Hallo Fiory!
Fiory schrieb:
Lyras Anliegen ihre mögliche Ersatzmutterrolle in Frage zustellen kann ich verstehen, auch wenn nicht klar ist, ob dieses Szenario nicht auch vielleicht selbstkonstruiert und blosses Kopfkino ihrerseits ist, im Hinblick darauf, dass sie vorgreifend für den Sohn bereits entschieden hätte, dass er einfach zu jung und unreif fürs Verantwortungübernehmen sei.
Bloßes Kopfkino kann die Schwangerschaft samt Begleitumstände (Schwie-Tochter Drogenabhängig/Sohn erst 20 Jahre alt) nicht sein. Es handelt sich immerhin um Fakten. Was die Unreife des Sohnes anbelangt, weiß nur Lyra, wie es um seine Reife bestellt ist. Inwiefern meinst Du, greift sie da vor? Nimmst Du an, es verhält sich anders? Warum?
ist mindestens genauso wenn nicht noch um ein vielfaches brutaler als Christels Reaktion, die sich mir auf die Art zwar dann doch nicht ganz erschliesst, zumal Lyras Sorge schon authentisch auf mich wirkt... aber dass das Christel und jeden Menschen mit ein bisschen Herz und Verstand so auf Anhieb "verletzt", wenn da ein Kind in eine Familie geboren ist, in der das Argument "Das Baby gehört zwar zu uns, aber keiner hat Zeit und Lust für und auf das Kind" sein soll, ist doch mehr als verständlich.
Da kannst Du mal sehen, daß jeder eine andere Wahrnehmung hat. Für mich las sich Lyras Beitrag als eine Art Hilferuf. Ich konnte sofort nachvollziehen, was sich in dieser Familie vermutlich abspielt. Die Schwie-Tochter hat durch ihre Abhängigkeit z.Zt. keinen Durchblick, der Sohn ist erst 20 Jahre alt und lebt vermutlich noch in anderen wechselnden, sexuellen Kontakten - wie es halt so läuft bei jungen Männern. Habe selber auch noch nie von einem jungen Mann in diesem Alter gehört, der ein Kind mit aufzog. Gut, in dem Alter haben viele ein Kind gezeugt und leben evtl. noch kurz mit der Freundin und dem Kind zusammen, in der Regel trennen sich dann am meist nach kurzer Zeit und wenden sich anderen Dingen zu. Jedenfalls in der heutigen Zeit, die den jungen Leuten nicht mehr diese Verantwortungsgefühle abverlangen, wie noch in früherer Zeit.
Offensichtlich möchte sich also niemand um dieses kleine Geschöpf kümmern: nicht der Ehemann von Lyra (der für das Enkelkind übrigens ebenfalls seinen Job aufgeben müßte.) Offensichtlich auch nicht die anderen Großeltern - sie wurden noch nicht einmal erwähnt. Und ja, das ist alles traurig zu lesen. Ich frage mich nur, warum ausgerechnet Lyra für all diese Misslichkeiten von Christel verantwortlich gemacht und beschimpft wird? (O-Ton: "Flintenweib"). Weil Christel "Herz und Verstand" hat? Das hat Lyra offensichtlich auch, denn sonst hätte sie hier nicht ihren "Notruf" abgesetzt (und sich eine Menge ersparen können.)
Ich will dir mal was sagen: Jeder, der ein wenig Empathieempfinden hat, kann sich in Lyras Lage hineinversetzen. Also fast alle hier. Nur, warum wird gerade auf die eingeschlagen, die sich Sorgen macht? Das kommt mir vor, wie bei den alten Römern, indem der Soldat, der dem Imperator die schlechte Nachricht überbrachte, einen Kopf kürzer gemacht wurde. Mit einem Wort: keiner überlegt, was es für Lyra bedeutet, alles hinzuschmeissen - den Job, ihr altes Leben, als gäbe es kein Morgen mehr. Hallo?? Sind wir heute nicht größtenteils auf ein zweites Gehalt angewiesen? Und nicht nur das: Was ist mit den Rentenbeiträgen, die Lyra später ein halbwegs gutes Auskommen im Alter zusichert?
Nicht zu vergessen - Gabi hat es schon erwähnt - warum müssen immer die Frauen - wie selbstverständlich - alles aus der Scheiße reissen und ihr eigenes Leben aufgeben, wenn die Kacke mal wieder am Dampfen ist??......Ist die Mutter und der Vater an Alzheimer erkrankt: Bitteschön, die Tochter oder die Schwiegertochter kann doch wohl ihren Job aufgeben und den alten Herrn oder die alte Dame pflegen. Ja Mahlzeit. Warum sollen eigentlich immer die Frauen ihr eigenes Leben für andere hinschmeissen? Wurden wir Frauen mit einem eingebauten Sozialgenerator geboren oder was?
Ich kann da nur empfehlen, das Kind zwar in die Pflegefamilie zugeben, aber nur unter der Bedingung, dass ein offener, reger Kontakt zur leiblichen Familie mit dem Ziel einer baldigen Familienrückführung besteht und dass Sohnemann gefälligst sein "Soziales Jahr " in der Verantwortung seinem Kind gegenüber lebt. Was ja auch das reinwachsen in die Vaterrolle ebnet. Ich meine mal, nach nem Jahr im Ausland ist er immer noch Vater und hat genauso viel Plan vom Vatersein wie vorher...
Dafür bin ich nicht, besser ist es, das Kind in eine Adoptivfamilie zu geben. Dem Kind wird dieses emotionale Hin und Her, das Gezerre erspart. Es wächst einfach ruhiger auf. Kinder brauchen einen Platz, von dem sie wissen, daß sie dort geborgen sind und hingehören, um später gefestigt durchs Leben zu gehen. Später wird es eh seine leiblichen Eltern kennenlernen wollen. Und wenn es Glück hat, hat das Kind dann vier Elternteile, auf welches es zurückgreifen kann.
LG