Nussschale
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ich das Gefühl habe wir drehen uns im Kreis.
Du schreibst, dass Menschenrechte und Souveränität eine Rolle spielen als wäre das ein Gegenargument. Ich muss dann wieder auf die Ebene des Konfliktes verweisen in der es keinen obersten Richter gibt, der das Recht das du ansprichst durchsetzen kann. Wenn es keinen Richter gibt, der das durchsetzen kann, weil es keinen übergeordneten Hegemon gibt der die Konsequenzen setzt, dann ist es reines Wunschdenken zu sagen aber es sollte eine Rolle spielen. Dieser Wunsch wird niemals eine Rolle spielen außerhalb der Blase in der er Zustimmung findet, weil Außerhalb dieser Blase andere Gesetze herrschen, nämlich die des Realismus.
Deine Strategie in realistische Begriffe übersetzt wäre die Durchsetzung eines unipolaren Superstaat. Einer hierarchischen Weltstruktur und keiner anarchischen mehr. DANN hättest du ein Anliegen dem ich etwas abgewinnen könnte, aber nach Maßgabe der globalen Bedingungen ist dein Ansatz, der eines eurozentristischen Gebetes an das Universum, dass sich doch alle vertragen könnten, würde man nur die Souveränität der Nationen anerkennen (bissl angriffig formuliert).
Tatsächlich nimmt ja der Werdegang des Westens eine Richtung an die man als Weg hin zum Superstaat bezeichnen kann. Interessant dabei (und darauf geh ich vielleicht in deiner anderen Antwort noch ein) ist doch, dass es exakt dieser westliche Geist der Befriedung ist, der Konflikte diese Konflikte auslöst. Denn du hättest ja auch behauptet, dass der Bau des Raketenschirms, die Ausweitung der NATO Richtung Osten usw. souveräne Handlungen von Staaten sind, die natürlich alles Recht haben ihre sicherheitspolitische Außenpolitik so zu gestalten wie es ihnen beliebt.
Mir kommt es auf eine Erklärung an. Ich glaube aber, dass die Erklärung Ansatzpunkte bietet zu einer friedlichen Lösung zu gelangen, weil sie die hübschen Vorstellungen einer liberalen Lebensweise in das Reich nationaler Politik verbannt und in der Außenpolitik realistische Lösungen zulässt. Frieden ist für mich also keine ästhetischer Zustand, der auch mit Freiheit verknüpft wäre, sondern lediglich der Zustand in dem keine militärischen Feindeshandlungen stattfinden.
ich hab ja kein politisches Problem mit dieser Denkweise. Ich sehe nur keine erklärende objektive Kraft darin, sondern nur eine agitatorisch-praktische. Das ist ja auch kein Vorwurf, sondern das normale politische Spiel. Es macht auch durchaus Sinn die realistische Denkweise als Putinpropaganda abzutun, weil der Westen als Kriegspartei ein Interesse haben muss an einem erstarkenden Gruppenzusammenhalt und weil sich die verschiedenen politischen Gruppen im Land natürlich entlang gewisser Narrative formieren - und da wirst du demokratiekritische, staatskritische Individuen eher auf jener Seite finden, die den europäisch-westlichen Narrativ ablehnen, aber die tun das in den wenigsten Fällen aus analytischer Stringenz, sondern aus psychologischem Drang. Umgekehrt natürlich ebenso, das Bedürfnis nach Universalität und Sicherheit wird Menschen eher zum Regierungsnarrativ treiben. Die Politik selbst betreibt mit anderen Worten ja keine Politikwissenschaft.
Um sich nicht nur dem Recht des Stärkeren hinzugeben, wäre es aber notwendig zumindest auch die Anliegen der nicht-Stärkeren zu betrachten und ebenso zu beprechen.
Richtig, eine spannende Partie Schach oder Go beobachte und bewerte ich ganz anders. Du beschreibst auch den Unterschied richtig: Souverenität, Menschenrechte etc. spielen dabei keine Rolle. HIER spielen sie aber eine Rolle, bzw. sie sollten eine gewisse Rolle spielen. Und, wenn man sie in den Betrachtungen vollends ausblendet, gibt man sich schlussendlich doch dem Recht des Stärkeren hin. Man beobachtet nicht nur, dass das Verhalten rein anarchisch ist, man nimmt es fast billigend in Kauf, dass es das auch bleibt ohne auch nur den Hauch einer Bemühung, das zu ändern.
Ohne den Hinweis, dass die Ukraine ein nachvollziehbares und legitimes Anliegen auf Souverenität und Bündnisfreiheit etc. hat, liefe es sehr schnell auf die "friedliche Lösung" hinaus, dass die Ukraine sich einfall bedingungslos ergeben und sich vollkommen Russland unterordnen soll. Das anarchische Getue setzt halt hier die Interessen der Atommacht durch, was die schwächere Ukraine will, wird einfach ignoriert und weg gewischt. Das sollten wir denke ich schon etwas besser können - oder zumindest uns bemühen.
