Missverständnisse

MeinWolfsblut

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12. Juli 2020
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2.954
Hm... Ich muss euch mal eine Situation schildern, die ich einfach nicht verstehen kann. Erklärt mir das doch bitte mal als Nicht-Asperger oder gerne und gerade auch als Asperger, ob ihr das kennt.

Ich und Freundschaften, Das ist ja so eine Sache. So offen, wie ich hier schreibe, bin ich Face-to-Face nicht. Ich bin freundlich und reagiere auch auf die Menschen. Freundlich halt. Lächeln viel und höre mehr zu, als ich erzähle. Also schon anders, als der geöffnete Kanal hier.

Nun hab ich mich ein bisschen mit der Oma von der besten Freundin meiner Tochter angefreundet. Na ja, was heißt angefreundet. Wir mögen uns und gehen nett miteinander um. Ich blieb auch bei ihr verschlossen. Privat hab ich selten persönliche Dinge erzählt. Wir haben öfter Kuchen gebacken und uns den vor die Tür gelegt, sind mit den Kindern gemeinsam nach Hause gegangen. Und sie hat mir mal bei einem Anfall geholfen, weil sie auch um die Ecke wohnt. Na ja, ich hab die berühmte Schwelle noch nicht überwunden, mehr von mir zu zeigen.

Wie nennt ihr das immer? Eine nette Bekannte, die ich angenehm fand.

Meine Tochter kam gestern nach Parfum stinkend von ihrer Freundin zurück. Die haben sich das ganze Zeug übergekippt. Ich habe das lachend erzählt. Weil es lustig war. Da ich in der Badewanne saß und vor Schreck untergetaucht bin. Das hat noch bis heute Morgen danach gestunken. Keine Beschwerde, sondern einfach eine nette Anekdote.

Plötzlich flippt die Frau aus... Für mich (!) aus dem Stand heraus. Meine Tochter wäre ja verzogen, weil sie nicht alles isst (sie ist auch Asperger. Wahrscheinlich. Wir wissen es nicht genau.).

Vor Schreck blieb ich tatsächlich ganz ruhig... Bisschen wie erstarrt. Und dann fing sie an, mich zu beschimpfen. Das ich ja immer so motzig wäre, nie wäre was gut... Ich schwieg immer noch. Aber nahm schon reichlich Abstand zu ihr. „Beruhig dich erstmal, vielleicht kannst du mir dann sagen, was dir über die Leber gelaufen ist.“
Da wurde sie laut:“Du bist aber empfindlich... Aber weißt du was, darüber diskutiere ich nicht. Das bist du gar nicht wert... Nichts bist du wert. Gar nichts!“

Nein. Ich habe nichts gesagt, aber meine Tochter an die Hand genommen und bin einfach gegangen. Beschimpfen lassen muss ich mich nicht. Aber ich versteh das nicht?

Um nachzuforschen, was da los war, hab ich ihren Sohn (den Vater der Freundin angerufen). Hätte ja sein können, dass da gestern was war. Ich kann sowas nicht so stehen lassen. Gibt für alles eine Ursache. Und ich habe mir Gedanken darum gemacht, ob die Dame vielleicht ein ganz anderes Problem hat. Gesundheitlich oder Jemand ist gestorben. Gibt ja vieles.

Der Sohn war von den Socken... „Nee, da war gestern nichts. Alles gut. Deine Tochter mochte die Lasagne nicht. Aber wir haben was anderes gefunden. Sind halt Kinder.“ Auch die Anekdote mit dem Parfum hab ich ihm erzählt. Da hat er gelacht.

Etwas anderes ist nie vorgefallen, hab ich nicht gemacht. Und ich kapier das einfach nicht. Wenn ich wenigstens wüsste, was ich falsch gemacht habe?

Warum schreib ich das? Weil ich verstehen möchte, was in einem Nicht-Aspergerkopf vor sich geht. Mir würde das schon aus Höflichkeit nicht einfallen, einen anderen Menschen auf offener Straße zu beschimpfen.
Und es macht mich traurig und verwirrt mich. Vielleicht suche ich auch nach was tröstendem... Weiß nicht. Bin irgendwie ziemlich down und will das nur verstehen. Vielleicht auch, um beim nächsten mal, anders zu reagieren? Wenn ich denn was falsch gemacht habe?

Wenn ich wüsste was, könnte ich ja reagieren? Aber so?
Und war es denn richtig, sich keine Diskussion anzutun und ab einem bestimmten Punkt einfach zu gehen?

Kennt ihr solche Situationen?

