Meine Reisen, meine Länder...

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VI

„Ein dringender Anruf von unserem Vertretungsleiter in Lima, Frau Hausendorf.“
„Hallo, Hausendorf.“
„Ja hier Richter am Apparat.“
„Frau Hausendorf, leider muss ich Ihnen mitteilen, dass Ihre Söhne zusammen mit dem Führer, im Jeep tödlich verunglückt sind.“
„Oh mein Gott, wie konnte das nur passieren?“
„Es war ein Erdrutsch. Ihre Söhne sind mit dem Wagen in eine tiefe Schlucht herabgestürzt. Deswegen fand man den Jeep und die toten Körper erst gestern. Frau Hausendorf, mein aufrichtiges Beileid.“


Frau Hausendorf saß da wie gelähmt. Sie wusste genau, dass sie den Tod ihrer Söhne vor Albert geheim halten musste. Er würde in seinem Zustand solch eine Nachricht nicht überleben.
Ich werde Albert in die Klinik schicken, überlegte sie düster. Er soll Bluttransfusionen bekommen, während ich meine beiden Söhne beerdigen werde.









VII

Huayna und Lisa saßen oben in den Ruinen des Sonnentempels, hoch über Macchu Picchu. Schweigend beobachteten sie die Dämmerung. Wie ein dunkler Schleier, der unten aus den Schluchten des Urubamba herauf kroch und sich über alles legte und so das das satte Grün des Urwaldes langsam in ein opalisierendes dunkles Grau verwandelte. Dann, plötzlich war die Nacht da.



Die Touristen waren längst wieder gefahren. Maria Dolores hatte sich zum astronomischen Turm und dem Intiwana, dem Sonnenstein begeben. Sie hatte vor, Aufzeichnungen und Berechnungen dort zu machen.

Macchu Picchu gehörte Huyana und Lisa allein. Die Zeit begann sich zu verlangsamen. Wie in einem Traum, verwandelte sich die Landschaft, unmerklich, geheimnisvoll.
Lange Zeit saßen beide schweigend da. Da ging die schmale Mondsichel über den Bergen auf und er sprach leise: „Die Sonne, der Mond, der Tag, die Nacht, Frühling und Winter werden von Dir nicht vergeblich angewiesen, oh Viracocha.“
Seltsamerweise verstand Lisa den Sinn seiner Worte. Ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, das Mondlicht tauchte die Ruinen der alten Stadt Macchu Picchu in zartes silbriges Licht. Lisa war es, als wäre sie in eine längst vergangene Zeit versetzt worden. Eine Zeit in der sie gemeinsam mit Huayana hier lebte...
„Glaubst du an Gott Lisa?“ Huayna holte sie aus ihrem Traum. „Ich glaube an Viracocha den großen Sonnengott zu dem ich bete, kannst du das respektieren?“
Lisa war wieder hellwach, sie überlegte was sie Huayna antworten sollte.
„Gott, Gott, Gott!“, sprach sie erregt und stand auf. „Wir erschaffen uns unseren Gott, entsprechend unserer Entwicklung Huayna, es sind unsere Projektionen und es lohnt sich nicht darum Kriege zu führen. Leider machen die Menschen dies seit Tausenden von Jahren und sie sind bisher nicht klüger geworden.“

Huayna war auch aufgestanden. Er stellte sich neben sie. –
„Ja, ich glaube an Gott“, sagte sie leise zu ihm. „Gott, Buddha oder Jahve, die Singularität, die Dreieinigkeit, man kann es nennen wie man will. Die reine Energie, sie ist letztendlich der Vater aller Schöpfung.“

Er hatte seinen Arm um sie gelegt und zog sie zu sich. Ja, dachte er, sie ist es, sie ist meine Aqlla-Cuna, meine auserwählte Prinzessin...
Als sie sich küssten, wusste Lisa, dass sie immer schon füreinander bestimmt gewesen waren, und sich jetzt, nach langer Zeit, wieder vereinten.
Huayna hatte eine Decke ausgebreitet. Sie liebten sich. Wurden von den Träumen in den Träumen geholt, dort wo die Liebe auf sie wartete, nach langer Zeit, wiedervereint.








Macchu-Picchu war einer der beeindruckensten Plätze
die ich jeh kennen lernte
an den steilen Berghängen des Regenwaldes gebaut
vom Urwald überwachsen... schlief Macchu-Picchu
einen jahrhundertelangen Dornröschenschlaf
Macchu-Picchu wurde von den Spaniern nicht entdeckt

erst Hiram Bingham Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts:

http://de.wikipedia.org/wiki/Machu_Picchu




Aphrodite:liebe1:
 
Liebe Ali...



die Bilder sind sooooo schön!!!!!!




