Man mag dieses Verfahren ungerecht oder bescheuert finden, aber ist ein Autorennen fair, in dem zwar beide Teilnehmer in gleich schnellen Fahrzeugen sitzen, der eine aber mit drei Runden Vorsprung startet? Frauen waren und sind in allen möglichen gesellschaftlichen Bereichen benachteiligt, ganz egal, wo man hinschaut. Da finde ich es absolut legitim, ihnen bei Wahlverfahren ein paar PS mehr zuzugestehen. Wenn du bessere Vorschläge hast, um die männliche Dominanz in den Parlamenten aufzubrechen, dann nur her damit.
Haben Frauen nur ein halbes Wahlrecht? In Bezug auf passives Wahlrecht gibt es auch keinen Unterschied.
Natürlich halte ich es auch für demokratisch legitim einer Partei nicht vorzuschreiben, welche Kandidaten sie aufzustellen haben. Insofern kann eine Partei auch an der Spitze immer eine Frau bzw. einen Mann aufstellen, weil sie das für richtig halten. Mich erinnert dass aber auch an "Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher." Die Frau wird hier bevorzugt, weil sei eine Frau ist. Das ist nicht fairer als umgekehrt, logischerweise, was bedeutet, dass Männer bei den Grünen nicht gleichberechtigt sind. Wie gesagt bin ich gegen eine Einmischung in das Recht der Parteien beliebige Leute aufzustellen, aber genauso wie Frauen (und Männer) an der Wahlurne eine Partei ablehnen können, die zu wenig Frauen aufstellt, können Männer (und Frauen) eine Partei ablehnen, bei der Kompetenz nicht das wichtigste Kriterium für einen Kanzlerkandidaten ist, und wo man (und frau) befürchten muss, dass sie das auch gesellschaftlich so durchsetzen wollen.
Wegen höherer Lebenserwartung gibt es mehr wahlberechtigte Frauen als Männer in Deutschland. Wenn dieses Thema ihnen so wichtig wäre, würden in den Parlamenten genauso viele Frauen sitzen. Wer es anders haben will, soll eben Frauen (und Männer) in der Bevölkerung davon überzeugen im Wahlkampf. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass viele Frauen keine Quoten wollen, denn das delegitimiert ihren Erfolg natürlich, wenn das Geburtsgeschlecht und keine Leistung eine entscheidende Rolle spielte.
Zuletzt denkst du wohl komplett vom Ausgang her. Aber es kann gut sein, dass Frauen nicht in gleicher Weise nach Macht streben, und fehlende Parität nicht demonstriert, dass sie diskriminiert wurden. Wenn weniger Frauen Führungspositionen in der Politik wollen kann folglich auch der Talentpool kleiner sein.
Rechtsradikale vermuten auch eine Verschwörung wenn Juden mehr Nobelpreise gewinnen, aber egal was man von Intelligenztests hält, ist es auch in Bezug darauf so, dass diese dort besser abschneiden. Mag schlicht sein, dass es einfach das Ergebnis von biologischen Fakten ist, auch weil es sehr viel realistischer ist, dass gerade Juden diskriminiert werden/wurden. In unserem Thema ist es natürlich so, dass Diskriminierung als Ursache wahrscheinlicher ist.
Aber selbst wenn Männer eher nach Macht streben würden, könnten Frauen das problemlos ausgleichen, wenn sie sich an der Wahlurne entsprechend verhalten. Ist auch legitim, wenn Frauen durch Frauen repräsentiert werden wollen, egal ob sie genauso nach Macht streben oder nicht. Aber ob sie das wollen ist ihre Sache.
Und wir haben auch seit 16 Jahren einen weiblichen Kanzler. Ich persönlich bin für gleiche Chancen und keine politisch korrekten Gesetze und Regularien, die auf der einen Seite gerade unfair sind, und auf der anderen Seite weiblichen Erfolg delegitimieren, weil dieser nicht durch Kompetenz zustande kam.
P.S: Mich würde es nicht einmal stören, bzw. ich finde es sogar leicht positiv, wenn die Listen ein "ABBAABBAABBAA..." System verwenden würden, aber wenn diese nicht gleichberechtigt ist, was bedeutet, dass A sowohl männlich als auch weiblich sein kann, dann ändert sich meine Position dazu ins komplette Gegenteil um. Entweder man stellt nach Leistung auf, oder man ist tatsächlich fair und nicht "politisch korrekt", inklusive indirekter Vermutung, dass es mit Männern ein Problem gibt.