Ich stimme
@Yogurette zu.
Und da mir mein trollego beim verfassen längerer texte oft wie ein stolperstein vor meinen füssen lauert, hab ich mir heute die zeit genommen um wiedereinmal den geist von elfriede jelinek zu channeln.
„Spiegelspiel der Geschlechter“
Sie, das Weib, weich wie ein Wattekloß, aus dem die Zähne blitzen, scharf. Er, der Mann, ein Gerüst aus Knochen, Muskeln, Absicht. Zwei Körper, die tanzen – nicht freiwillig, sondern weil der Taktstock des Lebens sie zwingt, seit Jahrtausenden, seit der Zeit, in der Götter noch Affen hießen.
Er will nach vorn, sie will nach innen. Er baut Städte, sie Mauern. Er spricht mit Steinen, sie mit Stimmen in sich. Doch wo einer stürzt, da fängt der andere. Nicht aus Güte – aus Notwendigkeit. Die Biologie zwingt zur Kooperation, der Geist zur Konkurrenz.
Sie hält sein Ego wie eine Katze beim Nackenfell – sanft, aber unnachgiebig. Und er hält ihre Zweifel wie ein Beil an den Wurzelgrund. Er denkt in Linien, sie in Spiralen. Er will erobern, sie erlösen.
Der Mann, ein Pfeil. Die Frau, ein Kreis. Gegensätze, die sich nicht auslöschen, sondern einander umkreisen, belauern, begatten im Tanz der Polaritäten. Es ist kein Märchen, es ist Krieg. Ein heiliger, heilender Krieg.
Er, das Tier mit Helm. Sie, das Orakel im Fleisch. Er brüllt, sie flüstert, und gemeinsam weben sie die Welt – sein Lärm, ihr Echo. Sie trägt ihn durch sein Ich, er schützt sie vor sich selbst.
Und wenn sie sich finden, nicht im Gleichsein, sondern im Gegenüber, dann kehrt Stille ein. Nicht Friede. Stille.
Einatmen. Ausatmen. Adam. Eva. Kein Sündenfall, nur Schwerkraft.
So stützen sie sich, so bremsen sie sich. Sie fallen nicht, weil sie einander festhalten.
Nicht aus Liebe.
Aus Balance.