Psyche und drüber reden, gut oder schlecht?

Auf der einen Seite sind viele Diagnosen mordern geworden und es wurde von vielen Ärzten / Personen mehr anerkannt.
Das liegt aber eher daran, dass heute entsprechende Krankheiten diagnostiziert werden können. Damals landeten Kinder mangels adäquater Unterstützung mit "nicht näher umschriebener Beeinträchtigung" auf der Förderschule oder wurden mehrfach als "hoffnungslose Träumer" nicht versetzt. Da ist es schon gut, dass heute handfeste Diagnosen gestellt werden können.
 
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Schließlich gibt es auch Kinder die unter schlimmsten Bedingungen aufwachsen und keine entwickeln
Das ist ganz ganz sicherlich nicht die Regel, sondern das sind seltene Ausnahmen.
Wir reden hier bei "schlimmsten Bedingungen" auch nicht von Geld/Materie und diesbezüglicher Herkunft, sondern von Emotionen in einer Familie.
Und in dem Zusammenhang ist das m.E. einfach Blödsinn.
Ebenso wie es Kinder gibt, die in einer stabilen, liebevollen Familie aufwachsen und trotzdem massive Ängste entwickeln.
Das ganz ganz sicher auch nicht. Da wir heute mit liebevoll und stabil häufig auch Helikoptererziehung meinen, wundert mich
die Überempfindlichkeit der betreffenden Kinder nicht.

Ich halte diese Einschätzungen für nicht wahr.

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Das Thema hier ist im Grunde auch ein ganz anderes.
S. 2 Post des Threads sowie der ganze Artikel, den wahrscheinlich kaum jemand gelesen hat.
Darin wird nicht abgestritten, dass Therapie bei psychischen Erkrankungen wichtig ist, z.B.

Ich fand es aber bemerkenswert, dass es Kindern und Jugendlichen Studien zufolge schlechter ging, die man aktiv
über psychische Störungen aufklärte, die man in Achtsamkeit trainierte und ihnen (Negativ-) Fragen zu ihrem
Zustand über längere Zeit stellte. Man dachte, dass Aufklärung hilft und es stellte sich heraus, dass sie verschlechterte.
Dass also das Gegenteil eintrat.
Je mehr man sie fragte und je mehr sie wussten, desto mehr schätzten sie sich selbst als von einer Störung wie z.B. ADHS betroffen ein.
Das war das eine, und das andere war, dass Diagnosen nicht mehr als zu behandelnde Probleme angesehen werden, sondern inflationär als Indentitäts-Label missbraucht werden, weil sie Aufmerksamkeit generieren.
Und noch viel mehr wie z.B. dass soziale Beziehungen immer mehr als nicht ausreichend angesehen werden, um bei Problemen zu helfen, es wird sofort auf "Mach doch eine Therapie" hingewiesen etc.

Ich finde das schon sehr bedenklich insgesamt in der Wirkung besonders auf junge Leute.
 
"Früher" hieß es nur "Stell dich nicht so an; bist nur mal traurig" - dass mag auf manche Personen zutreffen, auf andere widerrum nicht.
Es gab aber ein Zwischenstadium vor dem Internet, meine ich.
Es gab so 20 Jahre ungefähr, in den 80er und 90ern, wo psychische Probleme schon lange kein Stigma mehr waren, und man auch in Therapie sein konnte, es aber immer noch darum ging, gesund zu werden.
Es ging nicht nur um Bestätigung der Diagnosen und wie wichtig es sei, dass das alles in Ordnung ist und darüber zu reden, dass man es hat und wie toll okay man damit ist--es ging v.a. darum, wieder gesund zu werden...

Und jetzt habe ich den Eindruck, es geht nur noch darum, dass man so "bemackt" voll in Ordnung ist und wehe nicht!- mal etwas überspitzt formuliert.
Es geht nicht mehr um Heilung, außer über massenhaft verschriebene Medikamente, die man ja unbedingt als Opfer der vom Himmel gefallenen Krankheit ewig oder lebenslang braucht, das Fass will ich hier jetzt allerdings nicht weiter öffnen. Auch das war früher anders, das gab man vorübergehend, wenn es eben gar nicht anders ging.
Jetzt wird jahrelang mit den Packungen gewedelt und man generiert damit verlässlich Aufmerksamkeit, eine ewige Komfortzone und kriegt die halbe Welt damit zum schweigen, falls die mal was Konfrontatives sagen wollte...

Es ist einfach drüber,und es kann sein, dass das jetzige Drüber inzwischen schlimmer ist in der Wirkung bei jungen Leuten als das frühere Bagatellisieren im Sinne von "Stell dich nicht so an".
Ich weiß nicht,, ob es so ist, aber die Studien legen es zumindest nahe.
 
