Sagen, Mythen und Märchen

@Lele5: Der Brunnen durch den man angeblich in die andere Welt gelangt steht ja angeblich in Hessen ;) (hatte nämlich erst vor ein paar Tagen eine nette Doku über das Märchenland Hessen gesehen, wo die Gebrüder Grimm herkommen. Das mit dem Brunnen ist natürlich nur Vorstellung und nicht überliefert – macht aber nix, die Idee find ich nett, wenn ich in der Gegend bin, spring ich mal rein und schau nach.)

Lg, Hans im Glück

Na, da würd ich lieber nicht reinspringen, ausser du möchtest vorzeitig reinkarniert werden :D

Tipp an Brunnenerkunder: immer mit Kerze runtersteigen - wenn sie erlöscht, sofort hochsteigen, Erstickungsgefahr.
 
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Tipp an Brunnenerkunder: immer mit Kerze runtersteigen - wenn sie erlöscht, sofort hochsteigen, Erstickungsgefahr.
Landwirte sind immer in Gefahr, wenn sie zum Reparieren in einen Futtersilo oder in einen leeren Güllebehälter hinuter steigen.

Aber wenn alte Märchenerzähler in den Brunnen der Märchen eintauchten, da war keine Kerze nötig. Im Gegenteil, ihnen wurde ein Flämmchen im Herzen angezündet, das geheimnisvoll leuchtete - und in Märchen ebenso geheim weiterleuchtet. Märchen beleuchten auf ihre Art geistige Verhältnisse, reichen weit zurück in feinste Urwelten, zeigen das Mühen, die Vertrickungen der Materie zu überwinden, führen in die Zukunft, weil sie immer gut ausgehen.

Hänsel und Gretel (der Geist und die Seele im Menschen) kommen nach einer Erderfahrung reich nach Haus, während die Hexe - die verzaubernde, bindende materielle Einstellung verbrennt, wenn sie in den heißen Liebeofen der Herzens gestoßen wird.
 
Hänsel und Gretel (der Geist und die Seele im Menschen) kommen nach einer Erderfahrung reich nach Haus, während die Hexe - die verzaubernde, bindende materielle Einstellung verbrennt, wenn sie in den heißen Liebeofen der Herzens gestoßen wird.

mmh... die bindende materielle Einstellung verbrennt. Wie ist es denn um dem Schatz der Hexe bestellt, den sie mit nach Hause nehmen? Inwiefern eine Erderfahrung :confused:
 
Hänsel und Gretel. Das ursprüngliche Märchen ist ja abgeändert wurde, aus der Mutter wurde eine Stiefmutter um dem damaligen (u. auch noch heutigen) Werten des Bürgertums gerecht zu werden. Ich frag mich welche Rolle die Mutter spielt u. warum der Vater nix getan hat.

Ich brech jetzt mal eine Lanze für die Mutter:
Starke Frau - schwacher Mann? Die Kinder sind aus dem gröbsten raus u. sollen für sich selbst sorgen, meint die Mutter, die besser wie der Vater erkennt wieviel Lebensmittel zur Verfügung stehen? :confused:

Oder bloss eine selbstsüchtige Frau? Obwohl, dann wären sie vielleicht alle verhungert.
Also ich geb der Mutter jetzt nicht Recht, pers. hätte ich den Kindern meinen Teil zu 3/4 gegeben. Aber was waren ihre Beweggründe?

Schlimm finde ich dass im Märchen nachher eine Stiefmutter draus geworden ist. Als ob es nicht schon genug böse Stiefmütter in den Märchen gäbe. Dabei sind sie im realem Leben nicht (nur) in dieser bösartigen Form zu finden, behaupte ich mal.
 
...vor allem da durch Patchworkfamilien heutzutage viele Mütter auch Stiefmütter werden u. Väter Stiefväter.

Gibt es eigentlich auch einen Mythos od. Märchen mit einer guten Stiefmutter?
Ach, ich google mal :D
 
Väterchen Frost (russisches Märchen, wurde auch "vertrickfilmt" in den '70er oder '80er Jahren)

russische Märchen finde ich im Allgemeinen recht gut.

Liebe Grüße,

Love
 
Hallo Todeskraut,

danke für deine ehrliche Antort, kann ich sogar nachvollziehen, da bin ich dir nicht so unähnlich.

