Lieben bedeutet ja nicht, das sich alles angenehm anfühlen muss. Magisch gesehen geht es bei der Liebe darum, eine optimale Basis für einen Handlungsspielraum zu haben ( nicht etwa um moralisch höherwertiges)
Exakt.
Nur, dass du deinen Handlungsspielraum durchaus einschränkst, wenn du meinst, mit egoistischem Verhalten davonzukommen, indem du ebendieses egoistische Handeln einfach vergisst und so tust, als sei das nicht passiert; oder gar noch stolz darauf bist, irgendetwas BEWIRKT zu haben, selbst wenn das, was du bewirkt hast, was deutlich Negatives ist.
Wo man das, was du beschreibst, so praktizieren kann, ist z.B.: Wenn mir ein rohes Ei auf den Boden fällt und zerbricht, taugt es für mich als Spiegelei halt nicht mehr, und ich tue gut daran, nicht am vorausgedachten Spiegelei hängenzubleiben, sondern die Sauerei aufzuwischen und mir Alternativen zu suchen.
Was ich bei dir als Praxis erlebe, ist aber daraus die Schlussfolgerung, gar nicht erst zu versuchen, das Ei aufzufangen oder nicht fallen zu lassen, sondern sich anzutrainieren, systematisch Eier an die Wände oder auf den Boden zu werfen. Und wenn nur, um jemand Anderen zu ärgern, der vielleicht seit Wochen nichts gegessen hat und es sich deswegen weniger gern geleistet hätte, Ressourcen zu verschwenden.
Erfahrungsgemäß besteht deine "liebende Praxis" dann darin, sich über die hungrige Person lustig zu machen. Ich gönn dir die Zeit in Bereichen, in denen du dich mal daran erinnern wirst, wie schäbig solches Verhalten ist, von denen ich mit ziemlicher Sicherheit weiß, dass dir der Aufenthalt da mit hoher Wahrscheinlichkeit bevorsteht. Pech, dass du dich an die Ursache nicht wirst erinnern können. Aber, beim Herrn, solche Leute wie du verdienen das einfach.
Es ist ein etwas ärgerliches Paradoxon, das ich in der Annahme eines Umstandes ihn optimal verändern kann. Das geht kurz- oder mittelfristig auch mit Druck. Der bleibt dann aber im System und muss irgendwo hin. Der Druckausübende ist nicht in sich gesammelt und läuft Gefahr, das Gleichgewicht zu verlieren.
Ich finde, es hat Vorteile, sich darüber im Klaren zu sein, dass ein Überfluss an Ressourcen kein Dauerzustand sein wird. Ebenso ist es von Vorteil, ausreichend achtsam dem eigenen Körper gegenüber zu sein, um festzustellen, ob man unter Hunger leidet und wie sich das ggf. äußert.
Man muss also nicht machen lassen. Man sollte nur perfekt aufgestellt sein. Und das ist man als Liebender. Das dieser auch ein Handelnder ist, ist der zweite Schritt. Nur ist die Motivation leichter, verspielter, flexibler - fest in sich ruhend und mächtiger.
Noch "mächtiger" ist es langfristig, nicht anderen Leuten die Suppe zu versalzen, nur um sich daran zu erfreuen, dass man sie unter Leidensdruck gesetzt hat, unter dem sie den selbstfabrizierten Dreck dann annehmen müssen.
Stolz darauf zu sein, sich wie ein Tier verhalten zu können, ohne ein schlechtes Gewissen dabei zu bekommen, mag so Einiges sein - ein Zeichen für spirituellen Fortschritt ist es jedenfalls nicht.