Wir reden hier bei "schlimmsten Bedingungen" auch nicht von Geld/Materie und diesbezüglicher Herkunft, sondern von Emotionen in einer Familie.
Das ist mir klar.
Das ganz ganz sicher auch nicht.
Deine persönliche Einschätzung habe ich zur Kenntnis genommen, kann mich da aber so gar nicht anschließen.

Ich fand es aber bemerkenswert, dass es Kindern und Jugendlichen Studien zufolge schlechter ging, die man aktiv (...)
Ich nicht. Ich habe mich schon früher im Forum gegen diverse Kurse ausgesprochen, in denen Kinder nicht Mathe und Englisch lernen, sondern z.B. soziales Training, Gefühlvermittlung u.ä. und Streitschlichtung.

Am gruseligsten fand ich es, wenn Kindern im Stuhlkreis erklärt wurde, dass es auch ganz normal sei, wenn man dunkle Haut habe.
 
Ich lese das nicht jetzt mehr, was Felicia hier schreibt,
aber zum Thema Herkunft noch abschließend:

"https://www.medical-tribune.de/medi...che-stoerungen-an-kinder-weitergegeben-werden

Zitat:
"Etwa jedes zweite Kind von Eltern mit psychischen Erkrankungen wird selbst psychisch auffällig. Ihr Risiko scheint damit höher zu sein als das von Kindern gesunder Paare. Tatsächlich stecken hinter dem Zusammenhang komplexe Mechanismen, die über eine genetische Disposition hinausgehen." (Wobei zusätzlich die Frage ist, was eine genetische Disposition ist, Stichwort genetische Vererbung von Traumata etc.)

Und mit Google KI:
"Kinder aus dysfunktionalen Familien haben ein
höheres Risiko, selbst psychisch krank zu werden. Dies liegt an einer Kombination aus Belastungen wie Vernachlässigung, Missbrauch oder ständigen Konflikten sowie dem Einfluss der psychischen Gesundheit der Eltern. Sie entwickeln statistisch gesehen ein um ein 3- bis 4-faches höheres Risiko, später selbst psychische Erkrankungen zu entwickeln, so die Goldkind Stiftung"
und weiter:
"Familiäre Konflikte und Gewalt: Kinder, die in Umgebungen mit toxischen Konflikten oder Gewalt aufwachsen, sind stärker gefährdet und haben ein siebenmal höheres Risiko für Drogenmissbrauch und ein sechsmal höheres Risiko für Depressionen und Angstzustände, berichtet der Scottish Centre for Conflict Resolution."
Etc. etc.

DAS sind schlimme Bedingungen.
Damit ist wohl die steile These, die Herkunft habe nichts damit zu tun, objektiv vom Tisch. Felicia mag sich daran weiter festkrallen, mit der Realität hat das aber wohl kaum etwas zu tun.
 
Zuletzt bearbeitet:
Tatsächlich stecken hinter dem Zusammenhang komplexe Mechanismen, die über eine genetische Disposition hinausgehen." (Wobei zusätzlich die Frage ist, was eine genetische Disposition ist, Stichwort genetische Vererbung von Traumata etc.)
Und genetische Dispositionen sind etwas anderes als vererbte Traumata.
Damit ist wohl die steile These, die Herkunft habe nichts damit zu tun, objektiv vom Tisch. Felicia mag sich daran weiter festkrallen, mit der Realität hat das aber wohl kaum etwas zu tun
Klar. Ich halte immer an Thesen fest, die ich gar nicht aufgestellt habe.

Und da @FreeStar sich auf eine KI stützt habe ich zu ihrer Behauptung diese auch mal befragt - mit folgender Antwort:

"Die Aussagen, die hier gemacht werden, scheinen stark übertrieben und beruhen auf einer unsachlichen Interpretation der zugrunde liegenden Forschung. Wenn wir uns die Quellen anschauen, auf die die Userin sich bezieht – die Goldkind Stiftung und das Scottish Centre for Conflict Resolution – wird schnell klar, dass die Zahlen, die sie nennt, mehr als fragwürdig sind und wohl eher eine Vereinfachung oder Übertreibung darstellen.

Goldkind Stiftung: Diese Stiftung spricht zurecht über das erhöhte Risiko von psychischen Erkrankungen bei Kindern aus dysfunktionalen Familien, aber die 3- bis 4-fache Erhöhung des Risikos ist eine Zahl, die keine klare, wissenschaftlich fundierte Grundlage hat. Solche Pauschalwerte tauchen in der Forschung selten auf, weil das Risiko je nach Art der Belastung und den spezifischen Umständen stark variiert. Es handelt sich hier also eher um eine grobe Schätzung oder eine stark vereinfachte Darstellung, die in der Praxis so nicht ohne Weiteres als allgemein gültig akzeptiert wird. Solche „feste Zahlen“ sind oft nichts anderes als eine Übertreibung, um die Dringlichkeit des Themas zu unterstreichen – und das ist problematisch, wenn es um wissenschaftliche Genauigkeit geht.

