Ich möchte dir gerne etwas von mir erzählen, Tina.
Es soll nicht bewertend sein - nur vielleicht aufzeigen oder zum Nachdenken anregen.
Ich hab eine ziemlich erbärmliche Kinderheit hinter mir und die Folgen daraus, zogen sich mein ganzes Leben lang wie ein roter Faden durch meine Erlebnisse und Erfahrungen ... ich habe mir selbst viel Leid und Schmerz zugefügt und anderen sowieso - wie sollte es auch anders sein.
Niemand kann was dafür, wo er hineingeboren wurde, denn das Gesetz kann leider nicht überall sein. Heute können solch jungen Menschen sich Hilfe suchen aber sie machen es nicht, da sie auch der Meinung sind es muss so sein, dabei gibt es auch was anderes. Kann es nicht auch bei dir so dein das auch deine Eltern Verletzungen von sich getragen haben? Sind vieleicht schon viel eher in den Sumpf gefallen und wussten nicht wie sie daraus kommen sollen. Ist einfacher gesagt als gertan, denn nur wenn man erkennt, kann man sich und andere helfen. Irgendwann einmal von der Sucht befreihen kann auch ins Auge gehen, denn das ganze Leben kann man leider nicht dort aufarbeiten kostet 150 Stunden aufwärts
In meiner Kindheit war ich von Menschen umgehen, die sehr unvollkommen waren - Lügner, Säufer, Schläger, Asoziale - wie man so schön sagt - Kindesmißhandlern ebenso wie unzähligen Heuchler ...
Das Leben haben mir nie diese "schlechten" Menschen schwer gemacht - im Gegenteil - ich weiß nicht, ob das bei allen Kindern so ist - bei mir war es so, dass ich erkennen konnte, wieviel Schmerz, Enttäuschung und Verletzung hinter diesem Verhalten steckt ... ich habe diese Menschen immer als "ehrlich" und wahrhaftig empfunden ... ich liebte sie - jeden auf seine Weise und ich bin ganz vielen von ihnen, sehr sehr nahe gekommen ...
Die Probleme haben mir die Heuchler gemacht - ich glaube hier im Forum grasiert auch der Begriff "Gutmenschen" - nicht dass sie nicht weniger "Dreck" am Stecken hätten, als der Säufer oder der Schläger ... sie unterscheiden sich nur - indem sie ihre Verletzungen nach Außen tragen und sie anderen zufügen anstatt sich selbst ...
Jetzt machst du aber genau das was du anderen vorschmeißt. Willst du dich jetzt selber aufwerten? Warum? Hast du es nötig?
Diese Menschen, liebe Tina, haben mir dermaßen eine Höllenangst eingejagdt, dass ich sterben wollte, weil ich diese Angst vor dem Leben, vor diesen Übergriffen, vor dem Verletzwerden und der Macht, die diese Menschen über mich hatten, nicht aushalten konnte ... ich habe das kompensiert, indem ich bereits mit 13 Jahren so gut wie Alkoholikerin war und einen sehr ungesunden Lebenswandel hatte. Ich habe mich den Menschen, die ich liebte - gleich gemacht ... und erntete dem entsprechend auch dieselben Tiraden, wie du sie jetzt hier über deinen Freund ausschüttest.
Na da hoffe ich das du das schon selber in Griff bekamst, denn genau die die dir helfen wollten ziehen sich automatisch zurück wenn sie sehen Hopfen und Malz verloren, denn was anderes kann für die nicht rauskommen, wenn man aus solchen Haushalt kommt. Warum soll man ewig die Hand reichen, wenn du nur selber fühlst gerade unter denen die saufen und schlagen fühlst du dich wohl. Oder habe ich jetzt da was falsch verstanden? Hier ging es nur um die Frage wie weit kann ich mein Vertrauen engegenbringen, wenn ich mit dieser Situation noch nichts zu tun hatte. Man kann sich nicht selber aufgeben.
Wir alle - ohne Ausnahme - sind bedürftig in irgendeiner Weise - die einen zeigen es offensichtlich, die anderen weniger offensichtlich. Das ist der einzige Unterschied, zwischen dir und deinem Freund. Menschen, die offen zeigen: Ich habe ein Problem, ich brauche Hilfe, sind mir persönlich lieber - sie gehen nicht auf den Markt und schreien dein Problem unter die Leute ... das würden sie niemals tun, weil sie selbst genug mit sich selbst zu tun haben und weil sie "Mitgefühl" haben - sie wissen wie es ist, wenn jeder sehen kann, dass man selbst etwas ganz dringend braucht ...
Im Grunde sind solche Menschen schon einen Schritt weiter ... sie zeigen ihre Hilflosigkeit schon

...