LG Ute
 
Um wieder auf Frau Holle der Gebrüder Grimm zurückzukommen:

Als Kind fand ich es faszinierend durch einen Brunnen in eine andere Welt zu gelangen.
(Meine Grossmutter hatte, trotz Wasserleitung, noch einen, in den 70gern schon nicht mehr so üblich.)

Die Goldmarie war ein bisschen mein Vorbild. Nicht, dass ich es jetzt zuhause schlecht gehabt hätte, oder besonders fleissig gewesen wäre, aber die Tatsache dass man mit ein bisschen Einsatz glücklich werden kann, hat mir gefallen.

Ich sag jetzt "ein bisschen Einsatz", denn dem Brot aus dem Ofen zu helfen u. den Apfelbaum zu schütteln sah ich als Kind gar nicht als Arbeit sondern als Gefälligkeit, etwas das man gerne macht, wenn man gefragt wird, u. nicht wie die Pechmarie fürchen soll sich dabei schmutzig zu machen.

Betten bei Frau Holle ausschütteln hätte mir auch gefallen. Ich denk, das würde mir sogar heute noch gefallen. Ich lieeebe Schnee.

Gut beköstigt wurde Goldmarie auch bei Frau Holle u. nicht zu vergessen beim Abschied für ihren Fleiss mit Gold belohnt. Besser gehts nicht.

@ Cerambyx:
Ich hab das Märchen nie tiefenpsychologisch od. sonstwie analysiert, bin gespannt was du uns da zu erzählen weisst.

Wünsch euch allen einen schönen Tag,
Lele5

Hallo,

Frau Holle dürfte auf eine uralte Muttergöttin zurückgehen, deren Wurzeln 6000 Jahre zurückreichen - damit steht sie in guter Tradition mit Agyptischen und Griechischen und anderen großen Göttinnen. Interessant in diesem Zusammenhang ist dass sie damit schon aus dem alten Matriarchat stammt ... (vorzugsweise modellierte Frauenstatuetten sind aus dieser Zeit ergraben worden)

Hinweise darauf geben auch die in den letzten Jahrzehnten gesammelten und ihr zuzuschreibenden Märchen und Sagen, die sowohl alte matriarchale Symboliken als auch die beginnende (gewaltsame!) Umstrukturierung ins Patriarchale aufzeigt!

Man muß hierbei berücksichtigen dass die Brüder Grimm erst im 18./19. Jhdt die mündlich tradierte Erzählung (Goldmarie/Pechmarie) erfaßten und somit "einfroren" - bis dorthin war die Gestalt der Frau Holle wesentlich lebendiger und (regional) angepaßter, dadurch auch vielschichtiger.

Die Symbole der Goldmarie/Pechmarie-Erzählung:
Spindel (Lebensfaden), Brunnen (Weg in die Anderswelt), Gold (Reichtum des Lebens (!), nicht Geldwert, z.B. Fruchtbarkeit), Brot (Seßhaftigkeit, Korn als Feldfrucht), Apfelbaum (Wildfrucht), Goldmarie (Matriarchat - Magie) Pechmarie (Patriarchat - Rücksichtslosigkeit), mutterlose Goldmarie (verdrängte matriarchale Mutter), Stiefmutter der Pechmarie (patriarchal handelnde Mutter; korrigiert alte Hierarchie) ... läßt somit die Deutung zu, dass es um eine Beschreibung der Verdrängung des Matriarchats durch das Patriarchat geht; göttliche Gerechtigkeit jedoch wertet und bestraft am Ende ...

Pechmarie will ohne (mit geringstem) Aufwand dasselbe wie Goldmarie erreichen, die jedoch durch Fleiß, Arbeit und gutes Wesen ihr Ziel erreicht ... Pechmarie wird bestraft durch überschütten mit Pech ...

Erinnert irgendwie an das heute akzeptierte kaufmännische Prinzip des maximalen Gewinnstrebens bei geringstem Aufwand (Prinzip der Pechmarie); und irgendwie fallen mir auch noch die brennenden und auslaufenden Ölplattformen ein ... (Bestrafung durch Götter)

sagenhafte Grüße erstmal
cerambyx
 
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