Persönlichkeitsstörungen und Partnerschaft

Ich bin der Meinung, dass ich die Psychodynamik meiner psychischen Dysfunktionen und Symptome in ausreichendem Maße reflektiert und analysiert habe. Damit ist die theoretische Basis zur positiven Veränderung schon einmal gegeben. Der Weg wird ausgeleuchtet. Das Relevante ist jedoch, den Pfad der Individuation und der Wandlung auch mit Courage zu beschreiten. Das fällt in der Tat nicht immer leicht.

Ich bin der Überzeugung, dass eine pathologische Symbiose mit einem elterlichen Objekt als Ursache einer Borderline-Persönlichkeitsstörung in Frage kommt. Die Aktivität symbiotisch-emotionaler Bindungsmechanismen generiert infantile Charakterstrukturen und Verhaltensschemata, derer man sich meiner Ansicht nach sukzessive entledigen sollte, da dies zur Lebens- und Beziehungsfähigkeit führt. Ich selbst habe z. B. die Bindungsmacht intensiver Schuldgefühle erfahren, die in Erscheinung tritt, sobald ich mich seelisch entwickeln möchte.

Versuch mal ohne Partner zu leben. Geht das?
 
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Ich selbst habe z. B. die Bindungsmacht intensiver Schuldgefühle erfahren, die in Erscheinung tritt, sobald ich mich seelisch entwickeln möchte.
Vielleicht wäre es notwendig den Ursprung dieser Bindungsmacht ausfindig zu machen und warum sich Schuldgefühle bei dieser Person melden.
Weshalb du dich noch nicht trennen kannst.:)
 
JEP gut beschrieben und mit deiner dir angebrachten Distanz zum Thema :)
Ich vermute , so ganz magst du noch nicht an deine Diagnose glauben und deshalb versucht du antworten zu finden, nicht bei dir, sondern eher bei anderen. Kann mich auch irren.

Ich war fast zehn Jahre lang in ambulanter kinder- und jugendpsychiatrischer Behandlung (Psychotherapie und gelegentlich auch mit medikamentöser Therapie), wobei es auch drei Klinikaufenthalte gab (insgesamt zehn Monate). Außerdem lebte ich noch 1 - 2 Jahre in einem sozialpsychiatrisch betreuten Wohnhaus. Alle Fachkompetenzen waren sich hinsichtlich meiner psychiatrischen Diagnose einig. Ich selbst kann mich ebenfalls damit identifizieren.
 
Ich selbst habe z. B. die Bindungsmacht intensiver Schuldgefühle erfahren, die in Erscheinung tritt, sobald ich mich seelisch entwickeln möchte.

Jupp, ist es auch, es ist auch erst einmal völlig normal vor einer Weiterentwicklung Angst zu haben.

Symbiotisch agierende Eltern wollen aber eben diese Weiterentwicklung ihrer Kinder um jeden Preis verhindern, weil sie ja eben diese Symbiose behalten möchten. Aus welchen Gründen auch immer.

Sei so, wie ich dich brauche... dieser Satz steht im Kern dahinter. Als Intention. Um Angst und Alleinsein zu vermeiden.

Für mich ist es ein wesentlicher Schritt in meinem Leben gewesen, das zuerst zu erkennen und dann konkret anzuwenden. Nicht auf mein Umfeld, sondern auf mich selbst. Und das ganz ohne schwerwiegende Diagnose.

Für viele Menschen scheint es ein Widerspruch zu sein, dass Distanz zu mehr Nähe führt, das Unabhängigkeit und Freiheit zu mehr Liebesfähigkeit bringt... für mich konnte ich erfahren, dass es genauso ist. Und es bedeutet, die Kontrolle über den Beziehungspartner aufzugeben, da diese nicht mehr erforderlich ist. Kontrolle meine ich hier nicht im pathologischen Kontext, sondern das, was gemeinhin als gesellschaftstauglich für Beziehungen propagiert wird, was ein Partner auf gar keinen Fall tun darf usw.

Meine Erfahrungen. Kein Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

Lg
Any
 
Ich war fast zehn Jahre lang in ambulanter kinder- und jugendpsychiatrischer Behandlung (Psychotherapie und gelegentlich auch mit medikamentöser Therapie), wobei es auch drei Klinikaufenthalte gab (insgesamt zehn Monate). Außerdem lebte ich noch 1 - 2 Jahre in einem sozialpsychiatrisch betreuten Wohnhaus. Alle Fachkompetenzen waren sich hinsichtlich meiner psychiatrischen Diagnose einig. Ich selbst kann mich ebenfalls damit identifizieren.

OK, diese Akzeptanz deiner Erkrankung ist ein wichtiger Teil in deinem Leben, dass du selbst mit dir und dieser Diagnose gut umgehen kannst. :) und somit auch gut Leben kannst ( Lebensqualität ).

Wirst du nach wie vor begleitet, betreut ?
 
Ich bin der Meinung, dass ich die Psychodynamik meiner psychischen Dysfunktionen und Symptome in ausreichendem Maße reflektiert und analysiert habe. Damit ist die theoretische Basis zur positiven Veränderung schon einmal gegeben. Der Weg wird ausgeleuchtet. Das Relevante ist jedoch, den Pfad der Individuation und der Wandlung auch mit Courage zu beschreiten. Das fällt in der Tat nicht immer leicht.

