Neue Erklärung des Tunnels

Stellen wir uns nun die Seele vor, die, wie Niemz es beschreibt, sich wie eine Kugelwelle im Universum ausbreitet. Was würde sie wahrnehmen? Sie würde die Welt in der Momentaufnahme der ersten Millisekunden nach dem Tod (bzw. klinischen Tod im Falle von Reanimation) sehen, aber keinerlei Entwicklungen in ihr erkennen können. Gleichzeitig würde sie das Universum innerhalb eines Radius, der sich aus (Lichtgeschwindigkeit*klinischer Todeszeitraum) ergibt, genauestens wahrnehmen (was sie eigentlich auch nicht kann... dazu später). Das heißt: Mit etwas Glück erreicht sie noch den Mars oder die Venus, bevor der Mensch reanimiert wird.

Deckt sich das mit den Berichten, die einerseits Zeit- und Raumlosigkeit beschrieben, andererseits aber Entwicklungen auf der Erde in ihrer Umgebung (oder etwas weiter weg) beschrieben haben, zu denen sie sich hindenken konnten? Ich sehe da einen Widerspruch.

Den Widerspruch sehe ich nicht. Faßt man Bewußtsein, das in ein zeitloses Kontinuum übergeht, als Welle auf, die in einen kosmischen Gedankenstrom eintaucht, dann dürfte es nicht allzu schwer fallen, nachzuvollziehen, wieso ein solches empirisches Wissen möglich ist. Freilich setzt das die Interpretation des Universum, dem *Alles-was-ist*, als Interpretation eines gigantischen und intelligenten Gedankenprozesses voraus. Das ist nicht jedermanns Sache; ich für meinen Teil habe mit dieser Vorstellung, die Schelling in seinem Spätwerk entwickelte, keine Probleme. :)

In dem Maße, wie die Seele eintauchen würde in diesen Bewußtseinstrom hätte sie zugleich auch Anteil an dessen Gedankeninhalten, wäre also das, was wir im klassischen Sinne als "allwissend" bezeichnen. Experienceraussagen wie diese hier:

Ich wußte, daß das jeder Mensch sieht, wenn er tot ist. Daß das etwas ist, was wir alle immer schon kennen. Als würde man sich die Hand vor den Kopf schlagen: Ja klar, so ist es! Aber die Worte fehlen mir, um das alles so auszudrücken. Man ist eins mit allem, fühlt und denkt mit allem, sieht jede Auswirkung auf alles und jeden. Zeit existiert nicht, sie läuft rückwärts, vorwärts, rund. Hier war es der Bruchteil einer Sekunde, aber dort war ich eine Ewigkeit.

(Niemz, S. 100f.)

ergäben auf der Folie dieser Idee einen guten Sinn.
 
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Oh, da hat sich ja eine Menge getan hier, danke Tommy, daß du auch auf meine Fragen so ausführlich eingegangen bist.

Da werde ich bestimmt noch drauf eingehen, hochinteressant das, aber ich muß erst alles genau lesen, verinnerlichen und ein wenig nachdenken, bevor ich mich dazu wieder zu Wort melden werde.

:morgen:
 
Hallo ihr lieben

Ich habe eure Beiträge verfolgt und finde sie sehr interessant.
Es ist nicht so das ich mich schon immer für dieses Thema interessiert habe aber nach eigenem erleben.....................
ich wollte nur sagen: man ändert seine Einstellungen zu vielem, wenn mans erlebt hat und Angst vor dem "Danach" ist dann nicht mehr vorhanden.
puh......hat jetzt Überwindung gekostet das zu schreiben :-)
ich hoffe ihr nehmt es mir nicht übel:escape:

LG Manea
 
Da scheinst etwas mißverstanden zu haben. In der Tunnelpassage kommt es zu keiner Wahrnehmung von Bildern; genaugenommen handelt es sich gar nicht um einen Tunnel, sondern um den besagten Searchlight-Effekt, der bei Beschleunigung auf Lichtgeschwindigkeit entsteht und der als Tunnel interpretiert wird.

