An der Evolutionstheorie scheiden sich noch immer die Geister. Ich sehe das prinzipielle Problem dort, dass die Evolutionstheorie in ihrer Hardcorevariante eine gänzlich unromantische, brutale und ohne jegliche Liebe auskommende Erklärung des Lebens auf unserem Planeten abgibt. Andere fühlen sich durch die Theorie angegriffen, weil ihr religiöses Weltbild dadurch ins Wanken gerät. Komischerweise neigen dann diejenigen, die eine romantischere Geschichte befürworten, nicht selten dazu, die Evolutionstheorie vehement zu bekämpfen und kommen dadurch ihrerseits aus der Liebe heraus.
Das derzeitige Paradigma lautet in der Wissenschaft: Irgendwann hat sich an einem Ort Atome durch Zufall (ich nenne den Zufall gerne den Gott der Wissenschaft, weil die Menschen dazu neigen, alles, was sie nicht erklären können, mit Gott zu erklären und die Wissenschaft hat Gott einfach durch den Zufall getauscht) so angeordnet hat, dass diese Materie zu leben begonnen hat. Die Zelle pflanzte sich fort, bis es irgendwann zu einer Missbildung kam und sich zwei Zellen nicht richtig teilen wollten (durch Zufall). Das neue zweizellige Wesen hatte diverse Vorteile gegenüber den anderen (etwa schnellere Fortbewegung) und so wurde die Kette dann in Gang gesetzt. Immer, wenn es zu einer Mutation kam, war der Zufall im Spiel und irgendwann kam halt der Mensch da raus. Ganz ohne Gott, ganz ohne irgendwelche Designpläne, einfach aus dem Zufall heruas. Ziemlich unromantisch, oder? So in etwa ist jedoch der derzeitige stand der forschung.
Nichtsdestotrotz tun sich Fragen auf: Wie kommt es, dass in einer Welt, in der nur der stärkere überleben soll, der Mensch plötzlich Gefühle wie Liebe entwickelt? das wäre aus Sicht um den Überlebenskampf eine komplette Fehlentwicklung. Und noch mehr: Wie kommt Materie dazu, sich so anzuordnen, dass sie über sich selbst anfängt nachzudenken? Und wo wäre hier der evolutionäre Sinn? Wir sollten doch dann draußen ums Überleben kämpfen und nicht hier im Forum über die entstehung des Lebens nachdenken. Dann kommen Berichte von Nahtoderfahrungen und und und...Themen wie "wie kommt unser erleben zu Stande" will ich gar nicht erst anschneiden.
Nun denn, die Wissenschaft kann derzeit einige wichtige Fragen unserer Existenz, die mit der Evolutionstheorie zusammenhängen, noch nicht ganz beantworten. Andererseits ist der Kreationismus im streng biblischen Sinne für mich auch keine vernünftige Erklärung. Die wissenschaft hat sich nur in eine Sackgasse manövriert: Die wenigsten Wissenschaftler wollen zurück zu einem Bild, in dem Geist und seele eine Rolle spielen. Ich erinnere mich häufig an den Typen in einem Youtube-Video über Nahtoderfahrungen, der meinte: "Wir wollen doch nicht wieder denken wie unsere Vorfahren!" Dass vielleicht doch ein bisschen was dran sein könnte, dass die Materie sich nicht selbst ordnet, kam für den Typen überhaupt nicht in Frage.
Ich wäre für einen Kompromiss: Ich denke, niemand wird mehr bezweifeln können, dass es schon eine lange Evolutionsgeschichte auf dem Weg zum Menschen gegeben hat. Allerdings sehe ich hinter der Evolution eher einen kosmischen Plan als einen riesigen Zufall. Wenn der Geist die Materie steuert, wäre es kein Geheimnis mehr, wie sich die ersten Zellen gebildet haben konnten.
Eine ganz andere Problematik sehe ich bei der Version der Hardcore-Evolutionstheorie noch: Auch wenn es sicherlich von keinem beabsichtigt war, würde sie eine Legitimation für Verbrechen, Ellbogengesellschaften und Ungerechtigkeiten geben, indem sie diejenigen, die das Unrecht begehen, einfach als die Stärkeren darstellt und die anderen Verlierer der Evolution wären. Gerade unsere Eliten würde das sicher freuen: Die Evolutionstheorie ist ja schon toll, wenn man selbst auf der Gewinnerseite steht; auch wenn unsere heutige Gesellschaft kaum mehr ein Kampf ums Überleben ist, sondern Werte zählen, die mit diesem gar nichts mehr zu tun haben.
Das Problem mit dem Plan ist halt nur dasselbe wie mit dem Geist, der die Materie steuert: Empirisch lässt sich das alles nicht beweisen, die Methodenproblematik der wissenschaft schlägt wieder zu. Und so sagt die Mehrzahl der wissenschaftler halt:"Wir können zwar einige Dinge noch nicht erklären, aber irgendwann werden wir es schon, deshalb halten wir an dem Paradigma fest." Lustigerweise ist dies genau das argument, das einst die Kirche gegen die Wissenschaft ins Feld geführt hatte...