C
Condemn
Guest
Noch einmal in voller Deutlichkeit: Es geht zuerst darum, die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass man die eigenen Fantasien, die man hat, nicht einfach auf die Welt loslässt. Weiter oben wurde folgender Satz geäussert:
Diese Aussage war die Basis meiner Reaktion.
Wir können nun lange drum herum reden, Fakt ist: Hier wurde der blosse Gedanke bereits zur Sprache gebracht. Und das finde ich bedenklich, wenn man sich überlegt, dass nach dem Wort als nächstes die Tat folgt.
Was soll meiner Meinung erlaubt sein?
Damit hast du nicht verstanden, was ich hier sage. Es geht darum, Eigenverantwortung für das eigene Innenleben zu übernehmen. Du sprichst aber von "Erlaubnis". Als ob ich eine Vorschrift machen müsste, was zu denken und zu sprechen sei. Eigenverantwortung heisst: Erst mal zu überlegen, ob man wirklich sagen möchte, dass man hofft, dass jener furchtbare Typ erledigt werden soll. Und es heisst auch, wenn ich lese, dass jemand das sagt, dass ich ihn frage, ob es wirklich das ist, was er sagen wollte, denn ich finde, damit ist eine Grenze bereits überschritten.
Denn, wenn man behauptet, man dürfe/solle/könne hier die eigene Fantasie zur Sprache bringen, dann stellt sich die Frage: Warum kann, soll, darf denn dann nicht jeder prinzipiell jede Fantasie zur Sprache bringen?
Es geht also darum, wie wir unser Zusammenleben gestalten. Und das Zusammenleben basiert auf gegenseitigem Respekt. Davon zu sprechen, andere zu erledigen, ist respektlos - unabhängig davon, ob nun irgendeine andere Person davor in einem anderen Kontext respektlos war. Wenn wir diesen Respekt einfach unseren Fantasien und Gefühlen opfern, was bleibt uns denn dann überhaupt noch?
Ich verstehe nicht, warum man dieses Thema derart auswalzen muss. Ist zwar ein Eso-Forum, aber wir sprechen hier doch über eine sehr reale bittere Realität. Teil dieser Realität ist z.B., dass viele Länder Waffen an die Ukraine liefern. Zweck dieser Waffen ist Selbstverteidigung, aber im Kontext der Situation bedeutet Selbstverteidigung töten. Und mir z.B. tun die russischen Soldaten, die zum großen Teil sehr jung und unerfahren sind, individuell nicht weniger leid als die Ukrainer. Dennoch ist es Teil der Situation, dass die meisten und auch ich hoffen, dass die Ukrainer diesen Krieg gewinnen. Und wieder: Das heißt im Kontext der Situation dass man hofft, dass sie erfolgreich russische Soldaten töten. Nun muss man das nicht so explizit aufschreiben, aber gerade wenn man aufrichtig mit dem eigenen Inneren umgehen will, sollte man sich doch nichts vormachen das der Realität nicht entspricht.
Und wenn es um Verantwortliche geht, z.B. den "Schlächter von Mariupol"... wie sollte man der Realität gerecht werden und etwas anderes wünschen als seinen Tod? Ich sehe das nicht mal als persönlich an. Ich habe mehrfach geschrieben, dass ich hoffe, Putin wird weggeputscht. Und wenn ich das schreibe ist mir ziemlich egal ob er erfolgreich flieht oder im Gulag landet oder eine Kugel in seinem Kopf. Es geht ja um das Ergebnis.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich bin nicht so sicher inwiefern man verantwortlich mit dem eigenen Inneren umgeht wenn man sich der Realität, auch der eigenen inneren, verweigert.