Projektion gibt es nicht?

  • Ersteller Ersteller SPIRIT1964
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Ja, schon klar, aber Projektion auf andere bedeutet doch meist, die eigenen Fehler nicht erkennen zu wollen.

Man kann ebenso die eigenen Stärken auf andere projizieren. Wenn ich ein Mensch bin, der meint sich nicht so gut durchsetzen zu können, suche ich mir einen Partner, der dies kann, in der Erwartung, dass dieser mir das "sich Durchsetzen" abnimmt. Das Problem ist nur, dass eben dieser durchsetzungs-starke Partner andauernd genervt ist, weil er den anderen immer hinterherziehen oder beschützen muss und sich eigentlich wünscht, dass der andere mal selber in die Puschen kommt.
Somit wird nicht ein "Fehler" in den anderen projiziert, sondern die eigene Stärke, die man sich selbst nicht zugesteht.

Vor allem beim Verliebtsein sind es ja die Stärken des anderen die idealisiert werden, ob sie nun vorhanden sind oder nur Wunschvorstellung, wobei die Fehler des anderen meist erstmal nicht wahrgenommen werden und mit der Zeit erst zutage treten und so langsam alle Illusionen und Projektionen zerstören.
Das Problem liegt ja dann aber nicht am Partner, sondern an meiner eigenen Unfähigkeit zwischen Wunsch und Realität zu unterscheiden.
 
Ich formuliere es daher noch mal ganz allgemein:

Wenn jemand sich in einer gewissen Art und Weise verhält, dann ist es nur natürlich zu versuchen, sich das Verhalten des Betreffenden zu erklären. Auch wenn man sein eigenes Verhalten verstehen möchte, ist es nur natürlich sich selbst zu hinterfragen.
In diese Überlegungen und Erklärungsversuche können verschiedene Konzepte einfließen. Ein Konzept wäre zum Beispiel das freudsche Konzept der Projektion. Im Alltag ist es den meisten Menschen auch nicht wichtig, ob solche Konzepte widerlegt sind oder nicht. Es wird verwendet und gut ist. Was man aber dennoch kritisieren kann, ist der Gebrauch (bzw. Missbrauch) solcher Konzepte.


Wie du, @Cayden, noch mal richtig hervorgehoben hast, können, laut Freuds Konzept der Projektion, auch komplexe unbewusste Problematiken projiziert werden. Das heißt aber auch, dass die Ergebnisse der Überlegungen und Erklärungsversuche des Verhaltens seiner Mitmenschen auf der Basis dieses Konzeptes umso anmaßender sein können.

Ich mache jetzt noch mal den letzten Versuch, anhand eines Beispiels zu verdeutlichen, worauf meine Kritik abzielt:


Achtung! → Es handelt sich um ein fiktives Beispiel!


Angenommen ich hätte eine Nachbarin, die ihrem Hund Schokolade füttert. Sie weiß dabei aber nicht, dass Schokolade für Hunde gefährlich ist und sie ihren Hund im schlimmsten Falle sogar töten könnte. Im Gegenteil, sie hat von einer anderen Nachbarin gehört, dass der Hund dadurch ein schönes Fell bekäme.

Nehmen wir weiter an, dass ich bei jeder Begegnung sehe, wie sie ihrem Hund Schokolade füttert. Jedes mal weise ich sie freundlich darauf hin, welcher Gefahr sie ihren Hund aussetzt. Aber jedes mal ist sie unempfänglich für meine Warnhinweise und beruft sich auf die Nachbarin, die ihr gesagt hat, der Hund bekäme dadurch ein schönes Fell.

Kurze Zeit später fangen weitere 5 Nachbarn an, ihren Hunden Schokolade zu füttern. Auch sie kennen die Gefahr nicht, welche sie ihrem Hund dabei aussetzen. Immer wenn ich ihnen begegne, weise ich sie darauf hin. Ich gebe einfach die Hoffnung nicht auf, dass ich sie durch rationale Argumente von ihrem Irrglauben abbringen kann.
Ich sammle Zeitungsartikel, drucke entsprechende Fachartikel aus dem Internet aus usw...

Es dauert nicht lange, bis mein Verhalten die Nachbarn anfängt zu stören. Eine Nachbarin ist mit Freuds Konzept der Projektion vertraut und erklärt auf einer Versammlung allen Anwesenden, dass sie Verständnis für mein Verhalten aufbringen müssen, da es davon zeugt, dass ich ein komplexes unbewusstes Problem auf sie alle projizieren würde.
Irgendwann habe ich ich ihr mal auf einem gemeinsamen Rundgang mit den Hunden erzählt, dass in meiner Kindheit 4 Hunde meines Opas vergiftet wurden.

