Neutrino
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Du musst Dich schon ein bisschen für die Thematik öffnen, auch wenn Dir die dortigen Aussagen zunächst vielleicht nicht plausibel erscheinen. Die Abwehr und unbewusste Schuldgefühle verhindern leider oft eine aufrichtige Auseinandersetzung mit der Tiefenpsychologie.
Ist zwar eh ein alter Hut... aber gut, ich schaue mir deinen Link mal die Tage, vielleicht auch morgen an.
Nur soviel dazu
Wenn ich meine über 20-jährigen Nachhilfeschüler frage, wie oft sie denn Kontakt zu ihren Eltern hätten, vernehme ich des Öfteren, dass sie die Eltern jedes Wochenende und oftmals zusätzlich unter der Woche besuchen würden. Gleichzeitig erzählen sie mir von partnerschaftlichen Konflikten, Seitensprüngen und Zerwürfnissen. Für mich kein Wunder. Die Bindungsgewalt der symbiotischen Allianz, die die Betroffenen mit einem Elternteil eingegangen sind, ist so monströs, dass sie die Partnerschaft vernichtet. Auf intrapsychischer Ebene entschließen sich diese Menschen aufgrund des inneren Loyalitätskonfliktes unbewusst für die Treue zur Elternfigur, die die Untreue gegenüber dem Partner bedingt. Denn ein Dritter stört nur die symbiotische Gemeinschaft.
Nee du, wenn du deine über 20 Jährigen Nachhilfeschüler fragst, wie oft sie ihre Eltern besuchen, und sie diese nach ihren Angaben eins, zwei mal die Woche besuchen, dann kannst du davon ausgehen, dass sie ganz oberflächlich besehen einfach ein gutes, entspanntes Verhältnis, ein gewöhnliches, normales zu ihren Eltern haben. Da ist nix krankhaftes dran. Ganz im Gegenteil. An dieser Stelle Tiefenpsychologisch ansetzen zu wollen... ähm... da hat aber jemand, ein angehender Therapeut seine Hausaufgaben nicht gemacht.
Und wenn diese von Freunden oder Partnerschaften sowie damit einhergehenden Konflikten und Zerwürfnissen berichten, dann kannst du davon ausgehen, dass sie auf ganz gesunde Weise noch in der Selbstfindung sind, eben so, wie es sich für "Halberwachsene" gehört. Und auch, dass es einfach autarke Persönlichkeiten sind, die für und in sich noch entdecken müssen, wo und wie sie Grenzen setzen. Davon mal ab, dass es ohnehin schlicht menschlich ist... und nichts mit dem Alter zu tun hat. Auch hier ist nix krankhaftes dran, wirklich, ganz im Gegenteil.
Punkt eins und Punkt zwei haben aller Wahrscheinlichkeit nach aber genau nichts miteinander zu tun. Das zusammenbringen zu wollen, dieser dir selbst auferlegte Grundsatz ist schlicht deine Projektion. Sicher auch dein Übereifer in psychologischen Belangen. Nur, da steckt noch sehr viel mehr dahinter... ich hatte gerade eine Idee dazu formuliert, habs aber wieder gelöscht. Mal sehen.
Nun ja, du schreibst ja selbst:
Neugier und Humor sind positive Charaktereigenschaften. Selbige sind jedoch nicht zu verwechseln mit pathologischer Infantilität und Regressivität.
Die Liste wäre noch erweiterbar:
Keine Lust auf Sex, Eltern lieben und besuchen, treffen, streiten, sich trennen, sich wiederversöhnen, eigene Kinder lieben und treffen, rummaulen, keinen Bock haben, überengagiert sein, Aufgaben mal schludern lassen, auf die Eltern abkotzen, auf eigene Kinder nicht klar kommen usw... und die Fähigkeit zu all diesen Launen und Gemütszuständen, Umständen usw... zu stehen, im guten, wie im schlechten... all dies sind so besehen positive/neutrale Charkatereigenschaften. Es ist Charakter, es sind Eigenschaften, es ist menschlich. Der ganz normale Wahnsinn des Lebens eben, der aber auch prägt, vermenschlicht, letztlich wahre Reifung in Gang setzt, besser als alle Präventivmassnahmen es könnten.
Das alles hat in der Regel nichts mit pathologischer Infantilität oder sonst irgendeiner pathologischen Persönlichkeitsstörung zu tun. Nicht mal ansatzweise.
Die pathologische Persönlichkeitsstörung lebt in einem Wahn von Macht und Kontrolle mit einem so extrem gewaltigen Selbstwertdefizit, dass alles und jeder gereicht um diese klaffende Wunde zu justieren bzw. regulieren. Das reicht von extremer, irrealer Selbstaufwertung bis hin zur völligen Selbstabwertung, der Selbstwert wird durch wohl organisierte, zum Teil bis ins kleinste Detail selbst instruierte Manipulation in alle möglichen Richtungen von Ausstehenden "erschlichen". Die Persönlichkeitsstörung lebt vom (oft psychischen, kann aber auch körperlich und materiell gehen) Missbrauch anderer, die immer nur dazu genutzt werden das Selbstwertideal oder auch das irreale Idealselbstbild zu bestätigen um darüber das wahre Gefühl von Nutzlosigkeit, nicht-da-sein-, leer, ungeliebt usw... zu kompensieren. Ein blöder Kreislauf, denn durch diese früher oder später recht leicht durchschaubare "Inszenierung" der Betroffenen erzeugen sie erst recht Abwehrreaktionen im Umfeld... Sie werden also in ihrem Grundgefühl von einem nicht vorhandenen Selbstwert überzeugt und müssen jetzt nochmals von vorne mit ähnlicher oder neuer Masche auftrumpfen. Dabei vergeht sich die Fähigkeit von realer Selbst- und Fremdwahrnehmung immer mehr.
Weisst du, traurig sein, wenns um Trennung geht, vielleicht wieder bei den Eltern/Kindern auftanken... irgendwann die Trennung überwinden.... das hat nichts mit pathologischer oder infantiler Elternkindsymbiose zu tun.
In einer kranken Beziehung bleiben, über die man schon lange hinausgewachsen ist, vielleicht schon eher.
Todesängste sterben bei der Vorstellung einer Trennung... dann den Ex-Partner über Monate oder Jahre stalken, bedrängen... seine oder ihre neue Partnerschaft bewusst stören usw... all so was und noch ganz andere Allüren wären hinweisend für eine massive Persönlichkeitsstörung.
Sodele, jetzt aba ins Bett. Guts nächte.