KassandrasRuf
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GrauerWolf
Und so ist das z.B. ausgemachter Unsinn, der aber immer wieder durch die Blätter geistert. Bei verhaltensgestörten Hunden mag das vorkommen, auch bei Tieren mit Tollwut (kommt in Mitteleuropa nicht mehr vor), aber bei Wildtieren ist die Ursache eine andere.
Normalerweise ist nach einem Predationsangriff der Rest der Beutetiere über alle Berge. Gelegentlich bringt einem das Jagdglück auch mal 2 Beutestücke ein, dann wird für schlechte Zeiten gebunkert.
Kann die Beute (klassisches Beispiel: Fuchs oder Marder im Hühnerstall oder Wolf in der Schafskoppel) nicht fliehen oder ist schlicht unfähig/zu dumm dazu (Schafe!), dann kommt es zu dem, was der Verhaltensforscher "überoptimalen Beutereiz" und "Surpluskill" nennt. Das sehr sinnvolle, biologische Programm schreibt vor, möglichst viel Beute für schlechte Zeiten zu machen und so wird eben weitergetötet.
Auch Unfälle kommen vor. Ich weiß z.B. von einem Fall im Maome-Löwenrudel (Botswana), als ein junger Elefant halb lebendig gefressen wurde. Dahinter steckte keine Grausamkeit, sondern handwerkliche Unsauberkeit: Das Rudel hatte sich schlicht verschätzt und der übliche, saubere Kehlbiß funktionierte nicht. Ergo setzen die Löwen rohe Körperkraft ein.
Normalerweise wird lebende Beute nur angeschleppt, damit die "Kitten" das Jagen üben können.
Infantizid ist bei manchen Tierarten genetisch programmiert (z.B. Großkatzen und Bären), kommt aber z.B. bei Caniden mit Familienstruktur üblicherweise nicht vor (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Mobbing von rangniedrigen Tieren ist übrigens eine Geschichte, die man oft in Gefangenschaft beobachten kann. Allerdings lassen sich diese Erkenntnisse kaum bis gar nicht auf Wildtiere übertragen. Mobbing würde den Zusammenhalt der Gruppe gefährden, damit den Jagderfolg und letztlich die ganze Gruppe.
Grundsätzlich ist m.W. Mobbing (im Sinne menschlicher Gemeinheit) bei Wildtieren eher selten (bei Vögeln kenne ich mich außer bei Rabenvögeln nicht aus). Nur Affen scheine da eine unrühmliche Ausnahme zu bilden, was mich nicht weiter verwundert.
Es gibt mehrere Gründe für Infantizid. U.a. auch den Grund des Ressourcensparens mit anschließendem Kannibalismus (durch die Mutter oder auch die ganze Gruppe).
Beim Töten der Jungtiere durch neue Alpha-Männchen wehren sich aber z.B. auch manche Löwinnen erfolgreich und schützen ihre Jungen.
http://www.spektrum.de/lexikon/biologie/infantizid/34009
Das Mobbingverhalten wurde bei Wildtieren (Wildhunde, Wölfe, Vögel…) beobachtet.
Nehmen die Beutetierbestände ab, erhöht sich deshalb nicht nur die Jungtiersterblichkeit, sondern die Territorien werden vergrössert und überzählige Tiere des Rudels zur Abwanderung gezwungen.
http://www.gruppe-wolf.ch/index.php?page=5&subpage=2
Wir teilen uns, als Teil des Tierreiches, praktisch die gesamte Verhaltenspalette mit unseren Verwandten. Sowohl Empathie, Brutpflege, Schutzverhalten, Sozialisierung in Gruppen, als auch Revierverhalten, Aggression, Dominanz, diverse grausames Verhalten ….
Auch das (sadistische) Quälen, in dem von Dir beschriebenen Sinn des Lustgewinns, gehört nicht unbedingt zum Standardverhalten von Menschen.
Wenn sich Tiere „daneben benehmen“ sprichst Du von Verhaltensstörung, gleiches gilt für Menschen mit psychopathischen Tendenzen. Menschen denen Mitleidsfähigkeit, Bedauern und Empathie völlig fehlen und die zum persönlichen Lustgewinn andere Menschen oder Tiere quälen, zeigen ganz eindeutig massive Verhaltensauffälligkeiten. Dieses Verhalten wird auch, so es sichtbar wird, von der sozialen Gruppe / Umgebung sanktioniert.
Anders als die meisten Tiere können wir einen Teil unseres Verhaltensprogramms ein Stück weit Hemmen, in Frage stellen und Formen.
Auch wenn Inzest, Kannibalismus, Kindstötung, Overkill, Mobbing, blutige bis tödliche Rangkämpfe uäm. im Tierreich eine biologische Funktion haben, so haben wir uns im Laufe unserer Entwicklung und auch mit Voranschreiten der sozio-kulturellen Evolution als soziale kooperativ lebende Tiere mit der derzeit höchsten Bewußtseinsfähigkeit dafür entschieden, solche Verhaltensweisen abzulehnen.
GrauerWolf #196
Weil nach meinen Erfahrungen Kinder oft Spaß dran haben, Tiere zu quälen.
Kleinere Kinder tun das normalerweise nicht aus Spaß am Quälen, sondern aus Neugier. Mit der gleichen Neugier zerlegen sie auch Gegenstände.
Erst durch die Rückmeldung (z.B. der Eltern) lernen sie, dass auch Tiere die solche Aktionen nicht selbst sanktionieren können (und zu denen in der Regel keine emotionale Bindung besteht), keine Gegenstände sind (eine Katze oder ein Hund reagiert auf groben od. schmerzhaften Umgang sofort, z.T. sehr unmissverständlich).
Ältere Kinder und Jugendliche tun das (sofern sie eine gesunde Entwicklung durchlaufen) normalerweise gar nicht mehr.