„Ja, stellt euch vor, vier Hunde auf einmal und sie war erst 10 Jahre alt!“

Alle sind sich einig, dass dieses Erlebnis ganz bestimmt unglaublich traumatisch für mich gewesen sein muss und ich deswegen heute so nachdrücklich vor der Gefahr einer tödlichen Vergiftung warne. „Aber seht doch“, sagt diese Nachbarin, „unsere Hunde haben alle ein schönes glänzendes Fell und leben noch!“

Nach dieser Versammlung fangen die Nachbarn an, gegen meine vorgebrachten Argumente nicht mehr mit Gegenargumenten zu reagieren, sondern drücken mir ihr tief empfundenes Mitleid aus, weil sie ja wissen welch traumatisches Erlebnis ich in meiner Kindheit durchmachen musste.

Ich bestätige dann zwar, dass es schon stimmt, dass 4 Hunde meines Opas vergiftet wurden, weise aber ausdrücklich darauf hin, dies hätte nichts mit ihren Hunden zu tun. Das Erlebnis liegt lange hinter mir und ich habe selbst einen Hund, mit dem ich ganz normal umgehen kann, ohne ständig Angst davor zu haben, dass er vergiftet wird oder ich ihn unabsichtlich selbst vergifte.

Daraufhin werde ich gefragt, ob ich denn jetzt also doch meinen Hund mit Schokolade füttern würde, wenn ich so normal mit ihm umgehen könne. Natürlich verneine ich das und nutze die Gelegenheit noch mal auf die Gefahren hinzuweisen. „Sehen Sie“, meint daraufhin meine Gesprächspartnerin, „offensichtlich projizieren Sie Ihr Problem aus der Kindheit auf uns alle.“
Ich bestreite das, und werde sofort darauf hingewiesen, dass es mir nur nicht bewusst ist, sich aber alle Nachbarn darüber einig sind, dass es so sein muss. Warum sonst sollte ich so hartnäckig gegen das Verfüttern von Schokolade argumentieren?

Kein Gespräch mit den Nachbarn macht mehr Sinn. Ich werde sofort abgewürgt und darauf hingewiesen, dass das alles nicht deren Problem ist, sondern dass ich ein mir unbewusstes komplexes Problem auf sie alle projiziere.


Wenige Wochen später ist der ganze Straßenzug in Trauer, denn 20 Hunde sind innerhalb kürzester Zeit gestorben.



Mögliches positives Ende des Beispiels:


Man sieht endlich ein, dass ich Recht hatte und glaubt mir nun, dass das Verfüttern von Schokolade einen Hund töten kann.


Mögliches negatives Ende des Beispiels:


Man führt das Massensterben der Hunde darauf zurück, dass irgendjemand Giftköder in der Gegend verteilt haben muss. Im schlimmsten Falle beschuldigt man mich und wird sich darüber einig, dass ich eine Hundemörderin bin und weggesperrt gehöre. Alle meine Beteuerungen, dass ich damit nichts zu tun habe und die Schokolade ihre Hunde umgebracht hat, werden nicht geglaubt. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass ich nicht nur projiziere, sondern auch noch alles dafür getan habe, damit man mir glaubt und dabei sogar über Leichen gegangen bin.



Kommentar zum eben geschilderten Beispiel:

Jaahaaa....es ist überzogen. :D

Aber es ist nicht undenkbar...


Was ich zeigen wollte ist, dass irgendwann kein Gespräch mehr möglich ist, wenn man nur noch hört, dass man projiziert. Alle rationalen Fakten werden einfach übergangen, man schaut auf das Gegenüber herunter und ist sich mehr als sicher, dass man richtig erkannt hat, warum jemand scheinbar so verbissen auf etwas hinweisen möchte.Wendet man Freuds Konzept der Projektion an, um mein Verhalten zu erklären, dann hat man ganz leicht ein Totschlagargument zur Verfügung, dass meine Aufklärungsversuche getrieben erscheinen lässt und man mich somit nicht ernst nehmen muss. Hat alles mit mir selbst zu tun, nichts mit der Tatsache, dass Schokolade wirklich Hunde tötet.

Meine mögliche Motivation, so hartnäckig an meiner Warnung vor dem Verfüttern von Schokolade zu warnen, kann sich aus unendlich vielen Dingen zusammensetzen. Mit einem Trauma oder sonstwas muss es nicht zwangsläufig etwas zu tun haben. Was man aber macht, ist mir zu unterstellen ich hätte ein Trauma. Das ist mehr als anmaßend, zumindest würde ich persönlich das als anmaßend empfinden.

