Schamanische-Lehrliteratur: Märchen und Mythen

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Wesentlicher Bestandteil schamanischer Weltanschauung ist der
Animismus.

Unter 'ismus verstehe ich einen von Menschen gemachten und gepflegten Kult von althergebrachten Traditionen und Formbehafteten Handlungen.

Ich gebe Dir recht, wenn Du damit auf die Verehrung der Ahnen, der Altvorderen hinweisen willst.
Das steht ausser Frage.

Ich möchte ein Beispiel dazu geben.

Ein Animismus in unseren Breitengraden ist z.Bsp. der Kult um Jesus den Christus oder einfach gesagt Isa, dem Propheten.

Einem Menschen, der vor vielen vielen Jahren verstarb ( unter unglücklichen Zuständen ). Dieser "Ahne" wird nun teilweise als Übermensch, teilweise als Gott-Figur verehrt und um den ein Kultus reich an Formen und Symbolen geschaffen wurde.

Das ist für mich der 'ismus.

Da geht es schon seit Langem nicht mehr um den "Ahn" ( Iseu ) , sondern nur noch darum, wie der Kult um den "An" - ohne Verehrung und Verpflichtung - ausgeübt wird und werden muss ...

Genauso übrigens ist das mit den Mohammedanern, das wäre dann der Mohammedan'ismus ( nicht zu verwechseln mit dem Islam ) oder bei den Juden der Juda'ismus ( nicht zu verwechseln mit dem Shalom ) und sicher ist auch der Buddh'ismus ( nicht zu verwechseln mit Shanti ) dazu zu zählen.

Manche verstehen übrigen unter "Ahne" nur die eigene Linie von Vorfahren.
Betrachten wir aber das im Detail.

Der Feld, die Erde, der Fluss, das Wasser, der Atem, die Luft, die Verdauung, das Feuer.

Ahne weist ja auch auf unser Herkunft hin. Und unsere Herkunft besteht aus den Elementen ( Erde, Luft, Wasser und Feuer ). Also ist auch die "Mutter" Erde unsere Ahn'in. Und damit ist auch die "Sonne" auch ein Ahne. Denn ohne dessen Wärme ( "Feuer" ) wären wir nicht auf die Welt gekommen.

Wenn die Erde unser "Ahn'in" ist. Dann ist sie es auch für alle Tiere, Planzen und Elemente in unserer Umgebung ...

Damit ist die Erde, der Fels, der Fluss, das Wasser, die Pflanzen, die Tiere und alles was wir eigentlich kennen unsere Geschwister.

Demzufolge kann ich sagen, dass ich ein Teil eines grösseren Systems bin, woruas ich im Moment bestehe und worin ich in der Zukunft irgendwann hingehen werde.

Logischerweise kann ich damit auch ruhig sagen. Ich war vorher und werde auch in Zukunft sein. Die Form mag sich ändern. Die Komponenten mögen sich tauschen.

Doch ich existiere im "An" auf ewig.
...

Bleibt da noch Platz für ein 'ismus, wenn doch "An" immerdar ist?

* ich fürchte, ich könnte der Missionierei verdächtigt werden * Doch das nehme ich in kauf. Was nicht ist, kann nur gemutmasst werden ... *

Darüberhinaus muss ein Schamane über gute Menschenkenntnis, Trickreichtum und Witz verfügen.

Schön hast Du es formuliert.

In ihren Ritualen ist oftmals eine gute Portion Placebo eingebettet (zumindest um die Selbstheilungskräfte von Kranken anzuregen).

Und wird mit hartnäckigem Gleichmut solange ausgeführt, bis der Erfolg eintritt.

In der Sprache des Marketings würde ich es als "Penetration" bezeichnent.

Wenn wir schon bei Marketing sind.

Selbst bei den SchamanInnen gehört "das Klappern" zum Handwerk.
Und dazu noch. "Tue Gutes und rede darüber!"...

:)

Liebe Grüsse
 
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Animismus bedeutet doch nicht die Verehrung der Ahnen, sondern die Annahme, dass alles beseelt ist.
Natürlich kann ein Anhänger des Animismus auch seine Ahnen verehren, genauso wie er Schnitzel essen kann oder tanzen gehen.
Das eine bedeutet jedoch nicht, dass es gleich das andere ist.
Animismus: Beseeltheit von allem anderen
Ahnenverehrung: Verehrung der Vorfahren
 
Richtig, Ahorn.
Ich weise nochmal deutlich darauf hin, dass der Animismus ein wesentlicher Bestandteil ist. Bemerkenswert ist übrigens, dass der Schamanismus über den Globus verteilt Bestandteile hat, die sich in den jeweiligen Kulturen - trotz unabhängiger Entwicklung - ähneln.
So kann man (um auf den Kern des Threads zurückzukommen) auch russische und "Eskimo"-Märchen lesen und Parallelen finden.

