Syrius
Sehr aktives Mitglied
Lieber Merlin,Lieber Syrius,
erst vor einigen Monaten hatte ich ja schon etwas zu dem Thema Origenes geschrieben. Da mir diese Geschichte auch zu diesem zu diesem Thema passend erscheint, möchte ich sie hier nochmals einstellen:
Eigentlich war es so, dass der Kirchenvater Origenes (185- 254 n. Chr.), diese etwas merkwürdige Interpretation des Luzifers in das Christentum getragen hatte.
Zunächst sollte man wissen, dass der Morgenstern (Lucifer) als Lichtbringer und Hoffnungsträger verstanden wurde:
2. Petrus 1[19] Und wir desto fester, das prophetische Wort, und ihr tut wohl, dass ihr darauf achtet ein Licht, das scheint in einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in eurem Herzen.
Offenbarung 2[28] wie ich (Jesus) von meinem Vater empfangen habe; und ich will ihm geben den Morgenstern.
Origenes interpretierte nun aus verschieden Bibeltexten sein Konstrukt von den gefallenen Engeln. Dazu hatte er zunächst die Geschichte aus Lukas 10[17] mit der griechischen Geschichte von Phaethon verbunden. Phaethon bemächtigte sich dort den Feuerwagen seines Vaters Helios und stürzte damit vom Himmel. Damit verlor die Welt ihre Ordnung und versank in einem Chaos.
Das bedeutet, dass es da zunächst weder um den griechischen Posphóros (Morgenstern), noch um den römischen Luciferum (Morgenstern) ging, sondern um Phaethon. Der Name Phaethon lässt sich zwar auch als der Strahlende übersetzen, hat aber mit dem Morgenstern nur wenig gemein. Den Widerspruch zum Morgenstern hatte Origenes mit der Verwechslung Jesajas von Posphóros und Phaeton bei dessen Schmählied begründet.
Zu Origenes Zeiten war jedoch Lucifer noch allgemein nicht mit dem Teufel verbunden. Denn es gab danach noch den römischen Bischof Lucifer von Cagliari, der im Jahr 371 verstarb. Erst im Mittelalter wurde wegen Origenes Machwerk Satan auch allgemein als Luzifer bezeichnet.
Eines der Beispiele dafür, wie einmal ausgesäte Worte, im Untergrund zu wuchern beginnen können.
Merlin
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Meines Erachtens fällt Dein Urteil über Orignes etwas leichtfertig aus, war er doch nach Paulus die grösste Gestalt unter den geistig führenden Persönlichkeiten der frühen Christenheit. Gemäss meinen Informationen sei dies in der Fachwissenschaft unumstritten. Bei Streitfällen in Gloaubensfragen wurde Origenes zum Schlichter bestellt.
Origenes hier leichtfertiges Konstruieren irgendwelcher Geschichten zu unterstellen, wird seiner Person keineswegs gerecht. Wenn Dir persönlich nur noch wenige Stellen aus der Bibel bekannt sind, die auf einen Engelsturz hindeuten, kannst schlicht nicht einfach daraus schliessen, dass Origines zu seiner Zeit nicht noch viel mehr und sehr vertrauenswürdige Quellen zur Verfügung hatte - schliesslich gab es eine Kirche, die mit Akribie seine Schriften und alles was auf Engelsturz, Wiedergeburt, Verschulden Luzifers und noch einiges mehr vernichteten und mit unhaltbaren Dogmen ersetzte.
Es stimmt, Origenes lehrte den Engelsturz und die Wiedergeburt, er wusste, dass alle Menschen hier auf Erden am Engelsturz teilgenommen haben und nun, dank der Erlösung durch Christus wieder ins Reich des Vater eingehen können. Aber ihn im Sinne einer Bildzeitung der Konstruktion irgendwelcher Geschichten zu bezichtigen, trifft nun keineswegs zu.
lg
Syrius