So langsam aber sicher, erfriere ich in dieser Welt und ich hab schon gar keine Lust mehr, „Bekannte“ kennenzulernen.
 
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Eine Bekannte von mir, die ich vom Gassi - gehen kenne, hat mich vor ein paar Tagen angerufen, dass ich ein Paket für sie zur Post bringe, Rückversand. Sie ist krank. Hat 2 erwachsene Töchter und eine wohnt noch bei ihr.
Ich hab ihr dann gesagt, dass ich das nicht möchte, weil wenn ich mich anstecke, hab ich niemand für die Kinder.
Jetzt redet sie nichts mehr mit mir.
Dann ist das halt so.


Eine Grund bei dir suchen, wie du dich verhalten musst, oder anderen ihre Erwartungen erfüllen, ist nicht dein Problem.
So braucht niemand mit dir umgehen.
 
War schon richtig, zu gehen und nichts zu sagen.
Hätte in der Situation wohl nichts mehr gebracht.
Ansonsten, Du musst wissen, ob Du den Kontakt wieder aufnehmen willst oder nicht.
Will jetzt auch nicht schreiben, was ich täte bzw. über die Situation von meiner Sicht aus denke.
Nur so viel, egal ob Asperger oder nicht, eine gewissen Höflichkeit sollte jeder beherrschen.

Gruß

Luca
 
Danke @Luca.S

Na den Kontakt abbrechen wäre für meine Tochter fatal. Es ist ihre erste Freundin. Das werde ich wohl von mir aus nicht tun. Ich weiß gar nicht, wie das überhaupt so weitergehen soll? Mit ihrem Sohn verstehe ich mich ja prima und er hat das Sagen über seine Tochter. Aber ich kann ja nicht sagen: „nein, mein Töchterchen. Jetzt darfst du nicht mehr mit deiner Freundin nach Hause gehen.“ Die Oma holt sie eben immer ab. Darüber haben wir uns kennengelernt.

Allerdings betrachte ich das Verhalten heute, mit Abstand. Ich kenne das, dass sich „Bekannte“ rumdrehen und plötzlich komisch sind. Und ich nie eine Antwort erhalte. Ach so ja... Doch. „Du bist zu lieb. Das ist langweilig.“

Nur war das heute ja schon ein Ausbruch ihrerseits, der letztere Aussage nicht erklären würde.
 
Danke @Luca.S

Na den Kontakt abbrechen wäre für meine Tochter fatal. Es ist ihre erste Freundin. Das werde ich wohl von mir aus nicht tun. Ich weiß gar nicht, wie das überhaupt so weitergehen soll? Mit ihrem Sohn verstehe ich mich ja prima und er hat das Sagen über seine Tochter. Aber ich kann ja nicht sagen: „nein, mein Töchterchen. Jetzt darfst du nicht mehr mit deiner Freundin nach Hause gehen.“ Die Oma holt sie eben immer ab. Darüber haben wir uns kennengelernt.

Allerdings betrachte ich das Verhalten heute, mit Abstand. Ich kenne das, dass sich „Bekannte“ rumdrehen und plötzlich komisch sind. Und ich nie eine Antwort erhalte. Ach so ja... Doch. „Du bist zu lieb. Das ist langweilig.“

Nur war das heute ja schon ein Ausbruch ihrerseits, der letztere Aussage nicht erklären würde.
Erstmal möchte ich dir sagen, dass du nichts falsch gemacht hast. Sie hat überreagiert. Ich würde bei Gelegenheit mal nachfragen was das Problem war. Ansonsten würde ich erstmal nicht reagieren.
 
@MeinWolfsblut
Ich denk, die Menschen sind angespannt und die Reizschwelle dementsprechend tief.

Hat sie sich noch nicht entschuldigt bei dir?
Wenn sie deine Grenze überschritten hat, würde ich sie darauf ansprechen.

Ansonsten würde ich schauen, dass die Kinder unbelastet vom Erwachsenendisput miteinander spielen können und nichts mitbekommen von dem Knatsch.

Grüss dich.
 
Hm... Ich muss euch mal eine Situation schildern, die ich einfach nicht verstehen kann. Erklärt mir das doch bitte mal als Nicht-Asperger oder gerne und gerade auch als Asperger, ob ihr das kennt.

Ich und Freundschaften, Das ist ja so eine Sache. So offen, wie ich hier schreibe, bin ich Face-to-Face nicht. Ich bin freundlich und reagiere auch auf die Menschen. Freundlich halt. Lächeln viel und höre mehr zu, als ich erzähle. Also schon anders, als der geöffnete Kanal hier.