Was mir an der Geschichte auffällt ist, dass irgendwie alle anderen hundsdumm sind und nur du die mit dem Plan bist und je mehr du versuchst gescheiter zu sein und sie zu überzeugen, umso dümmer werden die anderen. Und irgendwie geht es ausschließlich darum "recht zu haben" oder "recht zu bekommen".
Hach was mir dazu jetzt alles einfallen würde... ^^

Nunja jedenfalls hast du eine Menge Phantasie. ;)
Das Beispiel ist für mich nicht nur überzogen, sondern absolut unrealistisch.
Zuerst einmal ist es nicht mein Bier, ob meine Nachbarin ihren Hund mit Schoki zu Tode füttert und zum zweiten sollte ich mal meine Motivation überprüfen, wenn ich andauernd versuche vor den Türen meiner Nachbarn zu kehren, anstatt vor meiner eigenen.
Sehr auffallend an deinen Beispielen ist auch die Tatsache, dass für die Hauptpersonen immer nur die anderen projizieren. ;)

LG
 
Zuerst einmal ist es nicht mein Bier, ob meine Nachbarin ihren Hund mit Schoki zu Tode füttert und zum zweiten sollte ich mal meine Motivation überprüfen,

ich hab das mal rausgenommen denn da fällt mir grad eine Geschichte ein.
Ich glaub meine Phantasie ist heut recht groß :)

-"""ich und Zimmer wandern aus und ziehen in die schönen schweizer Berge, jeder hat nun ein kleines Häuschen auf einer Alm und wir grüßen uns regelmäßig und freundlich.
da Zimmer ein sehr tierlieber Mensch ist hat er zwei Hundewelpen geschenkt bekommen und gibt mir einen ab.
Sie spielen gemeinsam in den Blumenwiesen und fühlen sich pudelwohl.
Doch sie wurden rascher älter und drum wurde es zeit mir über meinen Sonntagsbraten Gedanken zu machen.
Das fiel mir leicht, ja ich nahm *meinen Hund.

Seitdem spricht Zimmer nicht mehr mit mir und ich weiß nicht warum?-"""

es mag vielleicht makaber klingen und viele werden sich jetzt aufregen wie ich nur soetwas denken könnt, aber in der schweiz ist dies noch erlaubt.
 
ich hab das mal rausgenommen denn da fällt mir grad eine Geschichte ein.
Ich glaub meine Phantasie ist heut recht groß :)

-"""ich und Zimmer wandern aus und ziehen in die schönen schweizer Berge, jeder hat nun ein kleines Häuschen auf einer Alm und wir grüßen uns regelmäßig und freundlich.
da Zimmer ein sehr tierlieber Mensch ist hat er zwei Hundewelpen geschenkt bekommen und gibt mir einen ab.
Sie spielen gemeinsam in den Blumenwiesen und fühlen sich pudelwohl.
Doch sie wurden rascher älter und drum wurde es zeit mir über meinen Sonntagsbraten Gedanken zu machen.
Das fiel mir leicht, ja ich nahm *meinen Hund.

Seitdem spricht Zimmer nicht mehr mit mir und ich weiß nicht warum?-"""

es mag vielleicht makaber klingen und viele werden sich jetzt aufregen wie ich nur soetwas denken könnt, aber in der schweiz ist dies noch erlaubt.

Omg flimm, wie makaber ist das denn? ^^
Und du weißt wirklich nicht warum Zimmer nicht mehr mit dir spricht? ^^
 
Omg flimm, wie makaber ist das denn? ^^
Und du weißt wirklich nicht warum Zimmer nicht mehr mit dir spricht? ^^

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mal ehrlich, wo ist der Unterschied zwischen einem Hund und einem, im Stall lebenden Nutztieres.?...Hühnchen, Schweinchen, Kälbchen usw...oder Rehe, Hasen, Igel....

...
 
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Jeder hat selektiv wahrgenommen, mehr nicht.

Nun könnte man auch daherkommen und postulieren, dass der eine verdrängt, der nächste verleugnet hat, wieder ein weiterer projiziert hat (die Abwehrmechanismen rauf und runter, - die Persönlichkeitsstuktur, die persönliche berufliche Situation, die persönliche Historie, die familiäre Situation, individuelle Motivationsaspekte, Mißerfolgs- bzw. Erfolgsmotivierung usw. einbeziehend), aber das bringt nichts außer vielleicht eine gewisse persönliche Befriedigung.

Und woraus besteht denn die selektive Wahrnehmung?
 
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