Wichtig!:
Du sprachst vorhin von "irgendeiner Wahrheit" und nicht von "allgemeingültiger Wahrheit"! Das ist für mich, in der Argumentation, ein erheblicher wichtiger Unterschied.
Erkennen und kennen, sich selbst und das eigene Verhalten, die eigenen Motivationen, Wünsche, Begierden, Intentionen, Muster, etc.....schrieb ich doch.
Unter Erkennen verstehe ich: "ist mir bekannt" oder "Klarheit über etwas erlangen" odr. Beides.
Tja, was ist dann genau diese Erkenntnis, die du hier postulierst, wenn du der Ansicht bist, dass es keine "allgemein gültige Wahrheit" gibt? Auch nur subjektiv. Ebenso wie die Erkenntnis, dass es Projektion nicht gibt. Auch wenn einige Menschen scheinbar zu dem Schluß kamen (Projektion anzweifelten und eine Studie in die Wege leiteten).
Trotzdem: es wird etwas erkannt (man/du hat/hast eine Erkenntnis), die dann als allgemeingültige Wahrheit postuliert wird. Oder?
Welches psychoanalytische Konzept? Das von Freud? Beschränkst du dich in deiner Aussage auf Freud?
Ich bin der Ansicht, dass die gesamte Psychologie allgemein ein analytisch philosophisches esoterisches Konstrukt/Konzepte und somit die darin enthaltenen Erkenntnisse nicht wirklich beweisbar sind und auch keiner allgemeingültigen Wahrheit entsprechen können. Psychologie ist sehr individuell. Damit meine ich nicht, dass bestimmte Konzepte in der Psychologie nicht bei vielen Menschen funktionieren können, aber nicht bei allen: jeder Mensch ist ein "Kosmos" mit eigenen Regeln, sehr individuell und somit psychologisch nur sehr individuell "behandelbar". Außerdem gehe ich mit dir nicht konform, dass das gesamte psychoanalytische Konzept widerlegt wurde, denn somit müßte jede Aussage und Zuordnung, die Jung, Fromm, Freud und etc. getätigt haben, widerlegt sein. Isses aber nicht. Es gibt ja nicht nur Freud. Dann noch: mir sagt das analytische Konzept sehr zu (da ich selbst eine analytische Persönlichkeit bin) und hat mir in vielen "Dingen" geholfen (ich beschränke analytische Psychologie nicht auf Freuds Postulate).
Zu Freud: Ich kenne einige seiner Konzepte und Postulate, die widerlegt wurden und mit einigen davon gehe ich auch nicht konform (er schob mir zuviel auf die sexuallisierte Triebebene und seine Aussagen muten zuweilen sehr kurzsichtig).
Im Grunde sind deine und meine Ansicht sehr ähnlich aber nicht gleich.
Das ist die Definition von Psychologie:
Psychologie (
gr. ψυχή
psyché ‚Hauch‘, ‚Seele‘, ‚Gemüt‘ und
-logie als Lehre bzw. Wissenschaft)
[1] oder veraltend Seelenkunde
[2] ist eine
empirische Wissenschaft. Sie beschreibt und erklärt das
Erleben und
Verhalten des Menschen, seine Entwicklung im Laufe des Lebens und alle dafür maßgeblichen inneren und äußeren Ursachen und Bedingungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Psychologie
Dieser Themenbereich befaßt sich ausschließlich damit, wie Menschen denken, fühlen, wahrnehmen, motiviert und demotiviert werden, lernen, sich entwickeln usw.
Das kann man alles wunderbar erforschen und beweisen.
