Religion ohne Wiedergeburt

Brahma, Shiva und Vishnu stellen für mich Schöpfer, Zerstörer und Erhalter (Heger) dar und gehen nicht über den Zustand von Raum und Zeit hinaus.

LG
v
Himmelblau
 
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Hallo Paolo,

kann ich nicht.
Habe schon hier geschrieben, dass dieses Leben nur ein Traum Gottes ist.
Da müßte ich erstens Gott sein und zweitens erwacht sein.
Aber dann wäre auch schon der Traum ausgeträumt
und es gäbe kein Leben mehr wie wir es kennen.
 
ich glaube, grundsätzlich glaubt jede religion an wiedergeburt, nur glauben meist die menschen selbst nicht daran.

und das gilt es vielleicht herauszufinden. warum haben die menschen aufgehört an die wiedergeburt zu glauben?
 
@ Niemand

Was heißt jetzt eigentlich meine Texte sind relativ? Hat das etwas mit Einsteins Relativitätstheorie zu tun?
Oder heißt es, dass das was Du schreibs relativ unwichtig ist, also Blah blah?

Lg Paolo.
 
ich glaube, grundsätzlich glaubt jede religion an wiedergeburt, nur glauben meist die menschen selbst nicht daran.

und das gilt es vielleicht herauszufinden. warum haben die menschen aufgehört an die wiedergeburt zu glauben?

Die Vorstellung eines sich immer wiederholenden Lebens ist in unserem Kulturkreis nicht neu, sie erlebt zur Zeit eine Renaissance. Renaissance ist französisch und heißt Wiedergeburt. Die Namen Renate und Rainer sind romanische Formen des Wortes Wiedergeborene bzw. Wiedergeborener. Die Idee der Wiedergeburt war in unserem Kulturraum eigentlich auch nie ganz ausgestorben, da sie in kleinen Kreisen, z.B. bei den Katharern, zwar ein kärgliches Dasein fristete, jedoch die ganze Zeit bis heute überdauerte.
Von Indien kennt man die Wiedergeburt. Sie ist dort eine zentrale esoterische Auslegung der hinduistischen Bibel: Bhagavad Gita (Der Gesang des Erhabenen). So heißt es dort ganz deutlich:

Verschlissene Kleidung
entledigt der Leib sich,
verschlissene Körper
werft ab ihr Bewohner.
2. Lied, 22. Vers

Auch die Kelten gingen von der Wiedergeburt aus; das bezeugt das Lied eines keltischen Dichters:

Wanderungen

Bin schon in vielen Aspekten erschienen,
ehe ich gültige Gestalt mir errang.
Bin eine vergoldete Lanze gewesen,
dessen erinnere ich mich noch heut.
Bin ein Regentropfen im Wind gewesen,
bin der fernste der Sterne,
bin ein Wort unter Lettern gewesen,
war am Anfang sogar ein Buch.
Bin das Licht einer Lampe gewesen,
bin für ein Jahr und ein halb
eine gewaltige Brücke gewesen,
geschlagen über dreimal zwanzig.
Bin eine Meeresströmung, ein Adler gewesen,
und des Fischers Schiff auf dem Meere,
bin der Schmaus eines Festes gewesen,
bin gewesen der Tropfen im Guss.
Bin ein Schwert in der Hand des Kämpfers,
bin ein Schild in der Schlacht gewesen,
bin die Saite der Harfe gewesen,
und das neun Jahre lang.
Bin das Wasser, der Schaum,
ein Schwamm im Feuer gewesen.
Bin in der Tat ein geheimnisvolles Holz.
Taliesin

In dem germanischen Heldenepos Edda wird bereits ein Wandel bezeugt, dass die Germanen auch an eine Wiedergeburt glaubten:

Die Wiederkehr der Menschen war ein Glaube der Vorzeit,
doch nennt man das jetzt Altweiberwahn.
Aus Edda, Helge der Hundingstöter

Ursprünglich war auch in der Lehre Jesu das Wissen um die Wiedergeburt fest verankert. Das zeigt die in allen vier Evangelien enthaltene Passage, die Markus folgendermaßen beschreibt:

Und Jesus ging fort mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Auf dem Weg fragte er seine Jünger und sprach zu ihnen: Was sagen die Leute, wer ich sei? Sie antworteten: Sie sagen, du seiest Johannes der Täufer; etliche sagen, du seiest Elia; etliche, du seiest der Propheten einer. Mk. 8,27-28

Bei Petrus klingt die Wiedergeburt in seinem ersten Brief an:

Haltet rein eure Seelen im Gehorsam der Wahrheit ungefärbter Bruderliebe, und habt euch untereinander beständig lieb von Herzen, als die da wiedergeboren sind nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen. 1. Pet. 1,22

Und der Kirchenvater Clemens von Alexandrien erklärte:

Die Wiedergeburt ist eine durch die Tradition überlieferte und durch den heiligen Paulus autorisierte Wahrheit.

