Wer nur eine Sicht auf unterschiedlichste (Krankheits)Bilder hat, sieht keines und ist für alle blind
Es exestieren unterschiedliche Krankheitsgeister. Die sind aber natürlich nicht gleich zu setzen mit Diagnosen. Zumindest nicht mit allen.
Für einen Schamanen sind Symptome wichtiger als Diagnosen. Symptome haben für einen Schamanen symbolische Bedeutungen. Mehrere Symptome die zu gleichen Zeit auftretten und in einer bestimmten Lebensituation, sind keine einzelne Symbole mehr, sondern eine Geschichte über den Kranken und seine Seele.
Als Ursache für das seelische Leiden sehen Schamanen das Abhandenkommen von Seelenteilen und/oder die Anwesenheit parasitärer Geister an.
In der Psychiatrie gibt es durchaus Parallelen zu dieser Vorstellung. So spricht man von "positiven" und "negativen" Symptomen. Gemeint sind natürlich nicht die "guten" und "bösen" Leiden. Als positive Symptome bezeichnet man Symptome, die bei einem gesunden Menschen nicht vorhanden sind: zum Beispiel Halluzinationen, Wutanfälle, Zwangshandlungen u.s.w. Negative Symptome bezeichnen das Fehlen einer Funktion, die bei einem gesundem Menschen vorhanden ist. Zum Beispiel: Motivationslosigkeit, Vergesslichkeit, Konzentrationsprobleme.
Durch ein psychisches Trauma oder einen großen Schrecken können dem Menschen Teile seiner Seele verlorengehen. Meistens kann sich dieser nicht recht an das Geschehene erinnern. Seit dem Vorfall treten jedoch Symptome wie körperliche Probleme, Angstzustände, Schlafstörungen, Motivations- und Kraftlosigkeit auf, deren Ursachen nicht feststellbar sind.
Nicht selten kann sich, anstelle des fehlenden Teils der Seele, ein fremder Geist ansiedeln, zum Beispiel ein Dämon oder ein Krankheitsgeist. Jeder Mensch hat mit inneren Dämonen zu tun. Und nur der Grad der inneren Bewusstheit entscheidet, ob die Dämonen die Macht übernehmen, oder ob man selbst die Oberhand behält. Gefährlich für uns sind nur Dämonen, die wir nicht sehen. Von Dämonen besessene Menschen machen oft etwas, was sie eigentlich nicht wollen. Solche Zustände und Handlungen werden im Nachhinein mit Ausdrücken wie "ich bin nicht ich Selbst gewesen", "ich stand neben mir", "ich war außer mir gewesen" charakterisiert.
In vielen Heiltraditionen wird in einem solchen Fall ein heftiges und traumatisierendes Exorzismus-Ritual durchgeführt. Leider ist die Wirksamkeit solcher Rituale, wenn überhaupt, von kurzer Dauer. Denn auch ein Dämon hat bestimmte Funktionen in der menschlichen Seele. Nicht zufällig trifft er auf den Menschen und nistet sich bei ihm ein. Wenn die verlorenen Teile der Seele nicht vom Schamanen gefunden und an ihren Ort zurückgeführt werden, wird der leere Platz in der Seele des Menschen weiterhin anziehend auf schädigende Geister wirken.
Dementsprechend gibt es 2 Haupvorgehensweisen bei der schamanischen Heilung von Krankheiten.
Die eine: die verlorene Teile der kranken Seele zu finden. Also für den Menschen die traumatische Geschähinisse bewusst zugänglich zu machen, so dass diese auch zugänglich und bewusst bleiben. Aber natürlich nicht mehr mit der heftigkeit eines akuten Trauma wirken.
Die andere Strategie ist das Auffinden von parasiteren Geistern, Demonen und Krankheitsgeistern. Es folgt eine bewusste Kommunikation mit denen. Und dann kann der Schamane diese Geister aus dem Leidenden herausholen.
Diese 2 Vorgehensweisen schliessen einander nicht aus, sondern ergenzen sich oft.
Es exestieren für Schamanen keine zwei gleiche Heilungen, genauso wie keine zwei gleiche Krankheiten es gibt. Eine Krankheit ist immer in das Leben eines Menschen eingebetet. Es ist eine Seele betroffen. Und Seelen sind nie gleich. Deswegen kann man schamanische Sicht auf ein bestimmtes Seelenleiden eines bestimmten Menschen, mit der psychiatrischen Sicht auf eine Diagnose die auf tausende Kranken passt, nicht gut vergleichen.
Denn für einen Schamanen sind jeder Mensch und seine Situation, seine Krankheit und seine Heilung wirklich einzigartig.