Frau Holle als Schamanenmärchen zu bezeichnen empfinde ich aber etwas gewagt. Die Hullefrau (Hulda, Holda) ist nämlich eine ganz eigene mythische Gestalt mit lohnendem und strafenden Charakter.
Nach Burchard von Worms (ca. 960-1025) findet man den Namen "Holle" und "Holda" als Übersetzung der altitalischen Göttin Diana, die durch den christlichen Autor eine Interpretation fand. So wird die antike Göttin der Jagd und des Waldes zur Dämonin, Nachtfrau und Hexe, wodurch ihr Bild in der volkstümlichen Überlieferung geprägt wird.
Wie die Hexe Bercht (Percht) zieht sie in den 12 hl. Nächten (Rauhnächten) zwischen Weihnacht und Dreikönig als Anführerin der Wilden Jagd umher.
Außerhalb des hessisch-thüringischen Raumes wird sie durch die Bercht ersetzt, die die gleiche Funktion im Volksglauben hat.

lg
Strider
 
Richtig, Ahorn.
Ich weise nochmal deutlich darauf hin, dass der Animismus ein wesentlicher Bestandteil ist. Bemerkenswert ist übrigens, dass der Schamanismus über den Globus verteilt Bestandteile hat, die sich in den jeweiligen Kulturen - trotz unabhängiger Entwicklung - ähneln.
So kann man (um auf den Kern des Threads zurückzukommen) auch russische und "Eskimo"-Märchen lesen und Parallelen finden.

Frau Holle als Schamanenmärchen zu bezeichnen empfinde ich aber etwas gewagt. Die Hullefrau (Hulda, Holda) ist nämlich eine ganz eigene mythische Gestalt mit lohnendem und strafenden Charakter.
Nach Burchard von Worms (ca. 960-1025) findet man den Namen "Holle" und "Holda" als Übersetzung der altitalischen Göttin Diana, die durch den christlichen Autor eine Interpretation fand. So wird die antike Göttin der Jagd und des Waldes zur Dämonin, Nachtfrau und Hexe, wodurch ihr Bild in der volkstümlichen Überlieferung geprägt wird.
Wie die Hexe Bercht (Percht) zieht sie in den 12 hl. Nächten (Rauhnächten) zwischen Weihnacht und Dreikönig als Anführerin der Wilden Jagd umher.
Außerhalb des hessisch-thüringischen Raumes wird sie durch die Bercht ersetzt, die die gleiche Funktion im Volksglauben hat.

lg
Strider


Ich find das eigentlich nur logisch das es Ähnlichkeiten gibt.
Steckt ja auch überall der Anim(ismus) drinn.

Was genau findest du bemerkenswert?


Sadi
 
Animismus bedeutet doch nicht die Verehrung der Ahnen, sondern die Annahme, dass alles beseelt ist.
Natürlich kann ein Anhänger des Animismus auch seine Ahnen verehren, genauso wie er Schnitzel essen kann oder tanzen gehen.
Das eine bedeutet jedoch nicht, dass es gleich das andere ist.
Animismus: Beseeltheit von allem anderen
Ahnenverehrung: Verehrung der Vorfahren

Lieber Ahorn.

Ich möchte Dich zu Deiner reduktionistischen Aussage, dass An'imismus doch nicht die Verehrung der Ahnen sei, mit einem Textauszug aus folgendem, nicht von mir geschriebenen Wiki-Artikel, welches aber meiner persönlichen Ansicht nahe kommt, konfrontieren.

http://de.wikipedia.org/wiki/Animismus#Animistische_Weltbilder

...
Seelen, Ahnen und Geister
...
Ahnenverehrung und Gräberkult sind sehr wichtig. Denn die Ahnen können der Gemeinschaft helfen oder sie auch strafen. Zu diesen Ahnen kommt noch eine Galerie von Geistern und Dämonen, von guten Wesen und bösen Wesen, die durch Opfer, Geruch und Riten gelockt oder vertrieben werden können. Diese Geisterwelt ist das Erklärungsmuster für viele Phänomene wie Krankheit, Missernten, Hungersnöte, Unfälle und andere Nöte. Wenn etwas derartiges geschieht, wird gefragt, wer die Geistwesen verärgert hat, wer Gesetze gebrochen hat, und damit die Ahnen gegen die Gemeinschaft aufgebracht hat.[9]
...


Wie stellst Du Dich zu dieser Aussage?