Markus, Matthäus, Lukas, Johannes, Petrus und auch Paulus reden von der Wiedergeburt, und doch wird sie größtenteils von den christlichen Kirchen ausgeklammert. Wieso?
Die Idee der Wiedergeburt wurde von den abendländischen Machthabern so gut wie ausgemerzt: Wie kam das?
Es gab eine Zeit, sie wird die Zeit des Synkretismus genannt, das war eine Zeit der Vermischung vieler Kulte und religiöser Ideen. In diese Zeit fällt die erste Weltkirchenversammlung, das sogenannte erste Ökumenische Konzil. Es fand im Jahre 325 in Niccäa statt, der damaligen Hauptstadt des Oströmischen Reiches am Schwarzen Meer in der heutigen Türkei. Das Konzil wollte die Vermischung des rechtgläubigen Christentums mit den anderen Religionen und Lehren verhindern. Es verwarf die Lehre des alexandrinischen Bischofs Arius, welche das Dogma von den drei gleichen Wesen in dem einen Gott als falsch ansah, und stempelte sie zur Irrlehre. Um weitere Irrlehren zu verhindern, wurde festgelegt, was rechtgläubig sei, und was falsch. Dieses Werk, in dem alles festgelegt wurde, was als rechtgläubig gilt, nennen wir die Bibel. Hierbei wurden die Texte aufgenommen, die den Mächtigen gefällig waren. Andere Texte, die wir heute Apokryphen nennen, das sind sogenannte verborgene oder unechte Schriften, sind den anerkannten biblischen Schriften formal und inhaltlich sehr ähnlich. Sie wurden herausgenommen, vor allen Dingen dann, wenn sie nicht dem Konzilsgeist entsprachen. Einer der Texte, die in das Werk der Bibel aufgenommen wurde, ist der Brief des heiligen Apostels Paulus an die Hebräer; er wird ihm aber tatsächlich zu unrecht zugeschrieben; wohl deshalb, um ihm mehr Gewicht zu geben, wird er der Autorität des Heiligen Paulus unterstellt. Dieser Brief stammt nicht von ihm, da unter anderem die für Paulus typischen Eingangsworte fehlen. Er könnte jedoch aus dem Kreis um Paulus kommen, vermutlich von einem Römer namens Apollon.
Was hat es nun im Zusammenhang der Wiedergeburt mit diesem Brief auf sich? Dort heißt es:

... wie es dem Menschen bestimmt ist, nur einmal zu sterben, danach das Gericht folgt ...
Heb. 9,27

