Die Borderline-Störung ist aus meiner Sicht ohnehin eine recht frag- und kritikwürdige Diagnose, die immer öfter gestellt wird ("Mode-Diagnose"). Unter dem Begriff des Borderline-Syndroms werden diverse psychische Symptome zusammengefasst, es handelt sich also gewissermaßen um einen wohldefinierten Symptom-Komplex. Doch weshalb kreiert man eine neue psychiatrische Diagnose, welche die Betroffenen oftmals degradiert, stigmatisiert und mit Vorurteilen belastet(1), wenn man die einzelnen psychischen Dysfunktionen auch weiterhin separat benennen kann (z. B. Ängste und Phobien, Paranoia, Depersonalisations- und Derealisationsstörungen, Narzissmus, polymorph-perverse Sexualität, selbstverletzendes Verhalten, Suizidalität usw.)?
Gleichzeitig suggeriert die Bezeichnung Borderline, dass sich Borderline-Patienten auf einer Grenzlinie zwischen Neurose und Psychose bewegen, obwohl echte psychotische Episoden bei Borderline-Patienten kaum auftreten. Es handelt sich bei den minipsychotischen Phasen meines Wissens primär um schwere dissoziative Zustände, aber nicht um reale Psychosen.
Literatur
1.
http://www.wilhelm-griesinger-institut.de/veroeffentlichungen/borderline.html