Psychopathologie ist ein anderer Bereich:
Der Begriff
Psychopathologie (von ψυχή psyché „Hauch“, „Seele“, „Gemüt“ und πάθος, páthos „Leiden[schaft], Sucht, Pathos“ und logos „Wort, Vernunft, Sinn, Lehre“) bedeutet: die Lehre von den psychischen Erkrankungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Psychopathologie
Psychotherapie ist wieder etwas anders:
Psychotherapie (von
griechisch ψυχή
psychḗ ‚Atem, Hauch, Seele‘ und θεραπεύειν
therapeúein ‚pflegen, sorgen‘) ist eine Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder Linderung von
psychischen Störungen mit Krankheitswert. Davon zu unterscheiden ist die
Beratende Psychologie, die sich mit allgemeinen Problemen der Lebensführung befasst.
https://de.wikipedia.org/wiki/Psychotherapie
Aber vielleicht bezogst du dich auf das hier?
Die
klinische Psychologie gilt als Teildisziplin der
angewandten Psychologie, die biologische, soziale, entwicklungs- und verhaltensbezogene sowie kognitive und emotionale Grundlagen
psychischer Störungen sowie Auswirkungen dieser Störungen und anderer Erkrankungen (z. B. neurologische Störungen, Krebs, chronische Herzleiden uvm.) auf das Erleben und Verhalten
wissenschaftlich untersucht. Ursprünglich handelte es sich um die psychologischen Methoden der Diagnostik und Therapie, soweit sie im Rahmen der Klinik bzw. der Krankenhausbehandlung anwendbar sind - um die Arbeit von Diplom-Psychologen in Kliniken und auch heilpädagogischen Einrichtungen.
[1] Zur Klinischen Psychologie zählen die
medizinische Psychologie und die
Neuropsychologie.
https://de.wikipedia.org/wiki/Klinische_Psychologie
Alle diese Disziplinen haben gemeinsam, dass sie auf wissenschaftlicher Forschung basieren.
Dazu benötigt man Methoden.
hier z.B. zusammengefaßt:
http://www.psychologie.uni-kiel.de/arbeitseinheiten_methoden.html
Nun zu Freud:
Wenn man bedenkt, wie alt seine Ideen sind und in welchem historischen Kontext sie entstanden sind (es gab kaum Forschung, keine Lobby, kaum "Vorstreiter), dann sind sie beeindruckend.
Er entwickelte quasi "aus der hohlen Hand" ein in sich schlüssiges Konzept mit Basistheorie (ich, es über-ich), Phasenlehre und Abwehrmechanismen (wozu die Projektion gehört).
Auffallend ist, dass sich die Psychologiestudenten (und nicht nur die) da ganz schnell hineindenken können, es wirkt ad hoc so "plausibel"- es paßt immer, macht Spaß in der Anwendung und man kann kaum Fehler machen ... .
Beweisbar ist es nicht, es ist in größten Teilen widerlegt.
Nach Freud ist ein Patient "geheilt", sobald er die Ursache seines Leidens entdeckt hat - und das ist heute absolut widerlegt, denn: es gibt nicht DIE URSACHE.
Ich schrieb anfangs schon, dass neuere (erforschte und anerkannte) Therapieverfahren quasi "das Gegenteil" davon sind - Ursachen spielen in den allermeisten Fällen (es gibt Ausnahmen, z.B. bei eienem expliziten Trauma) überhaupt keine Rolle, sie ändern sich monatlich bis stündlich, je nach Verfassung und Sichtweise des Betroffenen, oft wird man sie nie ausmachen können.
Man weiß heute, dass es nur eine PERSÖNLICHE, aber keine ALLGEMEINGÜLTIGE Wahrheit gibt, die man subjektiv erkennen kann - so etwas wie "Selbsterkenntnis" mag ein nettes und vor allem zeitfüllendes Hobby sein, mehr aber auch nicht (und es ist ist nicht ungefährlich, weil man auch sich selbst damit arg begrenzen kann).
Du kannst hier auf den letzten Seiten gut beobachten, was mit dem Begriff Projektion passiert - macht das irgendeinen Sinn???
Jung, Fromm, Adler usw. kommen im Psychologiestudium nicht vor und Freud wird mit einem gewissen Lächeln kurz der historischen Vollständigkeit halber abgehandelt - all diese Leute spielen bei der wissenschaftlichen Psychologie keinerlei Rolle.