Nach meiner Erfahrung gibt es kaum einen Gedanken, der nicht schon einmal gedacht wurde. Wie also möchte jemand garantieren, er hätte dies oder jenes erstmalig gedacht?
Eventuell sollte man ja einmal darüber nachdenken, diesen überkommenen Zopf der Reputation einfach abzuschaffen? Meine Wahlentscheidung hängt jedenfalls nicht von einem Titel ab, sondern vom Wollen und Tun einer Persönlichkeit.
Merlin
Es geht nicht darum etwas erstmalig gedacht zu haben. Politische Konzepte haben immer auch Vordenker und das Aktuelle baut immer auf sehr viel Geschichte auf. Dennoch denkt jede Person letztlich einzigartig, absolut individuell.
Stell Dir mal vor Du und ich würden super lange über bestimmte politische Themen sprechen und dann irgendetwas finden bei dem wir uns nahezu 100% einig sind oder zu sein scheinen. Dann schreiben wir beide einen Aufsatz darüber, wegen mir auch durchaus mit Rückgriff auf Zitate anderer (Studien oder ähnliche politische Positionen anderer etc.). Die Resultate, also unsere Aufsätze, werden sich als sehr unterschiedlich herausstellen. Wir formulieren unterschiedlich, wir interpretieren unterschiedlich, wir legen unterschiedliche Gewichtungen an, unsere unterschiedlichen Charaktere würden sich zeigen.
Und wenn Du und/oder ich zudem in einem politischen Wettkampf stünden, dann wären genau diese Unterschiede interessant für potentielle Wähler, denn letztlich geht es sowieso nicht nur um das "was" oder um irgendwelche Formeln die es schon gibt. Es geht auch um die Frage der Umsetzung und Persönlichkeit und letztlich ein möglichst stimmiges Gesamtbild.
Das Problem der Grünen generell ist aus meiner Sicht: Auf mich wirken sie oft schablonenhaft. Politisch korrekt und vermeintlich idealistisch. Ich will auch nicht sagen da sei nichts dahinter. Die Konzepte sind sicherlich nicht nur heiße Luft. Aber gerade das "wie" betreffend, die Frage der Umsetzung und die Weitsicht die dafür nötig ist, traue ich dem Spitzenpersonal auf Bundesebene nicht viel zu. Da wären mir Typen wie Winfried Kretschmann oder Boris Palmer lieber. Die sind vielleicht nicht mehr so idealistisch, Palmer ist zudem politisch oft unkorrekt, die Grünen würden ihn am liebsten aus der Partei kicken. Die verbreiten aber nicht nur Schön-Sprech und irgendwelche toll klingenden Konzepte sondern sind Realpolitiker.
Geht es um Baerbock im Speziellen bleibt insgesamt, zumindest für mich, sehr unklar was an ihr nun echt ist und was nicht. Welche Tiefe erreicht ihr eigenes Denken, geht es ihr nur um die eigene Karriere und was dafür gerade kurzfristig hilfreich zu sein scheint, oder geht es ihr wirklich um die Sache und echte Nachhaltigkeit (allgemein gemeint)? Mein Eindruck bei Baerbock ist, dass sie irgendwelche Vorbilder hat an denen sie sich orientiert, an die sie aber nicht heranreicht.
Ihr Buch betreffend würde ich ihr nie vorwerfen, dass sie auf Gedanken und Konzepte anderer zurückgreift. Sie zitiert grüne Politiker und Studien usw. Das ist m.A.n. alles okay, wobei sie diese Gedanken aber als Zitate hätte kenntlich machen sollen. Was ich an den Plagiaten selbst wirklich erbärmlich finde sind jene, bei denen sie selbst eigene Erlebnisse mit Textbausteinen anderer kombiniert.
Vor allem bleibt für mich aber ein Punkt: Wie konnte sie ein derartiges Risiko ohne Not eingehen und aus welcher Motivation heraus? So jemanden halte ich für total ungeeignet....