Du schreibst, dass Menschenrechte und Souveränität eine Rolle spielen als wäre das ein Gegenargument. Ich muss dann wieder auf die Ebene des Konfliktes verweisen in der es keinen obersten Richter gibt, der das Recht das du ansprichst durchsetzen kann. Wenn es keinen Richter gibt, der das durchsetzen kann, weil es keinen übergeordneten Hegemon gibt der die Konsequenzen setzt, dann ist es reines Wunschdenken zu sagen aber es sollte eine Rolle spielen. Dieser Wunsch wird niemals eine Rolle spielen außerhalb der Blase in der er Zustimmung findet, weil Außerhalb dieser Blase andere Gesetze herrschen, nämlich die des Realismus.
Deine Strategie in realistische Begriffe übersetzt wäre die Durchsetzung eines unipolaren Superstaat. Einer hierarchischen Weltstruktur und keiner anarchischen mehr. DANN hättest du ein Anliegen dem ich etwas abgewinnen könnte, aber nach Maßgabe der globalen Bedingungen ist dein Ansatz, der eines eurozentristischen Gebetes an das Universum, dass sich doch alle vertragen könnten, würde man nur die Souveränität der Nationen anerkennen (bissl angriffig formuliert).
Tatsächlich nimmt ja der Werdegang des Westens eine Richtung an die man als Weg hin zum Superstaat bezeichnen kann. Interessant dabei (und darauf geh ich vielleicht in deiner anderen Antwort noch ein) ist doch, dass es exakt dieser westliche Geist der Befriedung ist, der Konflikte diese Konflikte auslöst. Denn du hättest ja auch behauptet, dass der Bau des Raketenschirms, die Ausweitung der NATO Richtung Osten usw. souveräne Handlungen von Staaten sind, die natürlich alles Recht haben ihre sicherheitspolitische Außenpolitik so zu gestalten wie es ihnen beliebt.
Kommt es Dir nur auf die Erklärung bzw. Beschreibung an? Oder kommt es Dir auch darauf an eine gute friedliche Lösung zu finden? Mindestens bei letzterem sollten die Anliegen und Sichtweisen auch der Schwächeren betrachtet werden.
Mir kommt es auf eine Erklärung an. Ich glaube aber, dass die Erklärung Ansatzpunkte bietet zu einer friedlichen Lösung zu gelangen, weil sie die hübschen Vorstellungen einer liberalen Lebensweise in das Reich nationaler Politik verbannt und in der Außenpolitik realistische Lösungen zulässt. Frieden ist für mich also keine ästhetischer Zustand, der auch mit Freiheit verknüpft wäre, sondern lediglich der Zustand in dem keine militärischen Feindeshandlungen stattfinden.
Und auch, was die reine Erklärung der Situation angeht, bekommst du bestenfalls nur ein grobe Näherungsbild, wenn Du nur die Handlungsweise der großen und starken Player betrachtest.
Ich behauptete nicht, dass du irgendwen als gut oder böse bezeichnet hättest. Im Gegenteil bemerkte ich schon Dein Bemühen genau das nicht zu tun, und sprach das auch an. Ich beschrieb aber, dass dieses Dein Vorgehen ein Narrativ über "gut vs. böse" mit-bedient - also dass alleine darin, dass Du nur die Sichtweise Russlands betrachtest, Du die Sichtweise der Ukraine ignorierst und delegitimierst, was die gleiche Wirkung ist, als wenn Du die Ukraine eben als "die Bösen" betrachten würdest - auch, wenn Du das nicht wirklich tust.
Objektivität und Nüchternheit sind hier zwei verschiedene Attribute. Die Kurzfassung meiner Antwort: Ich halte meine Sichtweise für objektiv bzw. habe zumindest den Anspruch an mich, da objektiv denken zu können, aber nicht nüchtern - auch nicht bemüht nüchtern.
Ich bemühe mich um Objektivität, um die Situation einschätzen zu können und um die verschiedenen Optionen in ihren Auswirkungen - Chancen und Risiken - in einer Art durchdenken und beurteilen zu können, die hoffentlich der Realität nahe käme oder kommt. Ich bin aber nicht nüchtern - auch nicht bemüht nüchtern - weil ich einen Wunsch habe, wie es meiner Ansicht nach ausgehen sollte. Diese Zielvorgabe bewirkt eben, dass ich die verschiedenen Optionen nicht nur beschreibend betrachte, sondern auch mit einer Emotion verknüpfe, je nachdem, wie dicht oder entfernt das Ergebnis meiner Zielvorstellung entspricht.
ich hab ja kein politisches Problem mit dieser Denkweise. Ich sehe nur keine erklärende objektive Kraft darin, sondern nur eine agitatorisch-praktische. Das ist ja auch kein Vorwurf, sondern das normale politische Spiel. Es macht auch durchaus Sinn die realistische Denkweise als Putinpropaganda abzutun, weil der Westen als Kriegspartei ein Interesse haben muss an einem erstarkenden Gruppenzusammenhalt und weil sich die verschiedenen politischen Gruppen im Land natürlich entlang gewisser Narrative formieren - und da wirst du demokratiekritische, staatskritische Individuen eher auf jener Seite finden, die den europäisch-westlichen Narrativ ablehnen, aber die tun das in den wenigsten Fällen aus analytischer Stringenz, sondern aus psychologischem Drang. Umgekehrt natürlich ebenso, das Bedürfnis nach Universalität und Sicherheit wird Menschen eher zum Regierungsnarrativ treiben. Die Politik selbst betreibt mit anderen Worten ja keine Politikwissenschaft.