Ich bin der Überzeugung, dass eine pathologische Symbiose mit einem elterlichen Objekt als Ursache einer Borderline-Persönlichkeitsstörung in Frage kommt. Die Aktivität symbiotisch-emotionaler Bindungsmechanismen generiert infantile Charakterstrukturen und Verhaltensschemata, derer man sich meiner Ansicht nach sukzessive entledigen sollte, da dies zur Lebens- und Beziehungsfähigkeit führt. Ich selbst habe z. B. die Bindungsmacht intensiver Schuldgefühle erfahren, die in Erscheinung tritt, sobald ich mich seelisch entwickeln möchte.

Liebe Lamia, liebe Julia :umarmen:

ich traue dir durchaus zu, dass du irgendwann den Weg aus dieser Krankheit schaffst, und das auch dann, wenn die Prognose Unheilbarkeit weil nicht therapierbar gilt.

Die Aktivität symbiotisch-emotionaler Bindungsmechanismen generiert infantile Charakterstrukturen und Verhaltensschemata, derer man sich meiner Ansicht nach sukzessive entledigen sollte, da dies zur Lebens- und Beziehungsfähigkeit führt.

Das ist mir nicht differenziert genug beobachtet. Dein "sollte" führt schon wieder ein zu erreichendes Ideal vor sich her in welcher Folge der IST-Zustand nicht oder kaum Berücksichtigung findet. Um den geht es aber, und der ist auch der Schlüssel zur Gesundung.

Die Aktivität symbiotisch-emotionaler Bindungsmechanismen generiert in der Regel gesunde (!) Bindungssysteme. Die Symbiose an sich hat absolut gar nichts Krankes an sich, die Intensität einer solchen Symbiose orientiert sich immer an Bedarf und Charakter der jeweils Beteiligten und pendelt sich von sehr stark ausgeprägt bis kaum gegeben innerhalb einer gewachsenen Verbindung ein.

Infantiler Charkaterstrukturen und Verhaltensschemata soll man sich nicht sukzessive entledigen, ganz im Gegenteil, sie entledigen sich bei Zeiten in der Persönlichkeitsentwicklung ganz von allein wobei ein gehöriger Teil auch je nach Charakter ein Lebenlang beibehalten, gesund und munter integriert wird. Das gehört zum Individuationsprozess und da ist kein Mensch eingeladen, rum zupfuschen, ebenso, wie der, der verstanden hat, wie die Darmaktivitäten funktionieren nun nicht anfängt, sein Stuhlverhalten zu reglementieren oder dem Darm bei Verdauungsaktivitäten reinredet. Das ist etwas, was du grundsätzlich, gerade bei der Arbeit an Psyche und Persönlichkeit unbedingt verstehen und integrieren solltest.

So, jetzt aber zur Sache. Um sich infantiler Charakterstrukturen zu entledigen, müssen diese aber überhaupt je aufgebaut und integriert gewesen sein. Ein Mensch zum Beispiel, der frühkindlich nie in Geborgenheit und Liebe infantil sein durfte, sondern immer besonders dann einen spezifischen Liebesentzug erfuhr, sobald er sich ausgeprägt infantil zeigte, zu dem Belohnung in Form von Aufmerksamkeit und liebevoller Zuwendung, sobald er sich im Rahmen seiner Möglichkeiten "erwachsen" anpasste... ein solcher Mensch wird gezwungen seine natürliche und auch absolut gesunde Infantilität irgendwo ins Unterbewusstsein zu verjagen, was heisst, dass er diese seine Infantilität weder annehmen noch konfrontieren kann. Ein solcher Mensch wird zB. als 4 Jähriger aufwachen, feststellen, dass er eingenässt hat, die Erwachsenen mehr oder weniger unbewusst peripher beim möglicherweise entnervten werkeln beobachten (Bettmachen, dem Kind Vorhaltungen machen usw)...dabei aber in sich praktisch nonverbal beschwören: DAS war ich nicht! So bin ich nicht! Und genau hier setzte die Persönlichkeitsstörung ein bzw. nimmt ihren Lauf. Unbewusst suchte das Kind nun nach dem wahren schuldigen, es fängt an einen ggf. kaum merklichen Argwohn gegenüber seinem Umfeld zu entwickeln, es fällt schwer, Vertrauen zu fassen, besonders zu den engsten Bezugspersonen, die ganz allgemein grundsätzlich unter Generalverdacht stehen und ein Kontrollwahn setzt ein... wobei die Psyche wieder und wieder einen Strich durch die Rechnung macht, das Kind von einst macht noch als 18 Jähriges Kind ins Bett.

Das ist jetzt einfach nur ein Beispiel, versteht sich.

Frage: Was würdest du einem solchen Menschen "zur Heilung" empfehlen? Wie würdest du therapeutisch ansetzen? :)
 
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Was gibt er dir, was du dir selbst nicht zu geben traust? Das ist eine rein rhetorische Frage, denn du darfst dir alles selbst geben. Einfach(er) übt es sich, wenn der Partner zunächst noch Halt gibt durch seine Anwesenheit. Das mag zwar moralisch nicht ganz korrekt sein, ist aber- wenn es offen gelebt wird- durchaus vertretbar.
 
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