Und.

Was aber hat dieser folgende Teil zu bedeuten?

Medien und Schamanen

Grundsätzlich kann man animistische Kulturen in zwei Kategorien einteilen: solche mit Ahnenkult und solche, die keinen besonderen Ahnenkult betreiben. Fundamental anders ist die Art, wie Kulturen mit der jenseitigen Welt in Kontakt treten.

Im Animismus mit Ahnenkult (vorwiegend in Kulturen von sesshaften Bodenbauern) sind es Medien, die eine Verbindung mit der Geisterwelt herstellen.
...

Schamanen hingegen gibt es im Animismus ohne Ahnenkult, vorwiegend in nichtsesshaften Wildbeuter-Kulturen.
....

Was ist nun wirklicher An'imismus ? ...

Liebe Grüsse
 
@Strider

Frau Holle als Schamanenmärchen zu bezeichnen empfinde ich aber etwas gewagt.

Komische Feststellung.

Die Hullefrau (Hulda, Holda) ist nämlich eine ganz eigene mythische Gestalt mit lohnendem und strafenden Charakter.

Was sind dann die Sprits. Weder lohnend noch strafend ???

Nach Burchard von Worms (ca. 960-1025) findet man den Namen "Holle" und "Holda" als Übersetzung der altitalischen Göttin Diana, die durch den christlichen Autor eine Interpretation fand. So wird die antike Göttin der Jagd und des Waldes zur Dämonin, Nachtfrau und Hexe, wodurch ihr Bild in der volkstümlichen Überlieferung geprägt wird.

Und kann deshalb keine schamanische Reise zu ihr stattfinden?

Wie die Hexe Bercht (Percht) zieht sie in den 12 hl. Nächten (Rauhnächten) zwischen Weihnacht und Dreikönig als Anführerin der Wilden Jagd umher.
Außerhalb des hessisch-thüringischen Raumes wird sie durch die Bercht ersetzt, die die gleiche Funktion im Volksglauben hat.

Ich verstehe nicht, warum die Reise selbst ignoriert wird und nur auf die jeweilige Reaktion eines Wesens bestimmt ob die Geschichte Schamuntsch oder Karmunsch ist ...

:confused:

Gruss
 
Hallo Merlin.

Nochmals.

Hallo Nasruddin,

es ist klar, warum Du mit dem Märchen um Frau Holle zu diesem Schluß kommen mußt, denn die weisen Frauen (Seherinnen) im Alten Glauben wurde als Hollen bezeichnet.

Es ist aber eine Frage, die mich schon einige Zeit beschäftigt, ob man diese Vorstellungen mit dem Schamanismus direkt verbinden kann. Ich habe auch schon vieles Verbindendes zwischen den Zauber- und Hexenkünsten mit dem Schamanismus gesehen, es bliebe also die Frage zu klären, worin das Trennende besteht.

Merlin

Ich versuche meine Gedanken zu formulieren, so wie ich es das Schamanische darin erkenne.

Der Hinweis darauf, ist die unmissverständliche Art ( eigenes Blut, Brunnen = tiefes Rohr, sich rein-fallen-lassen ) und Weise, wie und mit welcher Absicht in die Anderswelt gereist wird und wie man darin sich benimmt bzw. handelt.
z.Bsp. ob mit offenem Herzen oder mit Kalkül bzw. Egoistisch, materialistischen Absichten ...

Auch spielt die Persönlichkeitsstruktur eine Rolle.
Sich einordnend, mitmachend, mitziehend, um des "miteinander-Seins" bemühend.

Oder sich abgrenzend, heimlich eigene Ziele verfolgend und sich nicht um die Gemeinschaft kümmernd ...

Die Konseqenz der inneren Einstellung und der Äusseren Handlung ist der "Lohn", den man dafür erhält.

Das wäre dann ...
in anderen Worten ...

Karma ...

Liebe Grüsse
 
Mag sein, dass es in manchen animistischen Kulturen wichtig sein mag. Und dennoch bezeichnet Animismus nicht die Verehrung der Ahnen, sondern die Annahme, dass alles beseelt ist.

Was aber hat dieser folgende Teil zu bedeuten?
Da hast Du es doch schon selbst gefunden, dass nicht jede animistische Tradition auch einen Ahnenkult betreibt.
Ist also nicht dasselbe. Ist so ähnlich wie mit dem Kuchen. In manchen Kuchen kommen Schokostreusel in anderen Kuchen kommen keine Schokostreusel. Mit Schokostreuseln kann man auch noch andere Dinge tun, als Kuchen backen: z.B. Brot bestreuen, pur essen, andere Lebensmittel dekorieren.
So ungefähr verhält es sich auch mit Animismus und Ahnenkult.....
 
