Psyche und drüber reden, gut oder schlecht?

Eben. Es geht nicht um Schuld, es geht nur um Ehrlichkeit mit sich. Die hilft auch dem Kind, und zwar immer.
Ich habe mal einen total rührenden Beitrag gesehen, von ganz lieben, einfachen Leuten, deren Junge einfach viel
schlauer war als die beiden. Der hat eine Depression gekriegt, weil ihm seine Herkunft peinlich war.
Da konnten die Eltern nichts dafür und auch nicht viel tun. Die waren echt süß und taten mir richtig leid.
Aber häufig ist es halt anders und es wird konsequent weggeguckt vom eigenen Anteil, auch wenn alle eigenen Kapazitäten dafür da sind.

Echt jetzt, weil seine Eltern einfache Menschen sind, hat der ne Depression bekommen?
 
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Eltern würden in der Regel überhaupt keinen Therapieplatz für sich bekommen, wenn das Kind Depressionen hat. Hingegen ist es die Regel, dass Eltern von den Behandlern einbezogen werden, um möglichst sicherzustellen, dass das Kind sich erholt.
Ach ja blabla, schöne neue, wissenschaftliche, fortschrittliche Welt, wie im Hochglanzprospekt.
Die Realität sieht anders aus.

Es geht hier außerdem um Folgen aus der Kindheit, nicht unbedingt um das Kindesalter.
Das habe ich gesehen, wie meine Eltern einbestellt wurden. Mein Vater hat gezittert, damals noch, weil er dachte, jetzt kriegt er eine Konfrontation. Nichts da, natürlich nicht.
Die Intervention der Ärztin war so dermaßen soft, der ist da wieder rausmarschiert wie King Louis. Uff, nichts passiert-
trotzdem er, wenn es nicht verjährt gewesen wäre und man mir bei der Polizei zum entsprechenden Zeitpunkt diesbezüglich hätte helfen können, ein Fall für den Staatsanwalt gewesen wäre. Aber es lag halt zu lange zurück und zum akuten Zeitpunkt war es nicht strafbar. Rückwirkend eh nicht.
Ärzte konfrontieren Eltern in D nicht, in Schweden tut man das allerdings.
 
Also ich bin mir ganz sicher, dass ich mitverantwortlich für die Angststörungen meiner Tochter bin. Wer denn sonst?
Es gab ja nur uns zwei. Und heute weiß ich, dass ich völlig überfordert war, damals dachte ich, ich schaff das mit Links.

Ich weiß nicht wirklich, wie du als Mutter bist oder warst, aber von hier jedenfalls würde ich das nicht vermuten.
Vermutlich ist die Wirklichkeit so, dass Leute, die sich selber kritisieren, es in Wirklichkeit besser machen, weil jeder Dinge falsch macht natürlich. Aber Leute mit trügerischer Konfidenz ändern nichts.

Selbst in meinem Fall, wo meine ja mittlerweile verstorbene Mutter viel falsch gemacht hat, und so ehrlich muss ich sein, zumindest nichts besser gemacht hat und keine Hilfe war, war wohl zuerst Asperger-Autismus und dann 9 Jahre teils schweres Mobbing von der 1. bis 9. Klasse vermutlich die größere Ursache, warum ich jetzt so schräg bin, und es sozusagen nicht hinbekommen habe mich selbst halbwegs zu integrieren, und auch immer wieder depressiv war.

Natürlich können Eltern haupt- oder sogar mitverantwortlich sein, aber gibt viel mehr Personen im Umfeld, und schlicht Störungen, die vielleicht auch oder hauptsächlich genetisch bedingt sind.


Ansonsten, zum Thema: Selbst obwohl ich zumindest insgesamt und letztendlich gescheitert bin, und auch Reden das nicht ändern konnte, und obwohl man sich damit Angriffspunkte erschafft, hat es mir schon geholfen. Wenn man natürlich empfindlich ist, mag es Sinn machen, das vielleicht nicht in einem Forum zu tun, wo man sonst weiter schreiben will, aber es ist für mich anstrengend Beziehungen zu Leuten aufzubauen und Fehler zu vermeiden, aber wenn es mich sowieso nicht interessiert, was der andere von mir denkt macht es nicht so viel, und ich bin weit schlimmere Auseinandersetzungen mit auch körperlicher Gewalt in der Schule gewohnt gewesen.

