro mehr im Monat wären dann schon ein großer Unterschied. Als ich das neue Handy einrichtete wurde mir zudem klar das der niemanden kennt. Ich speicherte Nummern ein, Arzt und Pflegedienst und noch irgendwas. Aber die einzige Nummer einer Privatperson war meine.

Interessanterweise nimmt er ansonsten keine Hilfe an. Das mit dem Flaschengeld fing ja so an dass ich ihm sagte dass ich froh bin wenn ich die nicht selbst wegbringen muss, eher als ob er mir einen Gefallen tut. Und jetzt mache ich es weil sein Knie nach wie vor nicht in Ordnung ist. Aber wenn ich ihn sonst mal frage ob ich was mitbringen soll, sagt er immer "Nein danke, ich war heute/gestern/vorgestern schon einkaufen" usw. Nur Masken habe ich ihm mal gebracht.


Was hier in Berlin auffällt ist: Vor 20 Jahren habe ich keine oder kaum Flaschensammler gesehen. Das machten dann nur Obdachlose. Mittlerweile machen es viele alte Menschen die sich einfach etwas dazuverdienen wollen, weil sie zuwenig Rente bekommen oder Hartz4. Und das Problem ist eigentlich nicht das es zu wenig Flaschen gibt (in normalen Zeiten, nicht Corona), eher dass die Konkurrenz groß ist. Die kennen sich teilweise auch untereinander und manchmal gibts sogar Streit.
 
Zu dem Thema habe ich eine interessante Geschichte:

Irgendwann Anfang 2019 war ich einkaufen und wollte danach auch noch Flaschen wegbringen, wobei ich letzteres wirklich ungerne mache. Als ich die Rolltreppe in dem Center wo ich einkaufe runterkam sah ich einen alten Mann der gerade in einen Mülleimer guckte. Ich fragte ihn ob er Flaschen sammelt und erklärte, dass ich erstens viele habe zweitens nur 200 m entfernt wohne und drittens mich freuen würde wenn er die nimmt (habe irgendeinen Grund erfunden... "muss verreisen, keine Zeit" oder so). Ich gab ihm dann meine Flaschen, vom Wert her etwas über 10 Euro würde ich sagen.

Einige Monate später kam nahezu exakt dasselbe noch mal vor (lediglich anderer Ort an dem ich ihn sah) und dann noch mal. Und dann haben wir das zu einer Art Deal gemacht und Handynummern ausgetauscht. Ab Oktober 2019 kam er dann alle zwei Wochen und holte meine Flaschen ab, was wirklich Win-Win war. Für ihn etwas mehr Geld und mir fehlt es nicht und ich bin froh wenn die weg sind.

Wir haben uns natürlich auch unterhalten. Er ist 86 Jahre alt, lief zu jener Zeit um die 8 km pro Tag und hat im Monat so ungefähr 100 bis 150 Euro mit Flaschen dazu verdient.

Dann, eigentlich waren wir für Mitte Januar 2020 "verabredet" (er meldet sich oder umgekehrt), aber er kam nicht und rief nicht an. Umgekehrt habe ich ihn nicht erreicht, wobei das immer schwer war weil sein Handy nicht gut funktionierte (Ich musste ihm mehrfach erklären wie man einen Fehler umgeht - das ging nur mit Lautsprecher und noch irgendwas). Jedenfalls war ich dann irgendwann davon überzeugt das ihm was passiert sein muss, er vielleicht nicht mehr lebt.


Anfang Februar sah ich ihn dann auf einmal wieder in jenem Einkaufs-Center, er wollte selbst gerade einkaufen. Ich sprach ihn an und er schien total schuldbewusst, erklärte mir das er ja kommen wollte, aber dass er einen Herzinfarkt hatte und Wochen in Krankenhaus und dann Reha war. Dort war er zudem noch gefallen und hat sich am Knie verletzt. Es ging ihm richtig schlecht. Zudem funktionierte sein Handy wieder nicht.

Um das abzukürzen: Unseren Deal haben wir dann geändert. Seitdem bringe ich die Flaschen für ihn weg und bringe ihm dann den Zettel vorbei (er wohnt auch sehr nahe). War nicht so gedacht und alle die mich kennen, und daher wissen wie sehr ich Flaschen wegbringen hasse, lachen :D Habe ihm auch ein neues Senioren-Handy geschenkt, denn in jener Nacht als er den Herzfinarkt hatte konnte er nicht mal selbst telefonisch um Hilfe rufen. Er hat sich auf seinen Balkon geschleppt , dort um Hilfe gerufen und jemand anders hat dann den Notarzt verständigt.

Seine Situation ist übrigens in etwa so: Er wohnt in einer sehr kleinen aber perfekt aufgeräumten Wohnung und bekommt Hartz4. Er würde auch ohne Flaschen klar kommen vermute ich, aber 100-150 Euro mehr im Monat wären dann schon ein großer Unterschied. Als ich das neue Handy einrichtete wurde mir zudem klar das der niemanden kennt. Ich speicherte Nummern ein, Arzt und Pflegedienst und noch irgendwas. Aber die einzige Nummer einer Privatperson war meine.

