ratlos nach familienaufstellung

Hi Lucille,

möchte dir deine Gefühle nicht abstreiten, meine Ansicht aber gerne daneben hin stellen.
Mein Empfinden sagt mir jedoch, dass das anders zu sehen ist, wenn ein Kind involviert ist, wie bei Rubinia. Das Kind, sozusagen Produkt und Weiterführung zweier Systeme, kann weder im neutralen Raum stehen noch sich ausschliesslich in einem System bewegen und das andere ausschalten.
Stimme ich vollinhaltlich zu.

Verstrickungen beider Seiten tragen Kinder weiter. Und nur, weil dem Partner ein "Ex" zugefügt wurde, heißt das ja noch lange nicht, dass aus dem "Ex"-System nichts mehr wirkt.
Darum gehts - zumindest mir - auch gar nicht - für mich sind die leiblichen Eltern das, was sie sind, egal, ob mit oder ohne Ex.

Mir ging es darum, dass das Kind zwar ein Produkt beider Systeme ist - ich aber nicht zustimmen kann und mag, wenn vom Kind aus in der Großelterngeneration des nicht anwesenden Elternteils herumgedoktert wird.

In diesem Fall ist es jetzt eh schon passiert und ich möchte nochmals betonen, dass es in der Verantwortlichkeit des AL liegt, dies zu zu lassen und/oder zu unterbinden. Ich find die Vorgehensweise des AL nicht korrekt.

Ok - Begründung - bzw. meine Einstellung dazu - das Kind ist das Produkt seiner leiblichen Eltern - und dadurch auch das Produkt dieser beider Familiensysteme. Aber das Kind sollte nicht der Mülleimer beider Systeme sein. Das zu garantieren ist eine der Aufgaben der Eltern. Und in den Aufstellungen, wie ich sie gelernt habe und auch von Kollegen kenne - auch von welchen, die ganz wo anders gelernt haben, gabs immer folgenden Vorgang.

Wenn die Klientin für das Kind aufstellt, dann wird ev. in der Elterngeneration der Klientin etwas gelöst, weil dies die Klientin auch direkt betrifft. Wenn themen in der Generation der Eltern des nicht anwesenden Partners auftritt, dann ist es noch immer so passiert, dass - in dem Fall jetzt - der Vater zum Kind sagt

"Das, was hier wirkt, kannst du bei mir lassen - du bist nur die Kleine und ich bin der Große. Es gehört zu meiner Würde, dies selbst zu tragen - du bist frei."

Oder halt irgendwie so ähnlich

Oder aber beide Elternteile - also in dem Fall die Klientin und der Ex - stehen zwischen Kind und den noch unaufgelösten Szenen - und sagen ähnliche Sätze.

Wenns drum geht, dass das Kind Probleme hat, dann lad ich ihm nicht noch mehr auf, indem es die Probleme seines Vaters mit dessen Vater mit-trägt - und genau das geschieht, wenns mitten drinnen steht - wenns darum geht, dem Kind zu helfen, dann muss klar gesagt werden - *das geht dich nichts an* - dadurch bekommt es den Freispruch der Eltern sein Leben leben zu dürfen.

Gilt natürlich genauso für die Klientin - auch die muss weder die Last des Ex lösen und mit tragen - noch die Probleme der Eltern übernehmen - auch sie darf ihr Leben leben.
 
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Vielleicht bin ich ja wirklich bei der "falschen" AL gelandet, obwohl ich eigentlich nicht das Gefühl hatte. Aber bitte erkläre mir vielleicht mal, WIE ich mich aktiv in die Aufstellung einbringen kann.
Viele Köche verderben den Brei. Das ist Sache Deiner AL - denn das handhabt jede/r auf seine/ihre Weise.

Zwei Anmerkungen noch :

- Das dürfte ja ein Eintages- oder ein Abendseminar gewesen sein. Schau bitte, ob das die adäquate Form für Dich ist - weil dadurch ja die zur Verfügung stehende Zeit und auch die Intensität begrenzt ist.

- Grundsätzlich ist es schon wichtig VOR einer Aufstellung sicher zu stellen, dass alle TeilnehmerInnen genügend Zeit haben, die Aufstellung zu Ende zu bringen. Man kann nicht erwarten, dass jeder einfach so lange bleibt, wie es halt dauert. Manche arbeiten am nächsten Tag, haben Familie, die auf sie wartet, sind schon müde. Mit Teilnehmern aufzustellen, die lieber schon heimgehen wollen, ist nicht ratsam - das muss man wohl nicht ausführen, warum das die Qualität einer Aufstellung beeinträchtigt. Aber wie ChrisTina schon in anderem Zusammenhang gesagt hat : das ist Aufgabe der AL, die notwendigen Rahmenbedingungen sicherzustellen.

