Schweigen ist eine Entscheidung
Deutlicher als durch sein Schweigen
kann dir ein Mensch sein nicht vorhandenes Interesse
kaum mitteilen.
Es ist dies vielleicht die sanftere Variante,
als ehrlich und direkt zu sagen:
ich möchte nichts mehr von dir wissen.
Vielleicht ist es aber auch die feigere?
Ganz sicher ist es die bequemere –
und für viele ganz gewiss die schmerzhaftere.
Denn wenn jemand schweigt,
macht sich ein Teil von deinem Herzen
für eine bestimmte Zeit noch immer ein bisschen Hoffnung.
Vielleicht ... ist der andere ja zu beschäftigt?
Vielleicht geht es ihm ja nicht gut.
Oder er ist gar in einer Krise.
Vielleicht weiss der andere nicht,
wie wichtig ein paar Worte für dich wären ...
Und all die VIELLEICHTS und WER WEISS
und WAS WENN sind doch nichts
als der so menschlich – verständliche Versuch,
die Veränderung im Kontakt, in der Qualität
einer Freundschaft nicht zu spüren.
Sie sind Vorboten der Traurigkeit, die noch kommen wird
und Ausdruck deines Bestrebens, verstehen zu wollen.
Sie sind Nahrung für die trügerische Hoffnung,
die dich inständig wünschen lässt, das Ende dessen,
was Menschen einst verbunden hat ... hinauszuzögern,
weil die Wahrheit zu hart,
die Wirklichkeit zu grausam,
die nackten Tatsachen zu schmerzhaft sind.
Wenn jemand schweigt,
bleibt die Zeit auf der Uhr der Begegnungen stehen.
Konflikte, Zuneigung und all die gemeinsamen Erfahrungen
fühlen sich an wie eingefroren,
und es liegt nicht in deiner Hand,
die Zeiger zu drehen, die angehaltene Entwicklung
wieder in Gang zu setzen.
All jenen, denen es gerade so geht,
möchte ich leise sagen:
erinnere dich an deine Würde und daran,
dass verzweifelte Hoffnung nicht das ist,
was dich in so einer Situation weiterbringt.
Wenn du magst, …
leg deinen Kummer hin,
in diesen Kreis aus Menschen,
die still und kraftvoll
diesen Raum hier halten.
Er ist nicht an einen Ort gebunden.
Er IST.
Und der Schmerz wird nachlassen.
Auch wenn ich nicht weiss, wie,
wann oder auf welche Weise.
Wenn jemand schweigt und sich nicht darum schert,
wie es dir und deinen Lieben geht,
lass ihn aus deinem inneren Feld hinaustreten,
denn er hat dort nichts mehr zu suchen
und findet hier keinen Halt,
keine Seelennahrung mehr.
Und eine solche innere Entscheidung wirkt.
IMMER.
Sie tut etwas mit dir und jenen, die sie betrifft.
Vielleicht findest du Wege,
ganz bewusst in DEINEM Raum,
deiner inneren, weiten Ebene zu bleiben
und das Weitere jener Kraft zu überlassen,
die von Anbeginn das Gefüge der Welt
in ihren kostbaren Händen hält –
der neutralen LIEBE.
Sie schweigt nicht –
sie ist immer in Kontakt mit dir
und ist aufrichtig an einem Dialog interessiert.
Sie IST.
Beatrice Tanner