Das habe ich durchaus verstanden. Aber das erklärt nicht, warum sich jemand omnipräsent und zeitlos fühlen kann, während er sich nicht "durch den Tunnel" - dessen Wahrnehmung ein gut bekannter relativistischer Effekt ist, wie mir auch bewusst war - bewegt. Wie in diesem von Dir zitierten Fall:

Viele Menschen rannten um den Unfallwagen herum, und überhaupt war eine Menge los. Und jedesmal, wenn ich den Blick auf eine bestimmte Person richtete, um herauszukriegen, was sie sich wohl dachte, hatte ich ein Gefühl, als ob ich wie mit einem Zoom-Objektiv ganz dicht an sie heranfahren könnte, und schon war ich genau an der richtigen Stelle. Doch blieb anscheinend immer ein Teil von mir - ich nenne ihn jetzt einmal mein Bewußtsein - dort zurück, wo ich mich zuvor befunden hatte. Wenn ich in einiger Entfernung jemanden sehen wollte, schien sich ein Teil von mir wie eine Art Fühler zu ihm hinzubewegen Und mir kam es in dem Augenblick so vor, als ob ich überall in der Welt, wo immer auch etwas passieren mochte, zugegen sein konnte.

(R.A. Moody, Leben nach dem Tod, Reinbek bei Hamburg 1993, S.58f.)

In diesem Bericht wird des Gefühl der Omnipräsenz außerhalb des "Tunnels" beschrieben. Und des ist der Widerspruch, den ich sehe. Denn nach Niemz Theorie kommt das Gefühl der Omnipräsenz und der Zeitlosigkeit einzig und allein durch die Bewegung mit Lichgeschwindigkeit.

Daneben, dass das Licht aber von forne gebündelt erscheint, wird es aber eben auch die Wellenlänge stark verkürzt, und z.B. dieser Mikrowellen-Hintergrund wird für den Beobachter zu höchst energetischer Gamma-Strahlung, die ebenfalls gebündelt von forne kommt. Das ist das, was ich da noch einwerfen wollte (ich wette Niemz hat auch davon gesprochen... zumindest das Wort Blauverschiebung sollte auftauchen).

Tommy schrieb:
Den Widerspruch sehe ich nicht. Faßt man Bewußtsein, das in ein zeitloses Kontinuum übergeht, als Welle auf, die in einen kosmischen Gedankenstrom eintaucht, dann dürfte es nicht allzu schwer fallen, nachzuvollziehen, wieso ein solches empirisches Wissen möglich ist. Freilich setzt das die Interpretation des Universum, dem *Alles-was-ist*, als Interpretation eines gigantischen und intelligenten Gedankenprozesses voraus. Das ist nicht jedermanns Sache; ich für meinen Teil habe mit dieser Vorstellung, die Schelling in seinem Spätwerk entwickelte, keine Probleme.

Das ist eine Möglichkeit, die der Relativitätstheorie allerding wieder widerspricht. Die Informationen, was auf der Erde geschieht, müssten die sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegende Seele einholen, was, da sich diese Informationen auch nur mit Lichtgeschwindigkeit bewegen, in endlicher Zeit (von allen Intertailsystemen aus) unmöglich ist. Die Info, dass z.B. Leute um den Unfallwagen herum rennen, müsste aber in den etwa drei Minuten, die die Seele aber als gleichzeitig bzw. zeitlos erlebt, die Seele erreichen. Um das zu erklären dürfte die Relativitätstheorie für diesen kosmischen Gedankenstrom nicht gelten. Das kann man durchaus postulieren; aber warum machen wir uns dann vorher die Mühe und pressen die Erlebnisse in diese Theorie?

@Manealina: Warum sollten wir Dir Deine Wortmeldung übel nehmen?

Viele Grüße
Joey
 
Von einer Blauverschiebung lese ich im Buch nichts, und es fällt mir auch auf die Schnelle nix ein. Das finde ich aber auch nicht weiter tragisch, habe dieses *Blauverschiebungs*-Problem mal in Niemz`Forum als Frage eingegeben. Mal sehen, was passiert.