Vor allem die Berge... und Seen... ich kann mich gar nicht sattsehen.




Danke Dir vielmals.
Herzlich
La Dame
 
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liebe Annie, La Dame und Lumen
freue mich, dass es euch gefällt:liebe1:

hier das Ende der Geschichte
jetzt werde ich nach Bolivien-Peru erst mal eine Pause einlegen...






VIII

Am nächsten Morgen, als den Triebwagenwaggons, so wie jeden Morgen auch, hunderte von Touristen entstiegen, die nach Macchu Picchu wollten, fuhr Huayna mit Maria Dolores und Lisa im leeren Zug nach Ollantaytambo, in das Dorf seiner Tante. Dort, wo er aufwuchs und von seiner Tante Chinchita jahrelang unterrichtet wurde. Als Kind schon begleitete er sie in den Urwald und er lernte von ihr alles über Pflanzen und Tiere. Er lernte auch über die Luft, das Wasser, das Feuer und die Erde.

Das Dorf Ollantaytambo war nicht weit und als die drei die Hütte von Tante Chinchita betraten, wurden sie von einer stattlichen Indianerin begrüßt. Sie musterte die jungen Frauen mit aufmerksamen Augen, die so klein wie Schlitze waren.

Sie musste uralt sein, die Haut ihres Gesichts schien nur noch aus Falten und Runzeln zu bestehen. Ihre Haare waren zu einem dünnen Zopf geflochten, der ihr bis zur Hüfte reichte.
Sie trug die Landestracht der Inkafrauen. Um ihren Gürtel hingen kleine Lederbeutel, bunte Vogelfedern und kleine Kabassen. Den Hals schmückten mehrere Ketten aus Muscheln, verschiedensten Samen, Wildschweinzähnen und kleiner Knochen.
Tante Chinchita bedeutete ihnen mit einer Handbewegung am Boden, Platz zu nehmen und schenkte ihnen duftenden, stark aromatischen Kräutertee ein.
„Pachamama“, begann sie in der Queschuasprache zu sprechen. „Pachamama ist unsere Mutter Erde, wir sollen uns ihrer immer erinnern“. Sie bot eine Tasse Tee symbolisch der Erdmutter an und verbeugte sich drei mal vor ihr. – „Jeder Berg, jeder Felsen und unsere Natur, das ist Pachamama“. Auch sie trank vom Tee und Huayna übersetzte Lisa was seine Tante sagte. – „Der weiße Mann kam zu uns Inkas und eroberte unser Reich, aber er hat Pachamama, unsere Mutter nicht geachtet; und er hat Viracocha, unseren Vater beleidigt.“ Die alte Frau seufzte schwer und fuhr dann fort. – „Der weiße Mann hat dadurch, dass er seine Liebe zu Pachamama vergessen hat, Krankheiten in der Natur und in sich selbst heraufgeschworen. Ohne die Liebe zur Mutter Erde, werden die Menschen kalt im Herzen, ihr Blut verändert sich, es birgt in sich den schleichenden Tod.
Viracocha, der Sonnengott, beobachtete dies mit großer Sorge und weinte Tränen des Kummers. Diese Tränen fielen auf die Erde und Pachamama konnte aus den wertvollen Tränen von Viracocha eine Pflanze wachsen lassen. Es ist die Pflanze, weswegen Ihr kamt, die Pflanze, Tränen des Tici Viracocha. Sie wächst versteckt im Urwald.“ Tante Chinchita schenkte nochmals Tee ein und blickte in die Runde.
Alle waren still, gespannt warteten Lisa und Maria Dolores, auf das, was die alte Indianerin sagen würde.
„Viele kamen schon in diese Gegend und suchten nach der Pflanze, aber nur wenigen war es vergönnt, sie zu finden. Die meisten von ihnen mussten unverrichteter Dinge wieder abziehen, oder sie starben sogar.“ Sie schwieg, sah Lisa bedeutsam an. – „Dich kenne ich, du bist eine Aqlla-Cuna, eine auserwählte. Wir hatten dich erwartet. Ich sah dich im Feuerorakel.“
Tante Chinchita lächelte, „morgen, lange noch vor Sonnenaufgang werden wir los gehen, tief hinein in den Urwald und die Pflanze für deinen Vater holen.







