Hallo liebe Annie,
.....Erstaunlicherweise hat er´s ganz gelassen entgegengenommen und gesagt dass er beim nächsten Mal Rücksicht nimmt, und falls er wieder spät dran sein sollte, mir vorher Bescheid gibt. Da war ich echt stolz auf mich. *g*
Diese Passage ist sehr interessant! Ich bin/war auch lange Zeit jemand, der sich nicht zu sagen traut, was Sache ist, um des lieben Friedens willen. Ich kenne grade das mit dem Zuspätkommen - meine besten Freundinnen sind Wassermann - *gg*. Die Leute, die wirklich mit Dir zu tun haben möchten, Dich gern haben, die werden Deine "Kritik" aushalten und wie Dir Dein eigenes Beispiel ja auch zeigt, es funktioniert.
Unangenehm wird es erst, wenn Du sowas bei einem Menschen machst, der Dir wichtig ist und Du ein negatives Feedback kriegst, oder derjenige nicht versteht, warum Du tust was Du tust und Dich deshalb stehen lässt. Deshalb ist es in der Tat gut, zu üben.
Was ich aber noch für ganz wichtig halte: Bei all dem darfst Du nicht übersehen, dass Du Dich u.U. für eine Deiner "guten Eigenschaften" schuldig fühlst oder deswegen glaubst, nicht richtig zu funktionieren.
Pünktlichkeit oder der Wunsch danach ist nichts Schlechtes, im Gegenteil, es sorgt für eine gewisse Ordnung und wenn man sich damit wohler fühlt, dann ist der "Glaubenssatz"
"Ich mag Pünktlichkeit" durchaus gut. Und es ist auch nicht alles, was man von den Eltern übernommen hat, schlecht.
Ich habe doch tatsächlich mal Hilfe gebraucht, weil ich ein halbes Jahr daran rumdokterte, weil ich meine "guten Eigenschaften" die da waren Treue, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit zu verdammen, weil ich negatives Feedback kriegte. Ich war so darin verhangen, dass ich wirklich dachte, ich müsse unbedingt unehrlich, unzuverlässig und untreu werden, damit ich "normal" werde *gg*.... vollkommener Blödsinn, ich wollte das gar nicht, meine Glaubenssätze sind gut und ich musste sie nur anders annehmen lernen, damit umgehen lernen, dass das anderen eben nicht wichtig ist, was aber eben nicht heißt, dass sie schlecht sind, nur weil sie anderen nicht gefallen.
Es wird dann unangenehm, wenn man sich in seine eigenen Glaubenssätze zwingen muss, wenn man sich z.B. sagt, ich muss treu sein, ich muss pünktlich sein, dann wird das Stress und es fließt nicht mehr natürlich und man blockiert sich innerlich.
Was da oft hilft, ist ein Blick auf die anderen, nicht "nur" bei sich schauen - es ist ein großer Irrtum, dass man nur zur Bewusstheit gelangt, indem man "nur" auf sich schaut. Das Feedback der Mitmenschen ist ein ebenso großer Indikator und wenn man zu sehr darin verfangen ist, sich selbst zu durchlöchern, dann kann man auch mal zur Seite treten und von außen gucken.
Mir fällt so einiges ein: Irgendwo einkaufen, wo man dich sonst nicht kennt und dort herumzicken und den Verkäufern auf die Nerven gehen oder besonders höflich sein. ....
Oder im Netz mal andere Leute verletzen oder veräppeln und gucken was passiert, abwarten und sich dann über deren Reaktionen amüsieren... Gell Rita? Nee liebe Annie, kleine Übungen sind sicherlich gut, mal jemanden ansprechen, sich für andere interessieren ohne sich einzubringen, einfach nur neugierig sein für das Leben, für die kleinen Dinge. Das geht auch ohne, dass man jemanden anzicken muss (der gar nicht weiß, was das soll und deswegen evtl. traurig nach Hause geht) oder dass man jemanden ärgern muss. Man kann auch einfach anderen Leuten in der Stadt mal zuschauen, wie die so miteinander umgehen ... etc...
Wenn Du Dich dann selbst nicht mehr so wichtig nimmst, dann verändert sich Deine eigene Verhaltensweise automatisch, weil Du nicht mehr so sehr drauf schaust. Dann wird man leichter im Herzen, freier und naja, man lernt das Leben zu lieben....
Liebe Grüße
Martina