Gawyrd
 
@ChrisTina:
Danke für deine lieben Worte!
Das hat mir ein wenig geholfen.

Dazu ist mir noch etwas eingefallen:

Vielleicht fällt dir ja noch was ein zum Thema *Übergriffe* - und wenn, dann schau dirs mal für dich an - in einer ruhigen Minute - vielleicht findest auch einen Grund dafür, warum du ne/n AL angezogen hast, der sich in Dinge einmischt, die ihr/ihm nicht zustehen

Diese Frage habe ich mir schon vorher gestellt, da im Leben ja nichts scheinbar "zufällig" passiert.
Aber ich bin noch zu keiner Antwort gekommen. Natürlich kann es sein, dass ich auch jemand bin, der die Nase in Sachen hineinsteckt, die mich nichts angehen... Jetzt wo ich darüber nachdenke, fällt mir schon ein, dass sich mein Ex ein paar Mal auf den Schlips getreten gefühlt hat...und ich das nie verstanden habe...

Ich bin jetzt immerhin schlauer und weiß, worauf ich bei einer FA achten muß.
Und noch was zu meiner AL:
Es ist also nicht okay, die Familie eines nicht anwesenden (Ex)Partners zu der eigenen aufzustellen? (Ist das so eine Art "Verstoß gegen die Grundregeln", der zeigt, dass sie möglicherweise nicht kompetent ist?)
Soll ich sie darauf ansprechen?
Ich habe nämlich schon den Eindruck, dass sie sich sehrwohl um das Wohlergehen ihrer Klienten Gedanken macht.
Z.B. hatte ich gerade eine Nachricht von ihr auf der Mailbox, ob alles in Ordnung sei, ob es mir nach der Aufstellung gut gehe oder ob ich ev. das Bedürfnis hätte, mit ihr darüber zu sprechen.
Außerdem legte sie während jeder einzelnen Aufstellung großen Wert darauf, dass sich die Kinder von den Problemen der "Großen" abgrenzen (so wie es in einem Beitrag weiter oben beschrieben war, ungefähr so: "Du bist das Kind und mußt meine Probleme nicht tragen").
Und was mir auch wichtig ist, die "Chemie" zwischen uns hat gepaßt.
Was könnt ihr mir raten?
 
Hallo Rubinia,

bei all dem hat die Aufstellerin sicherlich einen Grund gehabt so zu verfahren. Möglicherweise hat sie aus der Sicht des Kindes aufgestellt, aber das kannst du nur herausbekommen, wenn du sie selbst fragst.

Hattest du von deinem Kind einen Auftrag in seinem Sinne aufzustellen und die familiären Verhältnisse zu klären?

Bei Supervisionen stellen Therapeuten die Familien ihrer Klienten auf, allerdings haben sie dazu auch ihr Einverständnis. Haben sie das nicht, ist das auch ein Übergriff.

Liebe Grüße Pluto
 
Ich war heute bei einer familienaufstellung. es war sehr interessant, ich durfte auch bei allen beispielen als stellvertreter mitspielen, und lt. der anderen teilnehmer kamen da viele wahrheiten ans licht.
als ich mein problem aufstellte (das schlechte verhältnis zwischen meinem ex und mir und die daraus folgenden probleme meiner tochter) kamen noch immer vorhandene, tiefe gefühle meines ex-partner mir gegenüber heraus und dass er zu uns zurück möchte...
damit kann ich überhaupt nichts anfangen, da er mir gegen ende der beziehung sagte, er könne nicht mehr mit mir zusammen sein, weil er mich nie geliebt hat und auch unsere tochter ein großer fehler gewesen sei....
wir konnten das heute nicht mehr lösen, wir beendeten damit, dass es meiner "tochter" zwar deutlich besser geht, aber das vieles für sie noch gelöst werden müsse.
mir hat die aufstellung allgemein gut gefallen, aber wie kann es sein, dass etwas heraus kommt, von dem ich überzeut bin, dass es nicht so ist??


Hallo Rubinia!

Du schreibst, du hast ein schlechtes Verhältnis zu deinem Ex. Diese Tatsache lässt mich vermuten, dass da etwas noch nicht gelöst ist. Wem dient die Agression zwischen euch beiden?

Liebe Grüße
Marielena
 
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Hallo Marielena.
Aggression in dem Sinn ist nicht mehr vorhanden. Mittlerweile ist es Gleichgültigkeit. Wir haben uns nichts mehr zu sagen, das ist wörtlich zu verstehen. Das ist natürlich auch schlimm aus der Sicht meiner Tochter, denke ich.
Lg
 
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