Sie waren bereits zwei Stunden marschiert. Langsam begann es zu dämmern. Tante Chinchita schritt rüstig voran, alle anderen folgten ihr im Gänsemarsch. Die Nachhut bildete Huayna. Der Urwald begann immer dichter zu werden und obwohl die Sonne bereits aufgegangen war, blieb sie unsichtbar hinter dem Dach von Baumkronen verborgen.
Sie versanken im Universum des Dschungels, wo der Himmel sich nicht mehr zeigte und die Zeit ihre festen Konturen verlor, bis es schien, als bliebe sie endgültig stehen und sie in eine andere, fremde Realität verwies.
Es roch nach Morgentau. Die Luft war schwer vom Duft süßlich duftender Blüten.
Tante Chinchita verlangsamte jetzt ihren Gang. Sie mussten sich vorsichtig weiter bewegen, hindurch zwischen Lianen, Riesenfarnen und Pflanzen mit großen fleischigen Blättern. Immer dichter wurde der Urwald. Der Lärm von exotischen Vögeln, Insekten und dem Gekreische der Affen war ohrenbetäubend.
Längst waren ihre Kleider durchnässt vom Schweiß, ihre Stiefel vollgesogen von Wasser. Das Vorwärtskommen wurde immer schwerer und war ermüdend.
Nicht so Tante Chinchita, sie ging barfuss, genau wie Huayna. Die beiden jungen Frauen wagten aber nicht ihre Stiefel auszuziehen. Aus Vorsicht vor Schlangenbissen und Blutegeln, gegen die Chinchita und Huayna immun waren.

Sie waren in eine völlig andere Welt versetzt worden. Im Territorium der Unwirklichkeit, der Intuition und der Magie. Hier in diesem grünen Universum konnte man sich nicht mehr allein auf den Verstand verlassen.
Da dachte Lisa an ihre Meditationstechniken und wendete sie an. Sie wurde ruhig, sie kämpfte nicht mehr an, ließ einfach geschehen.
Vor ihnen begann es auf einmal zu leuchten. Tante Chinchita deutete auf eine große Pflanze mit weißen, tropfenförmigen Blüten, die silbern schimmerten.
Tante Chinchita begann einen leisen Dankesgesang und wandte sich an Lisa.
„Was bist du bereit, für die Pflanze zu opfern? sie sah sie bedeutungsvoll an. – „Alles, was wir von unserer Mutter Pachamama entnehmen, müssen wir durch irgendetwas ersetzen.“
Lisa überlegte nicht lange, sie nahm ihren Rosenkranz aus Sandelholzperlen, den sie aus Nepal mitgebracht hatte. Er war von einem hohen Lama gesegnet worden und sie trug ihn seither immer bei sich. Feierlich gab sie ihn Chinchita, die ihn in das Loch, wo sie die Pflanze ausgrub, hineinlegte und alles sorgfältig mit Erde bedeckte.
Die Pflanze gab Chinchita dann in einen kleinen Stoffbeutel. Dann machten sie sich auf den mühsamen Rückweg.


E P I L O G


Der Abschied von Huayna war kurz. Lisa saß mit ihm in der Flughafenhalle von Lima und wartete auf den letzten Aufruf nach Frankfurt. Maria Dolores war bereits nach La Paz abgeflogen und die Minuten verstrichen schnell, nahmen keine Rücksicht auf ihre Gefühle.
„Hast du alles verstanden, mit der Verabreichung der Pflanze?“ fragte er noch einmal vorsichtshalber.
„Ja, ich habe alles verstanden“, meinte sie beruhigend. „Schließlich bin ich Biochemikerin.

Der Aufruf. Sie umarmten sich kurz. Es war wie ein Schmerz, den Lisa in ihrem Herzen fühlte.
„Und du kommst, sobald es deinem Vater gut geht, versprochen?“
„Nein. Ich glaube nicht“, sie lächelte. „Du wirst kommen und ich hoffe dir mein Reich zeigen zu können Huayna.“
„Und dann?“
„Dann, wenn du mein Reich kennengelernt hast.“ Sie lächelte. „Das dürfte dir nicht schwer fallen. Immerhin hast du es vier Jahre in Harvard ausgehalten.“ Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Dann komme ich mit dir, in dein Reich der Inkas. - Ein Aufgabengebiet werde ich sicherlich finden.“ Sie seufzte, „im Labor unserer Firma bin ich nicht unersetzbar.“
Sie winkte ihm noch einmal zu, dann verschwand sie in der Menge. Zusammen mit den anderen Fluggästen.




Aphrodite:liebe1:

 

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