Hallo Undine,
...Der springende Punkt aber ist, ich arbeite seit mehreren Jahren spirituell, lege Karten usw. Seit Ende 2006 war mir endgültig klar, dass dies mehr als ein Hobby ist und will seitdem mich mehr dieser Arbeit widmen. Dazu wollte ich mich immer weiterbilden, was aber ohne finanzielle Mittel schwierig ist. Und deshalb brauche ich einfach eine Arbeit, die mir diesen finanziellen Rahmen bietet. Ich habe auch schon zwischenzeitlich bei einer anderen Firma gearbeitet, aber das war mehr Ausbeutung als ein Arbeitsverhältnis.
Ich sehe in Deinen Worten eine große Diskrepanz: Wenn du Deine spirituelle Arbeit (weiß ja nicht, was das für Dich genau ist) und Deine persönliche Weiterentwicklung/Weiterbildung von finanziellen Mitteln abhängig machst, dann kommst Du in das eine Feld nicht rein, weil Du aus dem anderen nicht rauskommst. Aber Du musst ja aus dem einen gar nicht raus, um in das andere reinzukommen. Es geht auch beides nur sehe ich das so:
Kurz gesagt: Wenn Du Deine Einstellung zum Gelderwerb nicht veränderst und verstehst, dass auch der Bereich Finanzen "spirituell" erfasst werden und ins Leben integriert werden kann, dann fürchte ich, dass Dir ein ganz elementerer Erkenntnis-Baustein fehlt.
Du sagst, Du legst Karten. Was würdest Du denn jemandem, dem Du die Karten legst oder deutest sagen, wenn er mit den gleichen Sorgen wie Deinen - Gelderwerb, zwischenmenschliche Enttäuschungen im Beruf, viel gearbeitet, aber wenig Früchte, wenig bis keine Anerkennung, Mobbing usw.. ankommt?
Ich war immer der Meinung dass man für seine Ehrlichkeit, Loyalität und seinen Fleiß einmal belohnt wird in der Arbeit, aber ich musste feststellen, dass Vitamin B weit wichtiger ist. Das enttäuscht mich so sehr....
Beinahe jeder Idealist und jeder, der helfend, heilend und von mir aus nehme ich das Wort "spirituell", arbeiten möchte, fällt irgendwann mal in diese Falle.
Enttäuschung ist wichtig, um der Selbsttäuschung auf die Spur zu kommen.
Auch wenn andere unloyal, unehrlich und Vetterles-bewirtschaftet arbeiten (was faktisch auch viele tun) - wenn Du die Menschen liebst und Dich auf diese Art der Arbeit einlassen möchtest, dann ist es unerlässlich, erstmal diese Enttäuschungen abzuarbeiten, aufzuarbeiten, Dich von diesen Erfahrungen abzugrenzen - in dem Maße, dass Du erkennst, dass Du weder auch so zu sein brauchst wie diese Menschen, die Dir unehrlich und unloyal begegnen, noch Dich über sie aufzuregen oder gar über sie zu erheben brauchst.
Dabei aber eben auch verstehst, dass Du kein Recht darauf hast, dieses von Dir gewünschte Verhalten von anderen zu verlangen oder zu erwarten. Es wird immer Leute geben, die ihre Ziele auf eine Art erreichen, die Deinen persönlichen Vorstellungen von - ich nenn's mal: Menschlichkeit, entgegen laufen. Aber warum sich mit sowas aufhalten? Diese Menschen sind es nicht, die Deine Aufmerksamkeit brauchen. Sobald Du Dir und Deiner Rolle mehr Aufmerksamkeit schenkst, wird Dir auch klarer, welche Rollen die anderen haben.
Mir geht es hier auch nicht um finanziellen Reichtum, ich brauche keine Millionen, ich wäre schon glücklich, wenn ich mal einen Monat nicht immer rechnen müsste, was ich mir noch leisten kann und was nicht mehr.
...heißt, Du bist jetzt unglücklich, weil Du rechnen musst? Dann höre doch mal auf zu rechnen und beobachte Dich ganz genau, ob Du dann wirklich glücklicher wärst.
Im Grunde kommt durch, dass Du die Zeitdauer von etwas wissen möchtest das Du noch nicht richtig beschreiben kannst - denn um den Job als solchen geht es nicht - das behaupte ich jetzt einfach mal.
Und der Clou dabei: wenn ES soweit ist, dann kam es und ist dann einfach da, egal, ob Du wusstest, wie lange es gedauert hat/hätte und Du wirst dann (mit einem lachenden und einem weinenden Auge) Dinge sagen wie
"ach, wenn ich das gewusst hätte" oder
"dass es so kommen würde, das hätte ich jetzt nicht erwartet" oder
"vor 2 Jahren noch, da sah das noch ganz anders aus" oder
"wie hätte ich ahnen können, dass sich die Dinge so entwickeln" oder auch
"ich wusste es doch schon vorher, dass es so kommen würde, warum habe ich es nicht gesehen" etc...
..und so wird es weiter gehen, mit jedem neuen Thema, das sich Dir im Leben eröffnet und Du wirst mehr und mehr feststellen, dass es keinen anderen Moment gibt als den jetzigen und dieser wird aus Deinen Erinnerungen und Deinen Zukunftsvorstellung gespeist und natürlich aus Deinem Handeln im Moment. Die gute Nachricht: wenn Du dem Leben vertrauen schenkst und Dein Herz für die Dinge jenseits Deines Sicherheitsstrebens öffnest, und damit dieses Leben als begrenzten Zeitraum Deiner Existenz und als großes Geschenk anerkennst, dann wird es ruhiger in Dir.
Soweit fürs Erste. Bin noch etwas benommen, mich hats voll erwischt. Erkältung...
Gute Besserung - der Süden schnieft auch

Martina