Scottish Centre for Conflict Resolution: Die Zahl, dass Kinder, die in Umgebungen mit toxischen Konflikten aufwachsen, ein „siebenmal höheres Risiko für Drogenmissbrauch“ haben, und ein „sechsmal höheres Risiko für Depressionen und Angstzustände“ ist schlichtweg eine massive Übertreibung. Es gibt in der Tat Studien, die zeigen, dass familiäre Konflikte und Gewalt das Risiko für psychische Störungen und Suchtverhalten erhöhen, aber solche extremen Verhältnisse, wie sie hier genannt werden, kommen in der wissenschaftlichen Literatur selten vor. Forschung zu diesem Thema spricht häufig von einer moderaten Erhöhung des Risikos, die bei weitem nicht in solchen übertriebenen, siebenmaligen oder sechsmaligen Steigerungen resultiert. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass diese Zahlen auf eine dramatisierende Darstellung zurückzuführen sind, die der tatsächlichen Komplexität des Themas nicht gerecht wird.

Wissenschaftlich betrachtet ist es äußerst problematisch, pauschale Risikozahlen zu verwenden, ohne diese im Kontext zu setzen und genaue Quellen zu nennen. Die oben genannten Zahlen klingen alarmierend, aber sie sind nicht durch solide wissenschaftliche Daten gedeckt, sondern eher durch vereinfachte, populärwissenschaftliche Darstellungen oder durch verzerrte Interpretationen der Forschung. Solche Zahlen lenken vom eigentlichen Problem ab – nämlich den tatsächlich bestehenden Risiken, die Kinder aus belasteten Familien haben – und schaffen unnötige Verwirrung.

Fazit: Es gibt keine glaubwürdige Grundlage für die extremen Risikozahlen, die hier genannt werden. Diese stellen eine klare Übertreibung dar, die den wissenschaftlichen Konsens verzerrt und in der Diskussion um die psychische Gesundheit von Kindern aus belasteten Familien nichts bringt. Die genaue Untersuchung der zugrunde liegenden Studien zeigt, dass die Risiken deutlich komplexer und moderater sind, als diese pauschalen Zahlen vermuten lassen. Wer solche Aussagen macht, sollte unbedingt die Quellen korrekt benennen und die Fakten differenziert darstellen – anstatt mit übertriebenen und nicht belegten Zahlen zu arbeiten."

Damit sind die steilen Thesen, die @FreeStar
hier aufstellt, objektiv von Tisch. FreeStar mag sich daran weiter festkrallen, mit der Realität hat das aber wohl kaum etwas zu tun.
 
populärwissenschaftliche Aussagen meets populärwissenschafliche Aussagen.
Daraus werden keine wissenschaftliche Aussagen.
Was ja in einem nicht-wissenschaftlichen Forum o.k. ist.
problematisch wird es, wenn man das verwechselt.
 
populärwissenschaftliche Aussagen meets populärwissenschafliche Aussagen.
Daraus werden keine wissenschaftliche Aussagen.
Was ja in einem nicht-wissenschaftlichen Forum o.k. ist.
problematisch wird es, wenn man das verwechselt.
Abee klar doch.🙄
Dass es in über 100 Jahren Psychotherapie immer schwerpunktmässig um die Kindheit und die Elternbeziehung geht bei Aufdeckung von Ursachen psychischer Krankheiten, ist bestimmt auch " populärwissenschaftlich" in deinen Augen.🙄

Man könnte fragen, was an Psychologie so richtig überhaupt je wissenschaftlich war, das ja.
Aber empirisch gesehen ist die Sachlage völlig eindeutig.

Naja, was solls, ist mir zu blöd.
 
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Und jetzt habe ich den Eindruck, es geht nur noch darum, dass man so "bemackt" voll in Ordnung ist und wehe nicht!- mal etwas überspitzt formuliert.
es ging v.a. darum, wieder gesund zu werden...
Deine Gedanken im ganzen Text (hab jetzt nur den Teil zitiert, damit es nicht so lang wird) kann ich nachvollziehen.
Ich weiß nicht, wie es in den 90er war. Da habe ich keine Erfahrung.

Diese ständige Aufmerksamkeit habe ich eher bei anderen Behinderungen erlebt, nicht bei psychischen Erkrankungen.

Ich meide die sozialen Medien wie die Pest, bin somit diesem Gruppenzwang nicht ausgesetzt (mal abgesehen davon, dass meine Sachen niemand interessiert). Von daher kann ich bei den heutigen Dingen gar nicht mitreden.
Auch habe ich keinen Vergleich durch andere Gruppen wo man mit Leuten ins Gespräch kommt.
Ich klinke mich daher hier aus.
 
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