Interessanterweise nimmt er ansonsten keine Hilfe an. Das mit dem Flaschengeld fing ja so an dass ich ihm sagte dass ich froh bin wenn ich die nicht selbst wegbringen muss, eher als ob er mir einen Gefallen tut. Und jetzt mache ich es weil sein Knie nach wie vor nicht in Ordnung ist. Aber wenn ich ihn sonst mal frage ob ich was mitbringen soll, sagt er immer "Nein danke, ich war heute/gestern/vorgestern schon einkaufen" usw. Nur Masken habe ich ihm mal gebracht.


Was hier in Berlin auffällt ist: Vor 20 Jahren habe ich keine oder kaum Flaschensammler gesehen. Das machten dann nur Obdachlose. Mittlerweile machen es viele alte Menschen die sich einfach etwas dazuverdienen wollen, weil sie zuwenig Rente bekommen oder Hartz4. Und das Problem ist eigentlich nicht das es zu wenig Flaschen gibt (in normalen Zeiten, nicht Corona), eher dass die Konkurrenz groß ist. Die kennen sich teilweise auch untereinander und manchmal gibts sogar Streit.
Das finde ich total knorke von dir. Ich kaufe ab und zu die Obdachlosenzeitung und habe schon einem ganz heruntergekommenen alten Mann Brötchen geschenkt. Was mir auffiel ist, dass es ihnen oft unangenehm ist Hilfe anzunehmen.
In München auf dem Bahnhof stand mal eine junge Frau, sehr verwahrlost und wie in ihrer eigenen Welt. Ich wollte ihr 2€ geben, aber sie hat nichts genommen.
 
Ich wollte ihr 2€ geben, aber sie hat nichts genommen.
Manchen ist es wohl auch sehr peinlich, vielleicht empfinden sie das als würdelos und nehmen deshalb nichts, um den letzten Rest Selbstbestimmung ihrer Würde zu behalten.
Ich gebe meistens meine zuviel gemachten Pausen-Arbeitsbrote, mit dem Satz, ich habe zuviel, esse es ganz bestimmt nicht auf, mir würde durch das Annehmen ein Stein vom Herzen fallen, ich möchte es nicht wegwerfen, zu schade, etc. Und meine leergesüppelten Mineralwasserflaschen gebe ich auch mit einem strahlenden Lächeln, und kriege genau solch eines zurück.
lv9.gif
 
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Das finde ich total knorke von dir. Ich kaufe ab und zu die Obdachlosenzeitung und habe schon einem ganz heruntergekommenen alten Mann Brötchen geschenkt. Was mir auffiel ist, dass es ihnen oft unangenehm ist Hilfe anzunehmen.
In München auf dem Bahnhof stand mal eine junge Frau, sehr verwahrlost und wie in ihrer eigenen Welt. Ich wollte ihr 2€ geben, aber sie hat nichts genommen.

Ja, in diesem Fall nimmt er es glaube ich nur an, weil ich ihm anfangs ja sagte dass das für uns beide gut ist. Und er holte die Flaschen ja ab. Jetzt, weil er nicht gut laufen kann plus Corona, wäre es bisschen seltsam wenn ich die paar Schritte nicht für ihn machen würde, abgesehen davon "kennen" wir uns ja mittlerweile. Was ihm anzunehmen schwer fiel war das Handy. Das hat er eigentlich nur angenommen weil er in jener Nacht fast gestorben wäre und seitdem Angst hatte. Die Situation war wohl wirklich haarscharf an Tod vorbei, denn wenn er es nicht auf den Balkon geschafft hätte....

Da gibts übrigens noch ne witzige Geschichte: Als ich sein Handy einrichtete saßen wir bei ihm im Wohnzimmer und er hat zwei "Korbflecht-Stühle". Auf einmal knickt der Stuhl auf dem ich sitze unter mir weg. Ein Stuhlbein war sozusagen "abgebrochen", aber nicht wirklich, denn brechen konnte das nicht mehr. Er meinte sofort: "Ach, das ist weil ich den schon mal reparieren musste." Und mit reparieren meinte er, dass er das Stuhlbein mit Klebeband verbunden hatte! :D Als ich gehen wollte meinte ich ein bisschen schuldbewusst "Was machen wir jetzt mit dem Stuhl?" - ich wollte ihm einen neuen besorgen. Aber er sagte wieder: "Ach, das ist kein Problem. Den repariere ich wieder!" Dann, ein paar Wochen später war ich kurz bei ihm und wollte mich gerade setzen, erinnerte mich dann an das "Problem", er sah das und meinte lachend: "Sie können sich ruhig setzen - ich sitze auf dem Reparierten!" ---> wieder Klebeband :lachen:
 
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