Das Tolle an solchen Pro-Gendern-Videos ist: Man braucht eigentlich gar keine Contra-Videos, die erklären warum Gendern, zumindest so angewandt und in dem Ausmaß, Blödsinn ist. So ein "Vortrag" entlarvt sich meiner Ansicht nach selbst und interessanterweise scheinen das auch Kommentatoren unter dem Video so zu sehen (erstaunlich sachlich!). Glaube kaum, dass sich das viele angucken und dann denken "ja, das ist super."
Beispiele:
"Halle liebe Zuschauer innen." -- "Hallo liebe Menschen die mir hier zusehen" --- "Hallo liebe Zusehenden"
"(...) indem ich zusehende Menschen sage, anstatt Zuschauer"
Ihr Hauptargument für das gendern ist schon ein Witz: Sinngemäß: Sie möchte Leid und unangenehme Gefühl (bei anderen) vermeiden und glaubt, dass es vor allem jene gibt denen das sehr wichtig ist --- und die ihrer Logik nach leiden würden wenn nicht gegendert wird -- und jene denen es weitgehend egal ist. Ihrer Logik nach würde nicht zu gendern also Leid erzeugen, während zu gendern das eben nicht tut. Also gendert sie.
Klingt theoretisch logisch. Aber meine Fresse, wie verkopft und kurzsichtig ist das? Kommunikation kann jederzeit und absolut ungewollt in anderen Menschen negative Gefühle und Leid erzeugen. Eine der wirklich schlechtesten Dynamiken unserer Zeit ist, dass heutzutage "beleidigt sein" zu "Recht haben" wird.
Mein Rat an sie wäre: Nicht mehr kommunizieren. Es gibt kein Thema, nichts was man sagen könnte, dass in anderen nicht irgendetwas leidvolles auslösen konnte.
Abgesehen davon: Stellen wir uns mal vor, das "generische Maskulinum" würde einfach nur so verstanden wie es gemeint ist, anstatt dass einige wenige dem Rest erklären es beziehe sich auf das biologische Geschlecht, wo wäre dann noch mal das Problem?
Wie es gemeint ist:
"Generisches Maskulinum (von lateinisch genus „Geschlecht, Gattung, Art“, und masculus „Männchen“)[1] bezeichnet die sexusindifferente (von lateinisch indifferens „unbestimmt, gleichgültig“)[2] oder geschlechtsneutrale Verwendung maskuliner Substantive oder Pronomen.[3][4] Hierbei werden beispielsweise grammatisch maskuline Personen- oder Berufsbezeichnungen, von denen sich auch eine feminine Form ableiten lässt, generisch (also verallgemeinernd) für Personen verwendet, deren biologisches Geschlecht entweder unbekannt, nicht von Bedeutung oder (im Plural) gemischt ist.[5][6]"
https://de.wikipedia.org/wiki/Generisches_Maskulinum
Jene die gendern in einem derartigen Extrem vertreten und anwenden, bringen damit letztlich alles auf die Ebene der Geschlechter, auch dann wenn die eigentliche Nachricht genau gar nichts damit zu tun hat.
