Psyche und drüber reden, gut oder schlecht?

FreeStar

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Endlich.
Meine Rede seit Jahren:

"Wie das Reden über die Psyche zum Problem wurde

Es gibt immer mehr psychische Krankheiten, vor allem bei jungen Menschen. Das kann auch daran liegen, dass wir zu viel darüber reden – und Diagnosen die Identität prägen."


https://archive.ph/1KpRp

Hast du nicht wenigstens ADHS oder eine Essstörung, bist du nix mehr auf Insta oder sonstwo....völlig drüber.
 
Zuletzt bearbeitet:
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Zwei Auszüge nochmal aus dem Artikel, ich war grad bisschen chaotisch, sorry:

"Dazu kommt: Andere Studien bestätigen inzwischen den Effekt. Eine Arbeit der Universität Oxford, die mehrere Untersuchungen zusammengefasst hat, wies zum Beispiel nach, dass Kurse, in denen junge Menschen therapeutische Techniken wie Achtsamkeitsübungen beigebracht bekamen, in vielen Fällen die Ängstlichkeit, Depressivität oder Impulsivität nicht senkten, sondern erhöhten.

Wissenschaftler der Universität Toronto fanden heraus: Gesunde Schülerinnen und Schüler, die in einem Workshop über ADHS aufgeklärt wurden, vermuteten hinterher doppelt so oft, selbst an der Störung zu leiden, wie jene, die nicht an dem Workshop teilgenommen hatten."

(...)

Die Akzeptanz negativer Gefühle tut der Psyche gut​


Diese Entwicklung, sagt Wakefield, lasse nur noch sehr wenig Platz für nicht krankhafte Formen der Traurigkeit, des Kummers, der Angst und der Nervosität. Wer zum Beispiel sage: Ich fühle mich einsam, ich muss daran denken, dass ich sterben muss, das macht mich traurig, der dringe kaum noch durch, finde womöglich kein Gehör. Um ernst genommen zu werden, müsse man schon sagen: Ich bin depressiv, ich bin krank, sagt Wakefield. "Vielleicht sind Krankheitskategorien die einzige Möglichkeit, die wir noch haben, um unsere Not zu kommunizieren."

Wo normale Niedergeschlagenheit zur Krankheit gemacht wird, besteht umgekehrt die Gefahr, psychische Gesundheit als einen Zustand ständigen Glücks oder zumindest dauerhaften Gleichmuts zu definieren, geprägt durch die völlige Abwesenheit unangenehmer Emotionen. Nach Jerome Wakefields Ansicht "ein gänzlich unrealistischer und abnormaler Blick auf das Leben".
 
Diagnosen die Identität prägen.
Ich denk das ist das Problem + man bekommt durch die (vermeintliche) "Krankheit" Aufmerksamkeit (=Energie) von seinen Mitmenschen.

Man ist dadurch etwas besonderes, hebt sich von der Masse ab...hat immer ein Gesprächsthema..das "arme Ich" darf sich im Licht der Aufmerksamkeit suhlen..zudem ist man dann vermeintlicher Experte auf dem Gebiet und kann anderen davon erzählen/sie unterrichten..mag das Ego alles gern..

Damit möchte ich nicht sagen, dass das immer so ist oder eine bewusste Entscheidung der "kranken" Menschen wäre, aber es sind bestimmt häufig nicht zu unterschätzer Faktoren.
 
Früher hatte jemand, der was auf sich hielt, Migräne - heute sind es diverse
--intoleranzen oder Hochsensibilität.
 
Früher hatte jemand, der was auf sich hielt, Migräne - heute sind es diverse
--intoleranzen oder Hochsensibilität.
Und wer in den sozialen Medien dank robuster Gesundheit das Risiko eingeht für langweilig gehalten zu werden, der schreibt seine Gesundheit eben seiner Superdiät zu, die alle Giftstoffe vernichtet. Je nach Geschäftstätigkeit findet sich da auch etwas zum Vermarkten.
 
Ich finde ja auch dieses Labeln mit Diagnosen fürchterlich.
'Mein Kind ist depressiv.". " Oh Gott, du Arme". Nach dem Motto " das kam so, es traf es uns so-aus-dem Nichts."
Es wird einerseits mehr drüber geredet, andererseits tut jeder gerne so, als gäbe keine Ursachen mehr und keine daraus folgende soziale.Verantwortung mehr.
Ich als Mutter würde damit anders umgehen.
Immer den eigenen Mist aufkehren zuerst, ist immer eine gute Idee. Nicht, dass Eltern an der Entstehung der Depressionen immer beteiligt sind, aber oft eben doch
Und dieses Labeln und Betroffenheitsgetue des Umfeldes kehrt das gerne unter den Tisch.
 
Meine Schwester z.B. ist seit Jahrzehnten psychisch schwer krank wegen der früheren Gewalttätigkeit unseres Vaters auf allen Ebene in der Familie. Das ist auch fachlich so abgeklärt.
Statt sich ein Mal anzugucken, was er damit zu tun hat, läuft mein Vater jetzt durch die Gegend und lässt sich bemitleiden von seinem sozialen Umfeld, wel er eine psychisch kranke Tochter hat- und faselt was von Genen.
Der starke, arme alte Mann, der soviel ertragen muss.. :rolleyes:
Obwohl es natürlich zudem alle ahnen, warum es so ist..aber keiner sagt einen Ton.
 
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Ich glaube es gibt mehrere Aspekte die in dieser Thematik bedacht werden können.

Menschen neigen dazu wenn umfassend über gesundheitliche Dinge gesprochen wird für sich selbst abzugleichen, ob die Informationen auf sie selbst oder ihre Lieben zutreffen.

Auch interessant in dem Zusammenhang finde ich die Forschungsergebnisse im Bereich der transgenerationalen (oder intergenerationale) Traumatisierung.
Inzwischen lässt sich auch wissenschaftlich belegen, dass Erfahrungen und Traumata nicht nur psychologisch, sondern teilweise sogar biologisch weitergegeben werden.
Über epigenetische Veränderungen – also Anpassungen in der Genaktivität – können extreme Belastungen wie Krieg, Flucht oder Gewalt Spuren im Stresssystem hinterlassen, die an Kinder und Enkel weitergegeben werden.
Dazu kommen die familiären Muster: Schweigen, übermäßige Fürsorge, emotionale Distanz oder das Gefühl, stark sein zu müssen.
Das alles kann in späteren Generationen wirken, selbst wenn niemand mehr weiß, woher es kommt.

Und dann denke ich, dass die Jugendlichen die von 2019 bis 2023 wirklich massive Vorgaben in ihrem sozialen Strukturen und Beziehungen unter pandemischen Bedingungen erlebt haben. Ja, alle anderen ( ältere) haben das auch erlebt, dürfen aber auf mehr Lebenserfahrung zurückgreifen und verfügen damit über vielleicht auch ein Mehr an innerer Grundfeste.

Also die These " Es gibt immer mehr psychische Krankheiten, vor allem bei jungen Menschen. Das kann auch daran liegen, dass wir zu viel darüber reden – und Diagnosen die Identität prägen."
.....ist vielleicht nicht völlig falsch,aber eben auch nicht völlig richtig.

Diese Menschen fühlen sich ja wirklich schlecht, was hilft es denn das Ganze mit " Marotte" , "Fehlentwicklung", "seltsame Mode" zu labeln und den Betroffenen indirekt/direkt zu sagen:" jetzt stell Dich mal nicht so an, die Generation vor Dir musste noch viel schlimmere Dinge ertragen."
 
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