Wenn etwas universell seiend formuliert ist, was aber nicht universell ist, steckt für mich da etwas diskriminoides drin.
Ab wann ist denn ein Zusammenhang universell? Wie groß muss der Anteil der Bevölkerung sein, der einen Zusammenhang sieht, dass Du dem Universalität zuschreibt?
Mal ein paar Beispiele:
Als ich 5 oder 6 Jahre alt war, hat meine Mutter einmal die Woche eine Frau engagiert, die beim Hausputz hilft. Die Frau kam aus Ghana und war schwarz. Damals war das N-Wort noch recht geläufig für Schwarze, und so habe ich es auch benutzt - nicht, weil ich diskriminieren wollte, sondern weil ich schlicht erzählen wollte, dass da eine Frau meiner Mutter beim Ssubermachen hilft, die eine sehr dunkle Hsut hat. Über die rassistisch-diskriminierende Konotation des Wortes war ich mir damals nicht bewusst. Ich habe es schlicht und einfach irgendwo aufgeschnappt und seit dem auch ausgesprochen.
Irgendwann bekam diese Frsu mit, dass ich dieses N-Wort benutzt habe. Sie ging dann zu meiner Mutter hin, hat erklärt, dass sie dieses Wort nicht gerne hört, wenn es um sie geht, weil es eine rassistische Konotation hst. Das hat dann meine Mutter mir erklärt, und ich habe danach nicht wieder das N-Wort alleinig als Bezeichnung für Schwarze verwendet.
Ich war mir damals der rassistisch-diskriminierenden Konotation, die das N-Wort mit-trägt, nicht bewusst. Hat diese Frau nun mich diskriminiert, weil sie es erklärt hat und gebeten, dass ich das doch bitte nicht mehr so verwenden möge? Oder habe ich sie unbewusst diskriminiert, weil ich es benutzt habe?
Ich sage: Weder noch. Sie hat mir auch keinen Vorwurf gemacht. Ich hätte sie aber offen diskriminiert, wenn ich das N-Wort weiter derart aktiv benutzt hätte im Wissen, dass sie es als rassistisch empfindet. Und die mögliche Begründung, dass ich es nicht rassistisch meinte oder meine wäre nach der Erklärung nur eine faule Ausrede gewesen.
Anderes (jetzt fiktives) Beispiel: In meiner Signatur unten steht u.a. eine Zahlenfolge. Es handelt sich dabei um ein Rätsel: Wer ein wenig Ahnung von Mathematik un IT hat, wird die Zahlen entschlüsseln können und eine Art Botschaft erhalten. Hier etwas sehr harmloses - es muss sich da niemand beunruhigt fühlen, der die Zshlen nicht kapiert.
Nun überlege aber mal, ich hätte da eine üble Beleidigung auf diese Art verschlüsselt. Wäre es dann eine Beleidigung, obwohl es kaum jemand versteht- entweder, weil man keine Ahnung hat, wie, oder nur keine Lust auf das Rätsel? Man stelle sich weiter vor, die Zshlenfolge wird ahnungslos von anderen Menschen kopiert und übernommen... vielleicht, weil es so schön nerdig-abgespacet wirkt o.ä. Und nun entschlüsselt es jemand doch und erklärt allen, dass sich hinter den Zahlen eine üble Beleidigung verbirgt. Durch die Erklärung wird die Bedeutung der Zahlen durchaus universell(er), und die Menschen werden dadurch um die mögliche Konotation sensibilisiert. Ich finde es nicht diskriminierend gegebenenfalls zu erklären, wenn ich erkenne, dass sich auf niedrige Weise hinter einer Zahlenfolge eine Beleidigung verbirgt. Und ich fände es nach der Erklärung eine billige Ausrede, falls man aus welchen Gründen auch immer an den gegebenen Zahlen festhalten will, zu sagen, dass die Entschlüsselung ja nicht universell wäre.
Noch ein fiktives Beispiel: Ein Getränk bekommt einen schwungvoll-schön klingenden Namen, welcher in irgendeinen nicht weit verbreiteten Sprache auch wieder eine üble Beleidigung oder Abwertung darstellt. Sicher ist das nicht universell, und die Leute, die den Namen erfunden haben, waren sich dessen schlicht nicht bewusst. Bei der Menge an verschiedenen Sprachen kann das schonmal vorkommen. Nun kommen aber immer mehr Menschen, die diese fragliche Sprache verstehen, nach Deutschland, und sie erklären, dass der a e dieses Getränks in ihrer Sprache ganz übel ist. Wer diskriminiert wen? Ich sage auch wieder: Bis zur Erklärung diskriminiert niemand den anderen. Aber danach kann es Diskriminierung sein, an dem Namen partout festhalten zu wollen mit der Ausrede, dass man ja nicht wusste, was es bedeutet. Man wusste es nicht, und daraus ist kein Vorwurf zu machen... aber nach der Klarstellung/Erklärung weiß man es.
Wie weit sind Wortbedeutungen in verschiedenen Sprachen für Dich universell? Wie weit ist eine zugeschriebene Konotation? Was müsste erfüllt sein, damit Du eine Konotation als Diskriminierend erachtet und nicht die Erklärung der Konotation?