Es hilft schlicht auch Sachen und Gedanken loszuwerden, aber es kann natürlich auch bei Lösungen helfen.
 
Ach ja blabla, schöne neue, wissenschaftliche, fortschrittliche Welt, wie im Hochglanzprospekt.
Die Realität sieht anders aus.
? Die Realität ist mir bekannt. Auch an der Schule, an der ich überwiegend eingesetzt war, arbeitete das Team mit dem einer psychiatrischen Einrichtung zusammen. Für die Kinder gab es teilweise auch Stufenmodelle, mithilfe derer sie es lernten den Schulalltag wieder zu bewältigen. Natürlich nicht das komplette Kollegium, aber üblicherweise schon mind. die Klassenlehrerin nebst der Gruppenleitung im betreuten Nachmittag. Auch Integrationskräfte werden ggf. mit einbezogen. Natürlich wäre es wünschenswert, dass für diese Zusammenarbeit mehr Zeit veranschlagt werden könnte, als es üblicherweise der Fall ist.

Es geht hier außerdem um Folgen aus der Kindheit, nicht unbedingt um das Kindesalter.
Trotzdem bekommt jemand nicht einfach zu Selbsterfahrungszwecken einen Therapieplatz - es sei denn, er finanziert ihn selber.
 
Also ich bin mir ganz sicher, dass ich mitverantwortlich für die Angststörungen meiner Tochter bin. Wer denn sonst?
Es gab ja nur uns zwei. Und heute weiß ich, dass ich völlig überfordert war, damals dachte ich, ich schaff das mit Links.
Es gibt nicht immer jemanden, der für Angststörungen die jemand entwickelt, die Verantwortung trägt. Viele Faktoren, eher in Kombination, können da eine Rolle spielen. Schließlich gibt es auch Kinder die unter schlimmsten Bedingungen aufwachsen und keine entwickeln. Ebenso wie es Kinder gibt, die in einer stabilen, liebevollen Familie aufwachsen und trotzdem massive Ängste entwickeln.
 
Hast du nicht wenigstens ADHS oder eine Essstörung, bist du nix mehr auf Insta oder sonstwo....völlig drüber.
Dass ist der Druck der sozialen Medien.

"Früher" haben sich die Jugendlichen auch durch "Anders sein" von den Eltern und / oder den anderen Jugendlichen differenziert. Zum Beispiel die Gothik-Bewegung (mir fällt gerade kein anderes Beispiel ein).
Heutzutage wird überall in den Medien kund getan, dass jeder Mensch so sein kann wie er ist. Dass ist grundsätzlich prima; allerdings sind die Menschen inzwischen so dermaßen unterschiedlich, dass es heutzutage schwer fällt aus der Masse heraus zu stechen - weiß man, was ich meine?
Wissenschaftler der Universität Toronto fanden heraus: Gesunde Schülerinnen und Schüler, die in einem Workshop über ADHS aufgeklärt wurden, vermuteten hinterher doppelt so oft, selbst an der Störung zu leiden, wie jene, die nicht an dem Workshop teilgenommen hatten."
Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen, gerade die junge Generation, viel mehr von Außen beeinflusst werden. Allein schon durch die Medien.
Viele haben es verlernt auf sich selbst zu achten und ein Gefühl für sich selbst zu bekommen. Stattdessen wird jeder Scheiß gegoogelt, es können im Netz diverse Personen seine Meinung äußern und niemand weiß, ob diese Meinung echt ist oder nicht.

