Ich zähle die Tage.
Oft zähle ich die Stunden und hoffe jeden Tag, dass die Schulzeit bald vorbei ist, dabei muss ich mich noch bis in den Frühherbst gedulden. Ich vermisse die Patienten, den direkten Kontakt mit Ihnen am Bett. Ich vermisse ihre vielfältigen Geschichten, mir fehlen die schweren Stunden, genauso wie die leichten, der Beziehungsaufbau, die Gespräche und vor allem das tatkräftige und zielgerichtete Handeln und Zupacken. Dabei sind mir vor allem die Caring Kompetenzen ans Herz gewachsen, die für mich das Herzstück der Pflege darstellen. Von allen Modellen und Konzepten, die sich in meinem Kopf drehen, ist Caring das einzige Konzept, das Sinn macht und alle anderen mitumfasst.
Ich erlebe momentan viele ‚verlorene‘ Tage und muss mich mit fehlender Motivation, Ungeduld und Resignation herumschlagen. Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich mich an meine jüngeren Mitschüler anpasse, weil ich diesen inneren Widerstand loswerden möchte. Letztlich bleibe ich aber die engagierte Exotin, die hier nicht hinpasst.
So suche ich weiter nach freier Lernzeit, die sich meist beim Näherrücken in Luft auflöst, mache gute Miene, obwohl ich dazu keine Lust habe und akzeptiere einmal mehr, dass Lehrjahre eben keine Herrenjahre sind.
Noch 122 Tage.