:schnl:
 
Um das zu erklären dürfte die Relativitätstheorie für diesen kosmischen Gedankenstrom nicht gelten. Das kann man durchaus postulieren; aber warum machen wir uns dann vorher die Mühe und pressen die Erlebnisse in diese Theorie?

Warum nicht? Ich denke auch, daß es Niemz keine Mühe, sondern eher Spaß gemacht hat.

:)
 
Von einer Blauverschiebung lese ich im Buch nichts, und es fällt mir auch auf die Schnelle nix ein. Das finde ich aber auch nicht weiter tragisch, habe dieses *Blauverschiebungs*-Problem mal in Niemz`Forum als Frage eingegeben. Mal sehen, was passiert.

Danke, da bin ich auch auf die Antwort gespannt. :)

Tommy schrieb:
Warum nicht? Ich denke auch, daß es Niemz keine Mühe, sondern eher Spaß gemacht hat. :)

Naja, dieses Vorgehen hat ein wenig etwas von "Ich greife mir aus der (materiellen) Theorie, was passt, und bei dem, was nicht passt, gilt die (materielle) Theorie halt nicht." Da frege ich mich dann: Warum gilt die Relativitätstheorie für einige Aspekte der Seele, für andere wiederum nicht?

Ansonsten hast Du natürlich Recht: Sowas soll Spaß machen! :)

Viele Grüße
Joey
 
Es ist so viel aufgelaufen, daß ich noch gar nicht hinterher komme, aber eines vorab, mit dem Part "Allwissenheit nach dem Tod" gehe ich nicht so ganz konform, vielleicht hab ichs aber auch nicht ausführlich genug gelesen, was ich in jedem Fall noch tue.

Kann mich erinnern, daß wir beide mal gegensätzliche Positionen einnahmen, da hatte ich kein Problem mit dem Konzept der Allwissenheit und du schon - damals im Thread "Wer oder was erschuf eigentlich Gott", you remember? ;)

So ändern sich die Zeiten, hu hu. :D

Naja, prinzipiell halte ich es schon für möglich, aber nicht als Automatismus nach dem physischen Tode für jedermann und jederfrau, nein, nein da sage ich noch etwas dazu.

Auch zu den anderen Punkten, sehr spannend, das - und spaßig!

:)
 
Mein einfaches Gemüt tut sich mit der Vorstellung einer unendlichen Ausbreitung der Seele in Lichtgeschwindigkeit eher schwer. "Zeitlosigkeit" aufgrund von Zeitdilatation und Längenkontraktion in einem immerwährenden Prozeß der Ausbreitung und Ausdehnung - da rebelliert es bei mir.

Nein, ich sehe es anders, es ist eine Form von tatsächlicher "Zeitlosigkeit" durch Übereinkunft zweier Bewußtseinsebenen, die die Zeit komplett kollabieren und einfrieren lässt.

Was ist Zeit?

Zeit wird benötigt, um Entfernungen und Raum zu überwinden. Wenn Raum und Entfernung jedoch zu einem (nichträumlichen, was immer das ist) Punkt kollabiert, verfällt auch Zeit in diesem Moment. Sozusagen das Gegenteil einer unendlichen Ausdehnung - ein endlicher Kollaps ..... und dennoch alles verfügbar oder gerade deswegen.

Klingt blöd für euch und nicht wert darüber nachzudenken, nicht wahr? Ist es vielleicht auch, vielleicht aber auch nicht.

:D

Fynn und Kinny, was ihr als "der Körper befindet sich in der Seele" fühlt, ist aus meiner Sicht eher der Geist/Gott/Gedanke, in dem der Körper ruht, von dem er umgeben ist. Die Seele ist ein individualisiertes Instrument, um Erfahrungen erinnerlich zu machen, somit im Körper lokalisiert, worauf ja leider noch keiner eingegangen ist.

Es gibt also eine Art Dreieinigkeit - Seele/Geist/Körper mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben und Funktionen auf dieser unserer Reise.

