Lieber @Syrius,
Du wirst sicherlich verstehen, dass in Sachen Engel einfach nicht schweigen kann. So wie wir zum Nächsten der Engel werden können, so kommt es auch vor, dass auch einmal die Engel einen Nächsten brauchen. Sehe es mir also nach, wenn ich das nun tun muss.
Lieber Merlin,
Es ist immer erbauend, Deine Ansicht zu lesen. Dein Wissen ist sehr fundiert und sehr respektvoll vorgetragen. Dass wir nicht überall zu gleichen Schlussfolgerungen gelangen, ist sehr belebend.
Übrigens hat mein Freund Rudolf Passian (1924-2018) noch im hohen Alter ein Buch herausgegeben "Der Engelreigen" - kann ich empfehlen. Passian ist Parapsychologe - er stützt sich nur, was er auch belegen kann.
Dazu hatte ich jetzt extra im Codex Sinaticus nachgeschaut und da steht nichts von einem Morgenstern oder Lucifer, sondern von den Dämonen. Im Originaltext berichten die Jünger in Vers 17 von den Dämonen, die sie auf ihrer Mission überwunden hatten.
Ob der Codex Sinaiticus ein Originaltext ist? Zweifellos sehr alt, aber original?
Du hast Recht, auch ich habe Morgenstern nicht erwähnt. Ich glaube, Luzifer wird im NT gar nicht erwähnt, sehr wohl aber Satan.
So Du Dich ausschliesslich auf alte Schriften berufst, dürfte es schwierig sein, diesen weitere Informationen zu entlocken, denn dass Satan der gestürzte Lichtträger ist, ist diesen nicht zu entnehmen.
In Vers 18 sagte dann Jesus lediglich, dass er sah, wie sie mit einem Blitz vom Himmel fielen, ohne diese namentlich zu nennen. Luther hatte das „Daimon“ als Satanas übersetzt und zum besseren Verständnis in die Worten Jesus von Vers 18 mit eingebunden. Es ist einfach eine Redensart, die man auch schon im Alten Testament finden konnte.
Hiob 4[17] Wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott sein?
[18] Siehe, unter den Knechten ist keiner ohne Tadel, und seine (Mensch) Boten zeihet er der Torheit.
In diesem Kapitel geht es nicht um die Engel, sondern um die Treue der Menschen zu Gott. So auch im nächsten Vers:
Hiob 15[14] Was ist ein Mensch, dass er sollte rein sein , und dass er soll gerecht sein, der vom Weib? [15] Siehe, unter seinen Heiligen ist keiner ohne Tadel, und die im Himmel sind nicht rein vor ihm geboren.
Wie Du sehen kannst, geht es dort um die Heiligen (Menschen/Gerechten), die noch lebten oder in den Himmel entrückt wurden.
Wie Du siehst, interpretieren wir die Aussagen unterschiedlich.
Für mich ist die Ursache des Menschenlebens der Engelsturz, obwohl die alten Kirchenfürsten sich alle Mühe gaben, dies aus den Büchern zu entfernen. Nur ganz wenige Stellen haben sie übersehen.
Ich lehne einen Gott ab, der mich mangelhaft erschafft, und so ich mich bewähre, zu sich nimmt, ansonsten die ewige Verdammnis! Sowas sadistisches kommt nicht in Frage.
Bei der Geschichte von Jesaja ging es um ein Schmählied, mit dem der babylonische König verhöhnt werden sollte. Der Bezug des Königs von Babylon zum Morgenstern lag an der babylonischen Mythologie begründet. Der Mondgott Sahar war in Babylon und Mesopotamien eine zentrale Gottheit. Sahar hatte nun einen Sohn, den er Helel nannte und mit dem Morgenstern verbunden war.
Zudem gab es da noch den Gott Nebu
(Berufener), der als nächtliche Sonne der Unterwelt bezeichnet wurde und die Krone der Macht trug. Letzteres spielte dann auch eine wichtige Rolle für den irdischen König Babylons. Deshalb taucht auch dieser Gott im Namen Nebukadnezar auf: „Nebu schütze meinen Sohn“.
In dem hebräischen Text von Jes 14[12] steht eigentlich nichts von einem Luciferum, sondern lediglich:
„Wie du fällst vom Himmel, heul du Sohn der Dämmerung ...“
Nun ja, der Gerechtigkeit Willen, wundert es mich nicht sonderlich, in der Offenbarung 12[7-9], als auch in 2. Petrus 2[4] dieser unsägliche Geschichte zu finden. Leider hatte sich der Kirchvater Augustinus diesem Gedanken angeschlossen. Wenn Du magst, kannst Du dazu einmal seine Vorstellungen anschauen. Es wird Dir dabei sicherlich das Herz aufgehen:
Augustinus – Prädestination
Merlin
.
Es ist in der Tat erstaunlich, wie dieser Satz in den Weg ins Buch Jesaja gefunden hat. Prof. DDr Walter Hinz hat dar¨ber einen Aufsatz geschrieben, in etwa so: die älteste Nachricht des Engelsturzes oder so ähnlich. So es Dich interessiert, lass es mich wissen.
Nicht nur Augustinus war sich des Engelsturzes bewusst, auch Origenes wusste davon und es ist meines bescheinenen Erachtens normales Wissen der Urchristen gewesen, dass die Ursache ihres grösstenteils erbärmlichen erdenlebens darin gründete, dass sie selbst sich damals im Himmel versündigten und nun auf dem Rückweg sind.
Wie Du weisst, ist dies für mich eine weitaus logischere Erklärung als irgendein Experiment Gottes.
lg
Syrius