Noch mal: Du projizierst hier einfach nur. Mir ist bewusst, dass es ne Menge Artikel gibt die in eine solche Richtung gehen, aber das ist doch einfach nur oberflächlich. Bisher hat Putin so nicht gehandelt, war nicht auf Eroberungs-Feldzügen, sondern sehr pragmatisch und zielgerichtet. Das er selbst geschichtliche Reden hält sagt da gar nichts aus. Das könnte auch Strategie sein, denn es ist ja erkennbar das er unberechenbar wirken will. Aus seiner Perspektive ist es unerlässlich, dass der Westen ihn ernst nimmt.
Die Krim ist doch das beste Beispiel für das was ich sage. Er hat mit der Krim den Flottenstützpunkt Sewastopol gesichert. Weiter ging er nicht. Und auch jetzt ist ja noch nicht klar was genau er vor hat. Und hätte er die Ukraine einnehmen wollen, dann hätte er dafür ja viel Zeit gehabt.
Und: Selbst wenn er die Ukraine jetzt/bald total einnehmen würde, was ich absolut falsch und verurteilenswert fände, dann wäre ich deshalb trotzdem noch nicht überzeugt, dass er da irgendeiner "Vision" eines Groß-Russlands folgt. Das wäre m.A.n. dann eine pragmatisch-geostrategische Entscheidung, dass lieber er die Ukraine kontrolliert als die Nato.
Die wirklich relevanten Fragen aus russischer Perspektive ist m.A.n. aber sowieso, inwiefern er die Interessen Russlands umzusetzen in der Lage ist, simpel gesagt ob für Russland "funktioniert" was er tut. Die Antwort auf jene Frage wäre in jedem Fall sehr schwer bis unmöglich zu finden, denn da gibt es auch einen zeitlichen Aspekt (kurzfristig vs "Jahrzehnte"). Zudem weiß man ja nicht wie es alternativ laufen würde bzw. im Rückblick gelaufen wäre.
Man kann ja auch die Frage stellen: Ist seine Sorge wegen der Nato gerechtfertigt? Ist es nicht vielleicht tatsächlich die NATO, bzw. die Triebkraft USA, die das langfristige Ziel der Unterwerfung Russlands verfolgt? Für viele westliche Bürger scheint das eine verrückte Frage zu sein, denn die NATO ist ja ein Verteidigungsbündnis, aber das ist sie nicht. Wenn man bedenkt, dass wir Richtung Energie-Knappheit und Rohfstoffmangel gehen, wenn man zudem bedenkt, dass die USA schon oft rohstoffreiche Länder ins Visier genommen haben, dann gibt es doch erst mal keinen Grund zu denken, Russland sei für alle Zeiten sicher. Aus deren Perspektive gibt es dann einigen Grund zu sagen: Wenn wir zulassen, dass die NATO uns umkreist, dann ist ein derartiger und möglicher Kampf bereits verloren.
Unterm Strich braucht es hier also nicht irgendwelche "Visionen". Knallharte Realpolitik und Interessen sind absolut ausreichend.