Nun hab ich mich ein bisschen mit der Oma von der besten Freundin meiner Tochter angefreundet. Na ja, was heißt angefreundet. Wir mögen uns und gehen nett miteinander um. Ich blieb auch bei ihr verschlossen. Privat hab ich selten persönliche Dinge erzählt. Wir haben öfter Kuchen gebacken und uns den vor die Tür gelegt, sind mit den Kindern gemeinsam nach Hause gegangen. Und sie hat mir mal bei einem Anfall geholfen, weil sie auch um die Ecke wohnt. Na ja, ich hab die berühmte Schwelle noch nicht überwunden, mehr von mir zu zeigen.

Wie nennt ihr das immer? Eine nette Bekannte, die ich angenehm fand.

Meine Tochter kam gestern nach Parfum stinkend von ihrer Freundin zurück. Die haben sich das ganze Zeug übergekippt. Ich habe das lachend erzählt. Weil es lustig war. Da ich in der Badewanne saß und vor Schreck untergetaucht bin. Das hat noch bis heute Morgen danach gestunken. Keine Beschwerde, sondern einfach eine nette Anekdote.

Plötzlich flippt die Frau aus... Für mich (!) aus dem Stand heraus. Meine Tochter wäre ja verzogen, weil sie nicht alles isst (sie ist auch Asperger. Wahrscheinlich. Wir wissen es nicht genau.).

Vor Schreck blieb ich tatsächlich ganz ruhig... Bisschen wie erstarrt. Und dann fing sie an, mich zu beschimpfen. Das ich ja immer so motzig wäre, nie wäre was gut... Ich schwieg immer noch. Aber nahm schon reichlich Abstand zu ihr. „Beruhig dich erstmal, vielleicht kannst du mir dann sagen, was dir über die Leber gelaufen ist.“
Da wurde sie laut:“Du bist aber empfindlich... Aber weißt du was, darüber diskutiere ich nicht. Das bist du gar nicht wert... Nichts bist du wert. Gar nichts!“

Nein. Ich habe nichts gesagt, aber meine Tochter an die Hand genommen und bin einfach gegangen. Beschimpfen lassen muss ich mich nicht. Aber ich versteh das nicht?

Um nachzuforschen, was da los war, hab ich ihren Sohn (den Vater der Freundin angerufen). Hätte ja sein können, dass da gestern was war. Ich kann sowas nicht so stehen lassen. Gibt für alles eine Ursache. Und ich habe mir Gedanken darum gemacht, ob die Dame vielleicht ein ganz anderes Problem hat. Gesundheitlich oder Jemand ist gestorben. Gibt ja vieles.

Der Sohn war von den Socken... „Nee, da war gestern nichts. Alles gut. Deine Tochter mochte die Lasagne nicht. Aber wir haben was anderes gefunden. Sind halt Kinder.“ Auch die Anekdote mit dem Parfum hab ich ihm erzählt. Da hat er gelacht.

Etwas anderes ist nie vorgefallen, hab ich nicht gemacht. Und ich kapier das einfach nicht. Wenn ich wenigstens wüsste, was ich falsch gemacht habe?

Warum schreib ich das? Weil ich verstehen möchte, was in einem Nicht-Aspergerkopf vor sich geht. Mir würde das schon aus Höflichkeit nicht einfallen, einen anderen Menschen auf offener Straße zu beschimpfen.
Und es macht mich traurig und verwirrt mich. Vielleicht suche ich auch nach was tröstendem... Weiß nicht. Bin irgendwie ziemlich down und will das nur verstehen. Vielleicht auch, um beim nächsten mal, anders zu reagieren? Wenn ich denn was falsch gemacht habe?

Wenn ich wüsste was, könnte ich ja reagieren? Aber so?
Und war es denn richtig, sich keine Diskussion anzutun und ab einem bestimmten Punkt einfach zu gehen?

Kennt ihr solche Situationen?

So langsam aber sicher, erfriere ich in dieser Welt und ich hab schon gar keine Lust mehr, „Bekannte“ kennenzulernen.

