Zuhause unterwegs....ich bin mir ganz sicher, dass Du es mir nicht nachträgst, dass ich mir diesen treffenden Ausdruck heute einmal ausleihe, denn er trifft es im Kern.
Seit wann ist die Welt so bunt? Vielleicht hat es damit zu tun, dass vor meinem inneren Auge quälende Bilder geisterhafter, zerbombter Städte unablässig ihre Runden drehen und wir heute mit unseren Velos an unglaublich farbenprächtigen Klatschmohnfeldern entlangfuhren. Der Kontrast zu meinen inneren Bildern konnte nicht grösser sein. Blütenwiesen wie im Bilderbuch, saftig und unfassbar schön...
Viele Kilometer später, entlang von Feldern und durch Wälder, gelangten wir zum mysteriösen Schlösschen hoch über der Stadt, das mit dem offenen, schmideisernen Tor dazu einlud, den etwas verwilderten Garten zu betreten. Verspielte Türmchen gehörten genauso zum Anwesen wie Statuen. Es war nicht klar, wer das Anwesen bewohnte oder wem das Kleinod gehörte, was viel Raum für märchenhafte Vorstellungen liess. So malte ich mir aus, dass aus einem der Fenster der Türmchen eine Rapunzel ihr Haar herunterlassen würde oder eine schlafende Prinzessin im Turmzimmer auf den erlösenden Kuss ihres Prinzen wartete.
Als Fotoobjekt eignete es sich jedenfalls bestens.
Der Weg ging weiter durch die Rebberge ansteigend und wir gelangten schliesslich zu einem unbekannten Erdbeerfeld, wo ich nicht widerstehen konnte.
Was für wunderbare Plätze direkt vor der Haustür. Was für ein Glück, zu Hause unterwegs sein zu können, ohne Angst und ohne das Gefühl aushalten zu müssen, dass sich die Welt in einen feindlichen Ort verwandelt hatte, einen Ort, der einen nicht mehr wollte oder den man selbst nicht mehr ertragen konnte, weil dort Unfassbares geschehen war.
Zu gerne hätte ich abends noch die kleine Kirche fotografiert, an der wir viel zu schnell vorbeiflitzten. Sie hätte gut zu meinem Gefühl der tiefen Dankbarkeit gepasst.