Lotusz schrieb:
Aber ich frage mich, wie Du über verspannte Muskeln und eine ungesunde Atmung an die Gefühle aus der Kindheit herankommen möchtest. Zumal es ja nicht nur eine Erfahrung ist, die zu verspannten Muskeln und zu einer falschen Atmung geführt haben, sondern unendlich viele, an die man sich grösstenteils gar nicht mehr erinnern kann. Es sind auch nicht nur traumatische Verletzungen, die zu verspannten Muskeln und zu einer falschen Atmung geführt haben, sondern die vielen, vielen kleinen Verletzungen.
Also ich kann da jetzt nur von mir sprechen. Es gibt 2 Möglichkeiten: Entweder "von unten nach oben" oder "von oben nach unten".
Mit dem ersten meine ich, dass man sich z.B. hinsetzt und ganz einfach die Aufmerksamkeit auf die Verspannung lenkt. Das macht man so lange, bis vor dem innern Auge Bilder entstehen, oder Sätze kommen, oder sonstwas. Man entspannt sich einfach und lässt alles vorbeiziehen. Dann, früher oder später, vielleicht braucht man mehrere Anläufe, kommt normalerweise das hoch, was verdrängt wurde, und das genügt dann meist, um die Verspannung nachhaltig zu lösen.
Diese Methode funktioniert gemäss meiner Erfahrung vor allem dann gut, wenn die Verspannung eine einzelne, relativ klar zu umreissende Ursache hat (z.B. Ärger mit dem Chef, den man runtergeschluckt hat, ohne es zu merken).
Mit "Von oben nach unten" meine ich: Die Auseinandersetzung der psychischen Ursachen, die zu den Verspannungen führen, also im Grunde nichts anderes als Psychoanalyse - dazu muss man aber natürlich nicht grade zum Experten rennen, mit ein bisschem gesundem Menschenverstand findet man die meisten Dinge durch aktive Selbstbeobachtung auch selbst mit der Zeit raus. Es ist nicht einmal wichtig, die Ursachen zu kennen, es genügt völlig, an den Punkt zu gelangen, wo etwas nicht angemessenen Platz eingeräumt wurde, beispielsweise eine alte Verletzung oder sowas. Viele kleine Verletzungen sind meist nichts anderes, als das Widerspiegeln einer grösseren inneren Sache, die nicht aufgearbeitet wurde. Beispielsweise fehlt einem Mann der Zugang zur eigenen männlichen Seite und darum ist er zwar ein supereinfühlsamer Typ, aber kann sich im Alltag nie durchsetzen. Er hat nicht gelernt, dass er einfach ein RECHT darauf hat, hierzusein, etwas vom Leben geschenkt zu kriegen oder sowas. Und darum wird er dauernd von Frauen verletzt, die ihn nach kurzer Beziehung wieder verlassen. Es gilt, sich mit dem zugrundeliegenden Glaubenssatz "Ich bin minderwertig." auseinanderzusetzen und das heisst immer zentral: Erkennen, dass ein solcher Glaubenssatz da ist (ist schon sehr schwierig, ich weiss) --> darum eben: Selbstbeoabachtung bzw. Bewusstheit steigern (ist auch sehr schwierig, ich weiss).
(Das jetzt nur mal als hypothetisches Klischee-Modell.)
Beides führt dazu, dass muskuläre Anspannung nachhaltig (!) gelockert wird.
Es wäre zumindest eine Möglichkeit, zu erkennen, welchen Eindruck ich auf andere mache. Aber kaum jemand hat den Mut, diesen Weg wirklich zu gehen. Und selbst wenn man den Mut hat, den Dingen ins Gesicht zu sehen, so ist damit noch keine Blockade gelöst. Es kann sogar sein, dass die Blockaden noch verstärkt werden, weil man nicht den Mut hat, die Wahrheit des anderen zu akzeptieren. Die Blockaden sind ja auch eine Form des Selbstschutzes vor den Verletzungen, die man von anderen Menschen befürchtet. Und erst dann, wenn man erkennt, dass der andere mit seiner Meinung vielleicht sogar recht hat, mit dem, was er mir an den Kopf wirft, dann kann sich vielleicht etwas ändern.
Fast immer ist es eine Frage der innere Bereitschaft hinzuhören. Lotusz: Wie viele Leute in diesem Forum haben dich schon wegen deinen Statements zur Enthaltsamkeit und Sexualität und Spiritualität direkt oder indirekt kritisiert? Liegen die wirklich allesamt falsch? Du selbst schriebst in diesen Thread am Anfang irgendwo ("...und dann bin ich weg aus dem Thread..."), oder ich habe mir das zumindest eingebildet. Jetzt bist du immer noch drin. Warum? Ist da etwa ein Bedürfnis, dich mit dem Thema auseinanderzusetzen, zu beschäftigen usw.? Ich kann das für dich nicht beantworten, das musst du wirklich selbst wissen. Persönlich ist mir aber dein Verhalten zu diesem Thema oft genug aufgefallen.
Und dann werden Gefühle wachgerufen. Dann kommen Trauer, Hass und Wut an die Oberfläche. Und dann fängst man an zu Leiden an den Gefühlen, die sich deiner bemächtigen. Und ich glaube, dass das der wahre Heilungsprozess ist, nämlich dass man alle bisher unterdrückten Gefühle zulässt. Und das ist ein sehr, sehr schmerzhafter und langwieriger Prozess.
Ja, und das ist gut so. Hass, Trauer, Wut - alles hat seinen festen Platz im Leben.
Und kaum jemand hat wirklich den Mut, diesen Weg zu gehen. Sondern es wird alles getan, diesen negativen Emotionen aus dem Wege zu gehen.
Hier:
http://fckw.blogspot.com
und hier:
http://www.reschke.de/log2004
und hier:
http://www.einschau.de/
und hier:
http://ralviehversum.blogg.de/
Es gibt sie schon, die Auseinandersetzung mit sich selbst. Aber an die grosse Glocke hängt sie niemand, weil sie jeder mit sich selbst führen muss.