Das klingt nicht normal. Die Oma ist das? Wie alt ist sie?
Es ist gut, daß Du es ihrem Sohn gesagt hast, zur Sicherheit. So eine plötzliche Aggression kann auch auf ein gesundheitliches Problem hinweisen, Alzheimer, Demenz, das kann ein Frühwarnzeichen sein.
Du kannst da nichts dafür, normal würde eine Oma da auch drüber lachen, und Spezialwünsche beim Essen gehören zum täglich Brot für Omas. Das gehen war völlig richtig. :trost:
 
Danke euch allen... Habe gerade einen langen Marsch hinter mir und dabei ein bisschen den Kopf freibekommen.
Das klingt nicht normal. Die Oma ist das? Wie alt ist sie?
Es ist gut, daß Du es ihrem Sohn gesagt hast, zur Sicherheit. So eine plötzliche Aggression kann auch auf ein gesundheitliches Problem hinweisen, Alzheimer, Demenz, das kann ein Frühwarnzeichen sein.
Du kannst da nichts dafür, normal würde eine Oma da auch drüber lachen, und Spezialwünsche beim Essen gehören zum täglich Brot für Omas. Das gehen war völlig richtig. :trost:

Ich danke dir... Sie ist so Anfang 60, spielt aber natürlich keine Rolle. Eine fite, sehr taffe Frau. Ich kenne diese charakterliche Veränderung von mir, bevor ich Anfälle bekomme. Da werde ich sehr sensibel und hau da schon mal merkwürdiges raus, was im Rahmen einer Aura normal ist. Ich hatte mir schon Gedanken gemacht, ob das Vorzeichen sein könnten. Aber letztendlich, bringt es natürlich nichts, zu spekulieren. Es kann ein Zug sein, den ich im letzten halben Jahr, noch nicht mitbekommen habe.

Viel mehr frag ich mich jetzt für meine Tochter, wie das weitergehen kann. Boar... Irgendwie unangenehm. Das lief bisher alles so einvernehmlich und nett. Ich habe ihr geholfen und sie mir, auch wenn ich mich mit persönlichen Dingen schon zurückgehalten habe. Sie weiß nichts von dem, was mich bedrückt oder bewegt. Was aber an mir liegt. Niemand weiß davon. Nur das Forum. Deshalb hat es mich echt gewundert, weil sie sagte: du hast deine Probleme und ich hab meine. Woher weiß sie denn, was mich bedrückt?

Die Angst vor dem Unbekannten, bringt mich in echte Probleme. Mir ist das eben so nahe gegangen, dass ich draußen beim Laufen völlig die Zeit vergessen habe. Das geht nicht so an mir vorbei... Bin dann im Dunkeln über Feld und Matsch und dann noch im Schlamm ausgerutscht.

Gott sei Dank ist der Tag heute zuende... Ich schlafe mal eine Nacht drüber.
 
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So langsam aber sicher, erfriere ich in dieser Welt und ich hab schon gar keine Lust mehr, „Bekannte“ kennenzulernen.

Bin auch nicht motiviert dazu als vermutlicher Asperger (nicht diagnostiziert halt), wobei es zum größeren Teil ja an mir selbst liegt (wobei 9 Jahre Mobbing als Kind sicher nicht ohne Relevanz sind). Ist mir schlicht zu anstrengend und bin zu ignorant, festgefahren (was vermutlich auch autistisch ist) und sozialphobisch, dass ich meinen irrationalen dysfunktionalen Lebensstil ändern könnte. Ich wünsche niemandem es genauso zu machen (habe real keinerlei Freunde mehr, ist also nicht übertrieben formuliert). Ich weiß auch nicht wirklich warum ich das so tue, ist nicht einmal so, dass ich wirklich total misanthropisch wäre (zumindest im Vergleich zu anderen de facto Einsiedlern) und Leute hassen würde. Ich mag die Welt jetzt nicht, aber würde nicht sagen, dass Leute insgesamt schlecht sind, was auch immer man mit "schlecht" meint. Vermutlich denke ich (mittlerweile) einfach, dass es sowieso nicht funktioniert, dass da keine wirkliche Resonanz zwischen mir und der Welt, inklusive andere Leute, besteht, größtenteils zumindest.

In diesem Fall jedenfalls wirkt das sehr seltsam, und @Loop mag recht haben, dass es sich um eine Krankheit handelt, die mit dem Alter zu tun hat. Aber keine Ahnung, vielleicht sind dir irgendwelche subtilen Zeichen ihrer Abneigung zuvor nicht aufgefallen, und sie dachte sie müsste das mal klar machen. Aber, auch wenn ich selbst nicht "normal" bin, gehe ich hier klar davon aus, dass auch normale Leute ihr Verhalten schräg finden würden, möglicherweise altersbedingt.

Ansonsten halte ich es auch für wichtig, dass du dich nicht in den Weg deiner Tochter stellst, und ihre Freundschaft mit dem anderen Kind sabotierst, nur weil die Oma ein Ars... war. Sicherlich weißt du ja, dass das mit Freundschaften/Kontakten bei (möglichen?) Autisten extrem fragil ist. Es kann sehr leicht sehr viel falsch laufen, und Leute werden so wie ich, oder schlimmer noch.
 
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