Mit dieser falschen Unterstellung wird das Wissen um die Wiedergeburt aus dem Christentum getilgt und dafür die höllische Idee des letzten Gerichts eingeführt.
Die Wiedergeburt wurde als Auferstehung am Jüngsten Tag oder als geistige Wiedergeburt umgedeutet. Trotz der Verbannung des Wissens um die Wiedergeburt aus der Bibel bei der nachkonzilen Harmonisierung der Evangelien durch gewisse Correctores, verschwand das Wissen um die körperliche Wiedergeburt nicht.
Den zweiten Versuch, das Wissen um die Wiedergeburt auszurotten, unternahm nicht die Kirche, sondern eine weltliche Macht. Dies geschah während das römische Reich in zwei Teile zerfallen war, in West- und Ostrom. Ostrom wird zu jener Zeit Byzanz genannt. Der gebürtige Bauernsohn und spätere Kaiser Justinian ist unter den byzantinischen Kaisern einer der hervorragendsten Herrscher, der dem 6. Jahrhundert den Namen Justinianisches Zeitalter gegeben hat. Durch zwei Dinge wurde Justinian besonders bekannt, durch die Rechtsreform in seinem Reich, die zur Grundlage der europäischen Rechtsentwicklung wurde, ferner durch den Bau der Hagia Sophia, die das Vorbild von Domen und Moscheen wurde. Aber er wurde auch durch unrühmliche Gegebenheiten bekannt: Wenn das 3. Deutsche Reich unter Hitler oder die ehemalige DDR ein Muster für Bespitzelung gebraucht hätte, wären sie durchaus von dem Beispiel des Justinianischen Imperiums begeistert gewesen. Um vor der Bespitzelung sicher zu sein, bediente man sich des Byzantinismus, das ist eine Kriecherei oder eine unwürdige Schmeichelei.
Justinian war, wie kein oströmischer Kaiser vor ihm, von der Idee beherrscht, sein Reich, Byzanz, zum Erbe des gesamten Imperium Romanum, das heißt, zum gesamten Römischen Reich, zu machen.
Diese Staatsidee zu verwirklichen, hat Justinian auch als religiösen Auftrag empfunden. Als rechtgläubiger Katholik will er die Vorherrschaft des germanischen, falschgläubigen Arianertums, bei dem der Vater über Jesus und der Heilige Geist unter ihm steht, im Westen brechen, da er das Römische Reich zugleich als das rechtgläubige Reich, als den Lebensraum der rechtgläubigen Christenheit, versteht.
Nicht nur die Arianer, auch die Origenisten, die an die Präexistenz (Vorexistenz) der Seele glaubten, wurden von diesem krankhaft ehrgeizigen Kaiser schwerst getroffen, und mit ihnen die gesamte Christenheit. Denn wenn es keine Vorexistenz der Seele gibt, kann es logischerweise auch keine Wiedergeburt geben. Und so kam es zum zweiten Versuch, das Wissen um die Wiedergeburt aus dem Bewusstsein der Christen zu verdrängen.
Zwischen den einzelnen Kirchenobersten gab es immer wieder Missgunst und Rangeleien. Eine dieser menschlichen Schwächen hat auf die Idee von der Präexistenz der Seele einen entscheidenden Einfluss gehabt. Die beiden sich gegenüberstehenden Seiten bestanden einerseits aus Theodoros Askidas, dem späteren Erzbischof von Cäsarea in Kappadokien. Er war ein begeisterter Anhänger des Origenes mit seiner Lehre von der Präexistenz der Seele, und er hatte großen Einfluss auf Kaiser Justinian. Auf der anderen Seite befanden sich seine Neider, nämlich Bischof Pelagius, der spätere Papst, sowie der Patriarch von Konstantinopel.
Aus Jerusalem kamen Mönche zu Pelagius; sie brachten Auszüge aus den Schriften des Origenes mit seiner Lehre von der Präexistenz der Seele. Sie wollten vom Kaiser eine Verurteilung des Origenes samt den Auszügen aus seinen Schriften erwirken. Pelagius nahm sich mit großem Eifer der Sache an und vertrat sie bei Justinian. Dasselbe tat auch der Patriarch von Konstantinopel, und zwar aus den gleichen Motiven heraus, aus Eifersucht gegen den allmächtigen Theodoros Askidas. Pelagius und der Patriarch von Konstantinopel kannten die Begeisterung Theodoros Askidas für Origenes, und um seinen Einfluß auf Kaiser Justinian zu brechen, baten sie den Kaiser, Origenes und bestimmte Kapitel seiner Lehre zu verdammen. Ihnen ging es vor allem um die Präexistenz der Seele. Ihr Vorschlag entsprach ganz der Neigung des Kaisers, in kirchlichen Dingen zu Gericht zu sitzen. Und so erließ Justinian im Jahre 543 einen amtlichen kaiserlichen Erlass, worin unter anderem der Glaube an die Präexistenz der Seele mit dem Kirchenbann belegt wurde.
Der Erlass wurde, wenn auch gegen die eigene Überzeugung vom Papst und den Patriarchen von Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien und Jerusalem unterzeichnet. Aber eine Überzeugung lässt sich nicht mittels kaiserlichen Erlasses ausräumen, und so flammte der Streit um die Präexistenz der Seele zehn Jahre später wieder auf.
Nicht der damalige Papst Vigilius, sondern Kaiser Justinian, berief im Jahre 553 das fünfte Ökumenische Konzil zu Niccäa ein. Zu diesem Konzil erschienen zwar 160 ostkirchliche, jedoch nur sechs westkirchliche Würdenträger. Das Fernbleiben des Papstes und der anderen westkirchlichen Würdenträger war ein Protest, dass der Kaiser sich in kirchliche Angelegenheiten einmischt, und dies nicht ein Konzil der Kirche, sondern das Konzil des Justinians war. Der Papst wurde aus Rom mit körperlicher Gewalt vom Altar weg zum Konzil nach Niccäa geschleppt...
Bei diesem Konzil ging es um etwas anderes als um Wiedergeburt oder die Präexistenz der Seele. Aus rein machtpolitischen Gründen wurde am Tag vor der Eröffnung des Konzils die Präexistenz der Seele verdammt. Dadurch ist diese Verdammung kein offizieller Konzilsbeschluß. Jedoch im Nachhinein wurde oft angenommen, dass die Verdammung der Präexistenz der Seele auf dem fünften ökumenischen Konzil beschlossen wurde. So wurde die Präexistenz der Seele einmal als verdammt bezeichnet, ein andermal wieder nicht, je nachdem, wie exakt die Konzilsberichte nachvollzogen worden waren.
Das Wissen von der Wiedergeburt war ein Gut der indogermanischen Religion und wurde im Laufe der immer stärker werdenden Patriarchalisierung systematisch ausgerottet. Überall, wo es Ahnenverehrung gibt, bei den Naturvölkern Afrikas oder Amerikas, bzw. bei den zivilisierten Völkern Asiens, kennt man das Wissen um die Wiedergeburt bestens.

LG
Paolo
 
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