Mipa's Thread

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Ihre Zeit ist wieder gekommen, lautlos haben sie den Teich in Beschlag genommen. Es sind unzählige und oft sind sie zwischen Grashalmen und Seerosenblättern im moorigen Wasser nicht auszumachen und verbergen sich meisterhaft. Abends stimmen sie dann in ein gemeinsames Konzert ein, dem man nichts entgegensetzen kann.
Doch davor dreht die kleine Fledermaus, die in der dunklen Tanne wohnt, ihre Runden über dem Wasser und segelt schwerelos dahin, bevor sie sich blitzschnell zum Trinken hinunterstürzt. Ich bin jedes Jahr fasziniert, wie in und um den Teich das Leben zu pulsieren beginnt, wie es sich durchsetzt, allen Widrigkeiten zum Trotz. Ich bin sehr dankbar, hier leben zu dürfen, meinem Lieblingselement so nahe und in eine friedvolle Umgebung eingebettet zu sein und immer wieder dahin zurückkehren zu können. So viele Menschen werden von dem Ort vertrieben, der Ihnen viel bedeutet, er verliert an Bedeutung, weil man ihn nicht mehr mit geliebten Wesen teilen kann oder er verschwindet gänzlich von der Landkarte. Das ist so unbeschreiblich traurig.

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Ich zähle die Tage.
Oft zähle ich die Stunden und hoffe jeden Tag, dass die Schulzeit bald vorbei ist, dabei muss ich mich noch bis in den Frühherbst gedulden. Ich vermisse die Patienten, den direkten Kontakt mit Ihnen am Bett. Ich vermisse ihre vielfältigen Geschichten, mir fehlen die schweren Stunden, genauso wie die leichten, der Beziehungsaufbau, die Gespräche und vor allem das tatkräftige und zielgerichtete Handeln und Zupacken. Dabei sind mir vor allem die Caring Kompetenzen ans Herz gewachsen, die für mich das Herzstück der Pflege darstellen. Von allen Modellen und Konzepten, die sich in meinem Kopf drehen, ist Caring das einzige Konzept, das Sinn macht und alle anderen mitumfasst.
Ich erlebe momentan viele ‚verlorene‘ Tage und muss mich mit fehlender Motivation, Ungeduld und Resignation herumschlagen. Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich mich an meine jüngeren Mitschüler anpasse, weil ich diesen inneren Widerstand loswerden möchte. Letztlich bleibe ich aber die engagierte Exotin, die hier nicht hinpasst.
So suche ich weiter nach freier Lernzeit, die sich meist beim Näherrücken in Luft auflöst, mache gute Miene, obwohl ich dazu keine Lust habe und akzeptiere einmal mehr, dass Lehrjahre eben keine Herrenjahre sind.
Noch 122 Tage.
 
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