:morgen:
 
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Das habe ich durchaus verstanden. Aber das erklärt nicht, warum sich jemand omnipräsent und zeitlos fühlen kann, während er sich nicht "durch den Tunnel" - dessen Wahrnehmung ein gut bekannter relativistischer Effekt ist, wie mir auch bewusst war - bewegt. Wie in diesem von Dir zitierten Fall:

(R.A. Moody, Leben nach dem Tod, Reinbek bei Hamburg 1993, S.58f.)

In diesem Bericht wird des Gefühl der Omnipräsenz außerhalb des "Tunnels" beschrieben. Und des ist der Widerspruch, den ich sehe. Denn nach Niemz Theorie kommt das Gefühl der Omnipräsenz und der Zeitlosigkeit einzig und allein durch die Bewegung mit Lichgeschwindigkeit.



Ja, das passt irgendwie zu dem, was ich schrieb. Omnipräsenz außerhalb des Tunnels, exaktemente. Wie ich schon sagte, es rebelliert etwas bei mir bei der Vorstellung, daß die Seele sich andauernd und immerwährend ausdehnt und die Geschehnisse auf der Strecke durch Zeitdilatation und Längenkontraktion gedehnt oder sogar zum Stillstand gebracht erscheinen.

Eher könnte es so sein, daß der aktuelle Fokus entscheidend für den Bewußtseinszustand der Zeitlosigkeit oder aber der Bewegung verursachend ist.

Will sagen, bei Aufeinandertreffen beider Ebenen von Bewußtsein entsteht "Zeitlosigkeit" (Nullpunkt), Einfrieren, Kollabieren der Zeit, bei Auseinanderdriften wiederum Bewegung und Aktion durch Zeit, Raum und Entfernung. Fokus könnte das Wort sein, welches Wichtigkeit erlangt.

Nun müßte man herausfinden, wie es denn verschiedene Ebenen von Bewußtsein geben kann, die bei Verschmelzen "Zeitlosigkeit" erzeugen, bei Wegdriften Zeit, Raum und Entfernung, nicht wahr? :)

Zum Tunneleffekt hatte ich ja etwas anderes bereits geschrieben.


Daneben, dass das Licht aber von forne gebündelt erscheint, wird es aber eben auch die Wellenlänge stark verkürzt, und z.B. dieser Mikrowellen-Hintergrund wird für den Beobachter zu höchst energetischer Gamma-Strahlung, die ebenfalls gebündelt von forne kommt. Das ist das, was ich da noch einwerfen wollte (ich wette Niemz hat auch davon gesprochen... zumindest das Wort Blauverschiebung sollte auftauchen).

Ich glaube, hier fehlt mir Text.

Das ist eine Möglichkeit, die der Relativitätstheorie allerding wieder widerspricht. Die Informationen, was auf der Erde geschieht, müssten die sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegende Seele einholen, was, da sich diese Informationen auch nur mit Lichtgeschwindigkeit bewegen, in endlicher Zeit (von allen Intertailsystemen aus) unmöglich ist. Die Info, dass z.B. Leute um den Unfallwagen herum rennen, müsste aber in den etwa drei Minuten, die die Seele aber als gleichzeitig bzw. zeitlos erlebt, die Seele erreichen. Um das zu erklären dürfte die Relativitätstheorie für diesen kosmischen Gedankenstrom nicht gelten. Das kann man durchaus postulieren; aber warum machen wir uns dann vorher die Mühe und pressen die Erlebnisse in diese Theorie?


Viele Grüße
Joey


Wie gesagt, kein fixer (ob in der Ausdehnung befindlich oder nicht) konstanter Zustand, indem sich die Seele nachtodlich befindet, sondern eine Frage des Fokus und der Aufmerksamkeit der rekapitulierenden Seele, wie auch immer sie in der Lage ist wahrzunehmen.

Somit wären diese Schwankungen und wechselnden Zustände, die beschrieben werden, aus meiner Sicht durchaus nachvollziehbar.

Tja, das dazu.

:morgen:
 
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