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@Ahorn

Mag sein, dass es in manchen animistischen Kulturen wichtig sein mag. Und dennoch bezeichnet Animismus nicht die Verehrung der Ahnen, sondern die Annahme, dass alles beseelt ist.

Die Annahme, dass alles beseelt ist, reicht aber nicht.
Das ist mir zu reduktionistisch und wird dadurch "Inhalts-Entleert".

Wenn ich annehme, dass alles beseelt ist, dann hat das bestimmte Konsequenzen. z.Bsp. Dass meine Herkunft auf der Basis von "beseelten" Wesenheiten oder Wesen begründet ist.

Das bedeutet, dass alles was vorher war und jetzt ist, meine Vorfahren waren und immer noch sind. Zugleich meine Kinder und alle nach mir nachfolgenden Wesen auch meine Vorfahren sind, bzw. sogar ich ein Vorfahre von mir wäre ...
Der Ansatz bzw. der Beginn von Reinkarnation ...
Und zugleich die Konsequenzen um das Wissen des "AN".

Im folgenden Auszug, in der Einleitung zu einem Buch, wird diese logische Konsequenz in einer "anderen" Kultur :confused: sehr deutlich aufgezeigt.

Wenn Menschen, von Tod und Vergänglichkeit aufgerüttelt, den Kreislauf bedingten Daseins als Ozean des Leids erkannt und ihr ausschliessliches Beschäftigtsein mit diesem Leben aufgegeben haben sowie unübertreffliche, wahrhaft Buddhaschaft zu Wohle der sechs Arten vo Lebewesen erlangen möchten, weil sie überzeugt sind, dass diese tatsächlich ihre Eltern gewesen sind, wenn Menschen also ausschliesslich für zukünftige Existenzen vorsorgen und Buddhaschaft durch den äusserst kurzen Weg des geheimen Mantra Vajrayana in einem einzigen Leben und in diesem Körper erlangen möchten, dann sollten wie folgt unterwiesen werden ...

Mahamudra, der Ozean des wahren Sinnes, 2009 Henrik Havlat, www-edition-octopus.de, ISBN 978-86582-882-8

Wie Du sicherlich bemerkt hast, geht es hier um die Essenz des Buddhistischen Weges, welches das Wissen um 'AN' auf eine, vielleicht andere kulturelle Art umsetzt.

Deshalb kann ich ruhig sagen, dass das wissen um 'AN', das wissen um die 'Ahnen' beinhaltet. Wie weit der Kult dann zum Ahnen-Kult oder Verehrung und Respektieren der Ahnen geht, darüber kann sicherlich genüsslich spekuliert werden.

Die Behauptung, dass Gesellschaften mit Schamanen keinen Ahnenkult betreiben ist übrigens Unsinn, weil ich SchamanInnen kenne, die um die Wiedergeburt ( reinkarnation ) wissen und ... auch ihre Ahnen verehren ...

Deshalb heisst es bei uns auch KAM-AN. KAM='Allgemeinheit bzw. Gemeinschaft' ... AN = Gott von Allem ... Eben der Seele in Allem ...

Da hast Du es doch schon selbst gefunden, dass nicht jede animistische Tradition auch einen Ahnenkult betreibt.

'ismen und 'ismus. Das ist ein Kult. Mehr oder weniger ausgeprägt.
Aber das Wissen zu haben, ohne einer spekulativen Annahme zu machen, das hat Auswirkungen, welches sich sowohl in der Geistigen Haltung zur Umwelt wie auch im Verhalten dazu, also auch in 'ismen oder der Kultur, niederschlägt.

Ist also nicht dasselbe.

Wer reduktionistisch denkt, wir wohl diese Aussage machen.
...

Ist so ähnlich wie mit dem Kuchen. In manchen Kuchen kommen Schokostreusel in anderen Kuchen kommen keine Schokostreusel. Mit Schokostreuseln kann man auch noch andere Dinge tun, als Kuchen backen: z.B. Brot bestreuen, pur essen, andere Lebensmittel dekorieren.
So ungefähr verhält es sich auch mit Animismus und Ahnenkult.....

Der Vergleicht hinkt und ist inkonsequent umgesetzt.

Schokostreusel wird ob im, ob bestreut oder dekorativ eingesetzt immer Schokostreusel bleiben.

Das wäre das Wissen um "AN" und dessen Umsetzung im eigenen Leben inerhalb des Allgemeinen Lebens selbst, welches zugleich mein Vorfahr ist als auch Nachfahre sein wird ...

:)
 
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