_________________________Kommentare unter dem Video:
Erster Kommentar --- eine Cathrin schreibt:
Ich gehöre definitiv zu den Leuten, die durch das Gendern genervt sind. Der Inhalt des Gesagten oder des Textes geht unter, weil man sich durch den Genderwahnsinn durchwühlen muss. Letztens hab ich meinem Freund einen Text vorgelesen. Hab das Gendern beim Vorlesen weggelassen. Inhalt verständlich. Anschließend hab ich gesagt: „Eigentlich lautet der Text so: [...]“. Text mir Gendern vorgelesen. Wir haben uns nicht mehr eingekriegt vor Lachen. Das Ganze ist einfach nur noch peinlich. Das mit „Innen“ ein bisschen abzukürzen macht es auch nicht besser. Bei jedem „Innen“, was ich höre, kommt es mir so vor, dass derjenige zum Ausdruck bringen möchte „jetzt aber mal Schluss mit dieser ganzen Unterdrückung!“. (Sorry, muss ja heißen: „der-/diejenige“)
Zweiter Kommentar --- eine Pia schreibt:
Was mich am gendern "stört" (viel mehr als das eigentlich): Ich als Frau habe mich nie von irgendwas ausgeschlossen gefühlt. Ich habe nie das Gefühl gehabt, durch Sprache benachteiligt zu sein. Ich habe Menschen überhaupt nicht nach Geschlechtern eingeteilt, wirklich 0, es war mir immer komplett egal. Seit der Gender Diskussion und seit diesem ständigen: "Benutz auch die Weibliche form, sonst werden frauen diskrimiert!" ist in meinem kopf immer die frage: Sind wir denn anders? Müssen wir uns extra benennen? In meinen Augen schließt diesen Gendern Frauen viel mehr aus, als zuvor, weil unheimlich nach Geschlechtern kategorisiert wird. Früher habe ich immer gesagt ich bin Schüler. Jetzt bin ich Studentin, und durch diese ganze Diskussion kann ich nicht mehr sagen ich bin Student sondern muss mich von dem Wort aus einem innerlichen Zwang differenzieren. Zu viel Ausmerksamkeit einer Sache zu schenken, die eigentlich kein Problem ist, macht sie zu einem Problem. Mit "Liebe Zuschauer" würde ich mir gar nicht bescheuert vorkommen als Frau. Mit Liebe Zuschauer*innen werde ich daran erinnert, dass es ja einen Unterschied gibt der scheinbar so gravierend ist das man ihn benennen muss. Finde ich nicht nur störend, sondern sehr bedenklich.
Dritter Kommentar --- "22yearsold" (wahrscheinlich männlich) schreibt:
Vermutlich bin ich hier mit meiner Meinung relativ allein. Ich lerne zurzeit für mich, dass ich nicht jedem gefallen muss. Ich muss es nicht Jedem recht machen und ich will das auch nicht. Wenn ich "Zuschauer" sage, dann ist das für mich geschlechtslos. Wenn sich dadurch bei mir jemand angegriffen fühlt, dann brauche ich diese Person auch nicht in meinem Umfeld. Das gilt nicht nur fürs gendern, sondern generell. Ich will nicht dass sich Andere bei mir verstellen, nur weil ich mich durch etwas getriggert fühle. Und so will ich mich auch ungern bei Anderen verstellen müssen oder 24/7 auf meine Sprache achten müssen. Ich finde derzeit fühlen sich Menschen durch alles Mögliche viel zu schnell "getriggert" (Abgesehen davon dass der "Trigger" komplett verharmlost wird, für Menschen bei denen tatsächlich sehr schlechte Flashbacks getriggert werden). Als Influencer ist das sicher nochmal ein anderes Thema. Mir ist es ziemlich egal ob Pia nun gendert oder nicht. Ich finde den Gedanken vom Gendern grundsätzlich gut. Ich brauche allerdings keine Personen in meinem engeren Umfeld die sich durch Dinge die ich tue getriggert fühlen. Die Menschen die mich kennen, wissen dass ich definitiv niemanden ausgrenzen will und niemandem etwas Böses will.
Vierter Kommentar -- "Mikasa" (keine Ahnung ob Frau oder Mann) schreibt:
Das ist die Überempfindlichkeit unserer zeitgenössischen Gesellschaft.
Fünfter Kommentar -- Jule (weiblich) schreibt:
Also ich fühle mich immer angesprochen, egal ob gegendert wird oder nicht. Wenn ich einen Text lese und da steht "liebe Leser" dann zähle ich mich dazu obwohl ich eine Frau bin. Dieses benutzte "Leser" hat für mich kein Geschlecht, sondern ich fühle mich angesprochen weil ich lese, unabhängig davon wer oder was ich bin, sondern bezogen auf das was ich tue... ergibt das Sinn? Ich verstehe aber auch, dass es Menschen gibt, die sich dabei nicht angesprochen fühlen, deshalb finde ich, ist es eine gute Lösung zu gendern für die, die nicht so denken wie ich.
Das sind alles sachliche Kommentare, überwiegend von Frauen. Alle sind dagegen.... Gendern wird sich bestimmt durchsetzen!