Ich persönlich habe in meiner Jugend kaum Selbstbewusstsein gehabt und noch weniger Selbstvertrauen. Wenn man mir bestimmte Dinge erzählt hätte, so hätte ich dies bestimmt auch als meine Meinung angenommen. Alles hätte man mir auch nicht einreden können; soweit "konnte ich noch selbst denken".
Wo normale Niedergeschlagenheit zur Krankheit gemacht wird,
Auf der einen Seite sind viele Diagnosen mordern geworden und es wurde von vielen Ärzten / Personen mehr anerkannt.
Vieles wurde auch als Redewendung missbraucht - plötzlich haben viele "Burn Out", wenn sie mal viel zu tun haben. Ich behaupte mal, dass viele kein "echtes" Burn Out haben.

"Früher" hieß es nur "Stell dich nicht so an; bist nur mal traurig" - dass mag auf manche Personen zutreffen, auf andere widerrum nicht.
Es wird einerseits mehr drüber geredet, andererseits tut jeder gerne so, als gäbe keine Ursachen mehr und keine daraus folgende soziale.Verantwortung mehr.
Meinst du, die erzählen die Ursache nicht oder es gibt keine? Hat dann jemand eine Depression "einfach so"? Weil die Krankheit vom Himmel gefallen ist und man darunter stand? Oder kommen immer mehr die genetischen Komponente zum Tragen (so auch z. B. bei der Unverträglichkeit)?
 
Finde ich überhaupt nicht. Sicher können Eltern mitursächlich für eine depressive Erkrankung ihres Kindes haben - in den meisten Fällen ist dem aber nicht so. Unter Berücksichtigung aller relevanten Faktoren, sind die Eltern eher nicht verantwortlich dafür. Tatsächlich haben sie viel mit Genetik zu tun. Schlimm finde ich es eher, wenn Eltern ein Label erhalten: "Na, du bist ja auch oft zu mild/streng, ernährst xy sicher falsch, kümmerst dich zu wenig / zu viel (...)"
Ich würde sagen, dass Eltern bei Depressionen oftmals sehr viel damit zu tun haben.
Depressionen fallen nicht vom Himmel.
Wenn z. B. das Kind in der Schule gemobbt wird, zu Hause keine/wenig Unterstützung erhält dann kann das Kind wenig Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein aufbauen.
Da sind schon die Eltern mit gefragt - und wenn es nur darum geht Hilfe zu suchen.

Die genetischen Faktoren widerrum finde ich nicht immer optimal. Bei der Ernährung kann ich es durchaus nachvollziehen oder auch beim Auftreten bestimmter Krankheiten (z. B. Neigung zu Krankheit X, weil Opa diese auch hatte).
 
Auch an der Schule, an der ich überwiegend eingesetzt war, arbeitete das Team mit dem einer psychiatrischen Einrichtung zusammen. Für die Kinder gab es teilweise auch Stufenmodelle, mithilfe derer sie es lernten den Schulalltag wieder zu bewältigen. Natürlich nicht das komplette Kollegium, aber üblicherweise schon mind. die Klassenlehrerin nebst der Gruppenleitung im betreuten Nachmittag. Auch Integrationskräfte werden ggf. mit einbezogen. Natürlich wäre es wünschenswert, dass für diese Zusammenarbeit mehr Zeit veranschlagt werden könnte, als es üblicherweise der Fall ist.
Dass ist ein ganz außergewöhnliches Modell.
Gab es bei mir nie - gut; ich bin inzwischen auch 20 Jahre raus aus der Schule. In der nachfolgenden Zeit hat sich vieles geändert.
 
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Ich würde sagen, dass Eltern bei Depressionen oftmals sehr viel damit zu tun haben.
Depressionen fallen nicht vom Himmel.
Nein, aber dass sie nicht "vom Himmel fallen" bedeutet nicht, dass "Eltern oft sehr viel damit zu tun haben".

Hier werden oft Eltern stigmatisiert, wenn Laien ihnen etwas einzureden versuchen.

Egal ob Depressionen, AD(H)S, oder Autismus: Leider sind die hier herrschenden Vorurteile über die Entstehung so verbreitet, dass Eltern nicht zu Unrecht befürchten, ihnen könnte die Diagnose ihres Kindes von anderen Eltern angelastet werden.
 
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