Liebe Leute,
ich bin ja schon baff, dass das hier solche Wellen schlägt! Das zeigt allerdings, dass dieses Thema allen bekannt ist. Und das allein ist schade.
Also, ich fühle mich schon missbraucht. Dies wurde mehrfach gefragt. Allerdings fühle ich mich nicht schwer missbraucht. Die Situation war folgende: Ich kam als Flüchtlingskind 1961 an den Stadtrand von München. Ich war auf jeden Fall traumatisiert, denn die Flucht aus der DDR hat mir nicht nur Heimat und Verwandtschaft weggenommen, sondern meine Mama hatte mir eingeredet, niemandem mehr zu vertrauen, weil sie Angst hatte, ich könnte von der Stasi gekidnappt werden, um sie in die DDR zurückzuzwingen (wurde damals durchaus praktiziert).
Gut, dieser dämliche 70jährige verstand sicher nichts von Psychologie und von traumatisierten Kindern. Er nützte einfach aus. Ich kam, wenn ich heim kam, immer an seinem Zimmerfenster vorbei. Und ich war,als es begann, erst 10 Jahre alt. Er hatte die Außentüre auf und sagte "Komm, ich habe was für dich". Ich ging rein und er saß am Tisch, gab mir ein Bonbon. Wenn ich dann so da stand, fing er an, mir ganz langsam an den Beinen zu streicheln und rutschte höher. Er war nicht grob. Später dann, wenn er merkte, es bereitete mir Lust, die mich gefügig machte, führte er mich ins Nebenzimmer, wo er dann weiter ging.
Ich war damals stark hin und hergerissen zwischen dieser grauenhaften Lust, für die ich mich so schämte, Ekel vor dem Mann und der Angst, die alte Frau des Vermieters könnte überraschend heimkommen und uns sehen.
Die Sache ging vielleicht ein halbes Jahr, ich habe keine Ahnung, wie lange. Das zeigt auch schon, dass ich noch in meiner geistigen Entwicklung sehr Kind war. Kinder unter 12 haben noch kein Zeitgefühl, dass sie einschätzen können, wie lange etwas dauert. Hier wurde mehrfach geschrieben, dass heutzutage 11jährige schon etwas pubertär sind und selbst solche Erfahrungen suchen. Ich jedenfalls war zu dem Zeitpunkt weit von der Pubertät entfernt, war eh ein Spätentwickler, außerdem sind Kinder heutzutage früher reif als damals. Vielleicht habe ich ja in dem alten Mann auch ein bisschen den Papa gesehen (meiner war schon verschwunden) und habe einfach Zuwendung gesucht. Meine Mama hatte mit mir nämlich ein extrem zurückgezogenes Leben geführt, ich war einsam.
Beim Psychotherapeuten war ich schon. Der hat mich ein gutes Jahr lang in Verhaltenstherapie gehabt. Leider kam ich mit ihm nicht so übermäßig gut klar. Zwar war er sehr sympathisch und ich fühlte mich in seiner Gegenwart wohl. Aber er konnte sich nicht wirklich in das einfühlen, was für mich das Wichtigste gewesen wäre. Über den Missbrauch fragte er nur, ob ich darüber reden will. Ich hatte aber zu der Zeit andere Themen, die noch dringender waren, so haben wir nicht darüber geredet. Ich musste 10 Monate warten auf diesen Therapieplatz. Jetzt wird die Krankenkasse jahrelang nicht mehr eine neue Therapie bezahlen. Mir ist das mit der Therapie jetzt auch zu blöd geworden. Ich hatte früher schon mal eine, mit einer blöden Therapeutin. Diese hat mir in der 37. Stunde plötzlich gesagt, dass sie mich und mein "Jammern" nicht mehr erträgt und ich soll woanders hingehen. Zuvor hatte sie nur mal so kryptisch angedeutet, ob ich mir vorstellen könnte, dass ich ihr nicht gut tue.
Also: ich glaube nicht mehr daran, noch einen Therapeuten zu finden, der für mich passt.
Ich kann meditieren und mir somit selbst helfen.
Ich bin jetzt 60 Jahre alt und eher in der Lebensphase, wo man merkt, es ist an der Zeit, alte Wunden nicht mehr großartig aufzurühren. Also, darüber sprechen schon, wenn es hochkommt, aber sich nicht mehr reinsteigern. Und es ist auch wichtig, mir und dem alten Mann, beiden, zu verzeihen.