Gestern war ich zum ersten mal in der psychotherapeutischen Gruppe. Natürlich unterliege ich als Teilnehmer ebenso der Schweigepflicht über interne Geschehnisse wie die anderen Teilnehmer oder der Gruppenleiter, doch soviel darf ich sagen: Ich bereue es nicht, mal aus einem anderen Grund außer Haus gegangen zu sein, als zum Einkaufen, Amtswege zu erledigen oder ins Wirtshaus zum saufen.
Dann hat mich ein Kumpel abgeholt, wir sind zu mir und haben bis 4 Uhr früh gequasselt. Um 7 stand der Rauchfangkehrer vor der Tür und ich bin froh, dass er seine Arbeit sauber erledigt hat.
Draußen scheint die Sonne. Ich setz mich aufs Rad und fahr zu meiner Ex zum essen. Sie hat immer ein Zuviel im Kühlschrank, weil sie den Überfluss ihrer Nachbarn abfängt. Da sie selbst kein Fleisch isst, opfere ich mich gerne. Besser, die Leichenteile landen in meinem Magen, als im Müll.
Ich schalte den Fernseher ein. Ein Bericht über einen Schweizer Heroinabhängigen, der bei einem gewissen
Dr. Zobin eine Rosskur absolviert hat. Die Methode ist umstritten und wird von den hiesigen Suchtexperten mit Skepsis betrachtet, da man im Falle eines Rückfalles mit hoher Wahrscheinlichkeit des Todes ist. Atemlähmung.
Der Patient wird mit Elektromagnetischen Wellen und einem Serum (?) in eine Art Trance versetzt, während der ihm mit einem anderen Serum (?) die entsprechenden Suchtmittel-Rezeptoren (In dem Fall Heroin) versiegelt werden. Abschließend wird die Therapie auf ihren Erfolg hin überprüft indem der Patient mit einer niedrigen Dosis seiner Suchdroge in Todesnähe geführt wird. Setzt die Atemlähmung ein, war die Behandlung erfolgreich. Dann wird er zurückgeholt und verlässt die Klinik quasi suchtbefreit. Nun muss er sich der Aufgabe stellen, sein Leben ohne Droge zu meistern und den Müllhaufen, den er im Laufe seiner Sucht angerichtet hat, abzutragen. Es ist eine sehr gefährliche Methode, aber nicht uninteressant.
Dieser Dr. Zobin hat dem Patienten für die Zeit danach drei Punkte dringlichst ans Herz gelegt:
- Meide dein altes Umfeld
- Such dir eine Arbeit (eine Aufgabe)
- Treibe Sport
Auch für Alkoholiker anwendbar. Zum Glück hab ich nicht mehr genug Geld, sonst würde ich mich vielleicht gleich anmelden. Aber es muss auch so gehen.
Die Zeit wird meine Rezeptoren versiegeln.